Seite 9 - PLUS_08_2013

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Lokales
Es ist die Zeit der Jahresversammlun-
gen, bei denen die Verbände zurück
auf das abgelaufene Jahr blicken.
Rückläufige öffentliche Beiträge und
steigende Betriebskosten machten
allen zu schaffen. „Wir mussten
2012 Kürzungen von 100.000 Euro
hinnehmen“, sagte Alois Hellrigl,
Obmann des Südtiroler Braunvieh-
zuchtverbandes, bei der Jahresver-
sammlung in Nals. Konsequentes
Sparen und auch Gebührenerhö-
hungen für die Mitglieder waren
die Folge. Nur so konnte trotz allem
eine ausgeglichene Bilanz vorgelegt
werden.
Der Braunviehzuchtverband zählt
3907 Mitglieder mit 21.512 Kont-
rollkühen. Eine Belastung war das
stark gestiegene Kraftfutter, und die
Bauern dosierten. Dennoch stiegen
Milchleistung und Eiweißgehalt der
Milch an – sowohl beim Braunvieh,
als auch bei der ebenfalls im Verband
betreuten Jersey-Rasse. „Das ist
sehr erfreulich und zeigt die gute
Veranlagung unserer Rassen“, beton-
te Hellrigl. Die Milchpreise blieben
stabil, die Viehpreise steigen. Hellrigl
sprach von einem Plus von fünf bis
zwölf Prozent.
BESSERER MARKT
In Terlan hielt der Südtiroler Rin-
derzuchtverband Rückschau auf das
abgelaufene Jahr. Sparen war auch
da angesagt. „Dennoch konnten wir
die Belastungen für die Mitglieder
in Grenzen halten“, sagte Obmann
Heinrich Ennemoser. Im Verband
werden Grauvieh-, Holstein- und
Pinzgauer-Züchter betreut. Mit
15.431 Herdebuchkühen ist die Hol-
steinrasse zahlenmäßig am stärksten
vertreten, gefolgt vom Grauvieh mit
13.917 Stück. Knapp 2000 Rinder
gehören der Pinzgauer-Rasse an.
Die Verkaufszahlen bei den Versteige-
rungen stiegen auch für diese Rassen
im vergangenen Jahr an, ebenso
die erzielten Durchschnittspreise.
Die hohen Kraftfutterpreise drück-
ten aber auf die Gewinne. Dies war
mit ein Grund dafür, dass mehrere
Bauern von der Milchviehhaltung
auf die Aufzucht umstiegen.
Vomn Spardruck und allgemein
gestiegenen Kosten sprach auch
Emmerich Silbernagl, Obmann des
Südtiroler Fleckviehzuchtverbandes.
Erfreulich sei dagegen der Preis-
anstieg beim Zuchtvieh und auch
beim Schlachtvieh. Das Fleckvieh
ist südtirolweit im Aufwind und
zählt derzeit 15.000 Herdebuchkühe.
KLEINE KREISLÄUFE
Einbußen bei der Vermarkten hat-
ten dagegen die Kleintierzüchter
zu verzeichnen: Umsatz und Auf-
triebszahlen sanken, ebenso der
Durchschnittspreis bei den Verstei-
gerungen. Rigoroses Sparen war
im Verband angesagt. „Wir haben
die 2011 eingeführten Maßnahmen
konsequent fortgesetzt; das war
wichtig“, sagte Lorenz Müller, Ob-
mann des Verbandes der Südtiroler
Eng verbunden mit dem Vieh sind schon die Kinder. Die 15 Jahre alte Braune lässt
David und Jasmin gewähren…
Südtirols Viehzüchter ziehen Bilanz
NALS /TERLAN
- (br) Das Jahr 2012 war kein schlechtes für Südtirols Viehwirtschaft: Die Futterernte
fiel gut aus, der Almsommer bekam den Tieren, und die Milchpreise waren stabil. Auch der Markt zog
wieder etwas an. Dennoch gab es für die Viehzuchtverbände nicht nur Grund zur Freude.
Kleintierzüchter. So sei es trotz rück-
läufiger Beiträge und gestiegener
Betriebskosten gelungen, das Wirt-
schaftsjahr positiv abzuschließen.
Der Kleintierzuchtverband zählt
1814 Mitglieder, die landesweit in
56 Schaf- und Ziegenzuchtvereinen
organisiert sind. Einige Mitglieder
betreiben Schweinezucht mit Fer-
kelproduktion und Bauernspeck-
programm.
Seit 1999 führt der Kleintierzucht-
verband auch den Schlachthof Bozen,
wo im vergangenen Jahr ein leichter
Anstieg bei den Schlachtungen zu
verzeichnen war. Knapp 12.000 Stück
wurden 2012 angeliefert. „Es braucht
den Schlachthof Bozen, aber er ist
sanierungsbedürftig“, sagt Müller.
Die jüngsten Fleischskandale liefer-
ten erneut den Beweis, dass kleine
Kreisläufe die richtigen seien.
FUSION IM AUGE
Angesichts der immer knapper
werdenden Mittel wird unter den
Tierzuchtverbänden ein Zusammen-
schluss diskutiert. „Da gäbe es Ein-
sparungspotenzial. Mehrgleisigkeit
könnte vermieden und effizienter
gearbeitet werden – zum Wohle der
gesamten Viehwirtschaft“, ist Hell-
rigl vom Braunviehzuchtverband
überzeugt. Zur Fusion gekommen
ist es bisher aber nicht. Denn die
Verbände sind sich uneins.
Befürworter sind auch die Klein-
tierzüchter, die gerade als Kleiner
Verband viel Einsparpotential sehen.
Für eine engere Zusammenarbeit,
nicht aber für einen Zusammen-
schluss plädieren indes die Fleck-
viehzüchter. Vorbehalte hat der
Rinderzuchtverband. „Die Zeit ist
dafür noch nicht reif; so sehen es
unsere Mitglieder“, meinte Heinrich
Ennemoser. Landeshauptmann Luis
Durnwalder sagte es aber klar: „Ziel
muss es sein, in Südtirol eine einzige
Zuchtorganisation zu haben“.
Lorenz Müller
Emmerich Silbernagl
Heinrich Ennemoser
Alois Hellrigl