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KUNST & KULTUR
BOZEN
- Als am 26. Jänner 1363 nach tagelangen Verhandlungen die Gräfin Margarete (Maultasch) von
Tirol das Land an den Habsburger Herzog Rudolf IV. abgetreten hatte, begann für das Land nicht nur ein
politischer, sondern auch ein wirtschaftlicher Neubeginn. Rudolf kümmerte sich in Tirol, wie auch in seinen
übrigen Ländern, um die ökonomische Entwicklung und förderte sie durch wirtschaftspolitische Maßnahmen.
Herzog Rudolf IV. von Habsburg
und die Nürnberger Kaufleute
Weitblickend erkannte er, dass
florierender Handel und Gewerbe
über die Mauten, Zölle und Abga-
ben, letztlich auch seine Kassen
füllten. So gehört ein Schreiben
an den Dogen von Venedig zu
Rudolfs ersten Amtshandlungen,
mit der er den obersten Vertreter
der Wirtschaftsmacht an der Adria
auf die neuen Verhältnisse in Tirol
hinwies und darauf aufmerksam
machte, dass nun alle wichtigen
Pässe nach Deutschland in seiner
Hand wären.
Auf Rudolfs Beziehungen zur Han-
delsmacht Venedig, im Besonderen
auf die venezianische Spionage,
wird u.a. in der Ausstellung auf
Runkelstein eingegangen. Was die
weiteren Maßnahmen zur Förde-
Die Reichsstadt Nürnberg in einer Darstellung der Schedelschen
Weltchronik, Ende des 15. Jahrhunderts.
rung des überregionalen Handels
betrifft, so sind diese bisher wenig
beachtet worden. Rudolf blickte
nicht nur in den wirtschaftlich
führenden Süden, auf die Han-
dels- und Finanzplätze Ober- und
Mittelitaliens, sondern schenkt
auch dem süddeutschen Raum
seine Aufmerksamkeit.
RECHTS(UN)SICHERHEIT IM
SPÄTEN MITTELALTER
Eines der größten Hindernisse
für den internationalen Handel
bildete im späten Mittelalter die
Rechtsunsicherheit, besonders in
Bezug auf die unterschiedlichen
lokalen Rechtsgewohnheiten. Der
Arm der örtlichen Machthaber,
Stadtherrn, weltlichen und geistli-
chen Landesfürsten, war kurz und
ihre rechtlichen Möglichkeiten oft
beschränkt. Daher war es durch-
aus üblich die fremden Händler,
die aus ein und derselben Stadt
stammten, für ihre Vergehen wech-
selseitig haftbar zu machen. Dies
bedeutet, dass etwa Augsburger
Kaufleute in Wien für Vergehen
und Schulden, für Zahlungsverzug
und Betrug, für jeweils jeden ihrer
Landsleute hafteten. Sie sahen
Als Spiegel der neuen Wirtschaftspolitik die seit 1363 in Tirol betrieben wurde,
ließ Rudolf IV. in Meran neue Kreuzer prägen, die nun seinen Namen trugen und
im Rauhgewicht schwerer als die alten Kreuzer waren. Die seltene Münze ist derzeit
in der Ausstellung „Anno 1363 – Tatort Tirol“ auf Schloss Runkelstein zu sehen.