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PORTRÄT
Manfred
Schullian
ROM/KALTERN
- Manfred Schullian wurde am 9. März 1962 in der Landes-
hauptstadt Bozen geboren und ist seit seiner Kindheit in Kaltern wohnhaft.
Der Südtiroler Politiker absolvierte ein Studium in Rechtswissenschaften an
der Universität Innsbruck, gleichzeitig beschäftigte er sich einige Semester
lang im Fachbereich Germanistik. Nach seiner Studienzeit begann der Über-
etscher Politiker in Bozen als Rechtsanwalt zu arbeiten. Seit mehreren Jahren
ist er in seiner Anwaltskanzlei in der Bahnhofsallee tätig.
Schullian startete die politische Karriere in
seiner Heimatgemeinde Kaltern, zunächst für
die Dorfliste und anschließend für die Südtiro-
ler Volkspartei. In Kaltern ist Schullian heute
noch Mitglied
des Gemeinde-
ausschusses und
versieht dort
den Dienst als
Gemeinderefe-
rent für Urba-
nistik, Bauwe-
sen, Verkehr
und Polizei. Bei
den internen
SVP-Vorwahlen
für einen Platz
in der Abgeord-
netenkammer
bei den Parlamentswahlen 2013, bei dem ins-
gesamt fünf Kandidaten konkurrierten, schaffte
Schullian den vierten Rang. Bei den Parlaments-
wahlen im Februar 2013 gelang ihm der Einzug
in die römische Abgeordnetenkammer. Seitdem
ist Schullian aktives Präsidiumsmitglied im
„Palazzo Montecitorio“, wo er unter anderem
Südtirols Anliegen in der Landwirtschaftskom-
mission vertritt.
Zu den größten Leidenschaften des Überetscher
Politikers gehört das Schreiben. Im Jahre 2006
verfasste Schul-
lian nebenher
das Kinderbuch
„Balduin der
Kofferfisch“ und
im Jahr darauf
einen Erzäh-
lungsband mit
dem Titel: „Die
Essenz der ge-
trockneten To-
mate“. Zusätz-
lich engagiert
sich Schullian
auch im Bereich
des Weines und steht der „Erste und Neue
Kellerei“ in Kaltern als Obmann vor.
Über seine Mission als Abgeordneter in Rom,
seinen neuen Alltag sowie seine Meinung be-
züglich der aktuellen Regierung, erzählt uns
Manfred Schullian in einem exklusiven Interview
mit der
WIR.
Im Parlamentssaal des römischen „Palazzo Montecitorio“ spielt sich Schullians tägliches Leben ab. Foto Ansa
„EIN MANN, DER
ZWISCHEN ENDLOSEN
PARLAMENTSSITZUNGEN
UND KOMPLEXEN
RECHTSBÜCHERN,
DIE INTERESSEN DER
SÜDTIROLER BÜRGER
FLEISSIG VERTRITT.“
Geschätzte Leser,
die Möglichkeit, in Form von Briefen über Rom zu
berichten, nehme ich gerne wahr, um Erlebnisse
und Erfahrungen, manchmal auch Anekdoten
und Berichte über diese unruhigen Zeiten weiter
zu geben. Selbstverständlich sind es subjektive
Berichte, wie könnte es auch anders sein, doch
es soll hier der Versuch unternommen werden,
politische Propagandatöne zu vermeiden, um
Eindrücke zu vermitteln, die ich dank meiner
parlamentarischen Tätigkeit in dieser direkten
Form auf mich wirken lassen und, wenn auch
unvollständig, vermitteln kann.
Dabei stellt sich natürlich die Frage, inwieweit
gerade aktuelle Themen Eingang finden sollen
in diese Briefe, da sie ja erst mit beträchtlicher
zeitlicher Verzögerung ihre Leser erreichen (wer-
den). Es gibt tatsächlich kaum Nachrichten, die
beanspruchen können, länger als einige Tage
aktuell zu sein, andere verlieren Aktualität und
Relevanz schon nach wenigen Stunden und eini-
ge, naja, die waren eigentlich nie relevant oder
aktuell, höchstens brisant.
Trotzdem sollen diese Themen hier Eingang finden,
mögen die Briefe dann noch als bruchstückhafte
Erinnerungsfetzen dienen, wobei sich die Nach-
richten und (Hiobs)Botschaften ja eigentlich in
rhythmischer Kadenz wiederholen, sodass sich
schon der Eindruck breit macht, es würde reichen,
alle drei Monate die Zeitung aufzuschlagen und
zu überprüfen, ob Letta noch Regierungschef
und Berlusconi noch immer Senator und frei ist.
Beide Fragen bejaht (oder verneint), sollte sich
die Gewissheit einstellen, dass sich in Italien
wieder nichts getan hat in der Zwischenzeit, dass
drei bis vier Gesetzesdekrete von der Regierung
verabschiedet worden sind, die das Parlament
gefälligst zu genehmigen hat, dass die Grillini das
Dach der Abgeordnetenkammer (oder vielleicht
des Senates) gestürmt haben, allerdings ohne
sich vom selben auf das Volk zu stürzen, dass
das Wahlgesetz mit Porcellum selbstverständlich
noch nicht geändert worden ist, dass Renzi noch
nicht zum ultimativen Endschlag ausgeholt hat,
dass Forza Italia immer noch nur mit Berlusconi
denkbar ist, dass Napolitano noch immer nicht
daran denkt, das Parlament aufzulösen und den Weg
für Neuwahlen frei zu machen, dass die Wirtschaft
sich trotz dieser politischen Schlechtwetterlage
in besonnteres Gebiet zu verwandeln scheint,
dass immer noch diskutiert wird, ob denn die
IMU nun geschuldet ist und wenn nicht, von wem
besonders, dass Gesetze noch immer nicht lesbar
sind und dass knapp eintausend Parlamentarier in
Rom noch nicht jene Entscheidungen getroffen
haben, die Kosten reduzieren und ein System
einigermaßen effizient werden lassen könnten.
All dies könnte man denken in dieser Situation
und damit würde es sich erübrigen, noch weiter
zu schreiben und weiterhin das Geschehen zu
verfolgen, aber ein Schelm, der solches denkt,
deshalb werden wir weiterhin die Diskussionen in
Rom verfolgen und erleben, denn diese gehören
offensichtlich zum römischen System wie der
Papst zum Vatikan ... oder war das der Teufel
zum Weihwasser?
Nun denn, schöne Grüße aus Rom, irgendwann
wird wohl auch hier der Herbst die Hitze dieses
Sommers dämpfen.
Manfred Schullian
Von Norman Libardoni