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IR: Rufin, seit wann
stehen Sie der Südti-
roler Philatelistenju-
gend als Obmann vor?
Seit neun Jahren arbeite
ich ehrenamtlich im Vorstand der
Südtiroler Philatelisten-Jugend mit,
bevor ich 2007 die Leitung des Vereins
übernahm.
WIR: Wie ist bei Ihnen die Sam-
melleidenschaft entstanden?
Schon als Junge haben mich die
bunten Bildchen fasziniert. Mit sechs
Jahren fing ich mit dem Sammeln an.
Zuerst sammelte ich jede Marke, die
ich auf der Post zuhause fand oder
von Bekannten und Freunden bekom-
men habe. Im Verein stieß ich auf
Gleichgesinnte. Hier konnte ich sowohl
meine doppelten Werte tauschen als
auch viel Lehrreiches aus der Welt
der Philatelie erfahren.
WIR: Eine ironische Zwischenfrage:
Sie arbeiten als Feuerwehrmann
und kämpfen mit den Elementen
Wasser und Feuer. Was ist für die
Briefmarken gefährlicher?
Für meine Briefmarkensammlung
würde ich mir nichts von beiden
wünschen. Sollte ich vor der Wahl
stehen, dann würde ich mich für das
Wasser entscheiden, denn nach einem
Brand bleibt nur etwas Asche übrig
(lacht).
WIR: Jede Marke erzählt eine Ge-
schichte. Was fesselt Sie an der
Freude an Besonderheiten und der
Jagd nach Seltenheiten?
Die Ungleichheit der Marken macht
das Sammeln interessant. Bald merk-
te ich, dass ich nie alle Marken be-
sitzen kann. So fesselte mich die
Thematik der Olympischen Winter-
spiele in Turin 2006. Neben den mo-
tivbezogenen Briefmarken der teil-
nehmenden Nationen sammelte ich
alles Mögliche und Unmögliche und
konnte dies bei Exponaten zur Schau
stellen. Das geschah erst, nachdem
ich alles katalogisiert und in eine
ansprechende Form gebracht habe.
WIR: Rufin, welches ist in Ihren
Augen die schönste Briefmarke?
Aus der Fülle der Briefmarken kann
ich schwer sagen, welches die schöns-
te ist. Eine besondere Marke für mich
ist die österreichische 65 Cent-Brief-
marke aus dem Jahr 2010, die die
Mendelbahn als Motiv zeigt. Hier sieht
man, wie sich die beiden Zuggarni-
turen der Standseilbahnen anno 1903
auf halber Höhe kreuzen.
WIR: Immer mehr Klebeetiketten
zieren unsere Briefe. Sterben die
„gezackten Werte“ aus?
Das Schreiben und Versenden von
Briefen hat sich im Laufe der Zeit
stark verändert. Zu Beginn zahlte der
Adressat die Transportspesen, die nur
neben Kritzeleien auf dem Brief ver-
merkt wurden. Die Briefmarke wurde
1840 in England erfunden, um das
Porto zu bezahlen. Das Sammeln war
am Anfang bloß eine Nebenerschei-
nung. Nach hohen Auflagenzahlen
gingen diese stark zurück. Ferner ist
es schwer geworden, Kinder für das
Sammeln zu animieren.
WIR: Wie lautet Ihre Prognose
hinsichtlich der Wertentwicklung
von Marken?
Früher wurde fleißig gesammelt. Durch
die Post-Abonnements war es leicht,
eine Ländersammlung zu komplettie-
ren. Diese Sammlungen wurden dann
verkauft, doch es besteht vielerorts
kein Interesse mehr. Für rare Stücke
erhält man einen normalen Preis, für
Lebenswerke fast nichts. Das Sammeln
ist für mich ein Hobby, aber keine
Wertanlage.
WIR: Welche Ausstellungen bzw.
Aktivitäten stehen der Südtiroler
Philatelistenjugend in Kürze ins
Haus?
Der Verein ist seit seiner Gründung
bemüht, das Briefmarkensammeln
bekannter zu machen. Vom 21. bis
23. Juni findet in der Eppaner Raiff-
eisenhalle eine Alpen-Adria-Briefmar-
kenausstellung statt. Aussteller aus
sieben Ländern werden erwartet.
WIR: Danke für das interessante
Gespräch!
„Für mich ist das Sammeln bloß
ein Hobby, keine Wertanlage“
Rufin Schullian
KALTERN -
(ar) Seit sechs Jahren steht Rufin
Schullian (34) der Südtiroler Philatelisten-Jugend
als Obmann vor. Im Dialog mit der „WIR“ spricht
der begeisterte Kalterer Philatelist und Feuerwehr-
mann über sein Hobby, die schönste Briefmarke
und die Wertentwicklung von Postwertzeichen.
Doppelte Briefmarken machen andere
Sammlerherzen froh.
Jede Marke erzählt eine eigene
Geschichte.
Michael Egger (SPHJ) Renate Rebhandl und Martina Prinz (Österr. Post), Rufin
Schullian (Obmann) bei der Präsentation mit der Mendel-Briefmarke.
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Porträt