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Porträt
Wie lautet Ihre persönliche De-
finition von Kunst?
Für mich gibt es keine allgemeine
Regel, die Kunst kurz definiert. Sie
liegt im Auge des Betrachters. Es
gibt Kunstexperten, dann die es
sein möchten, die Kunstverkäu-
fer, die Marktorientierten und das
Publikum mit seinem intuitiven
Qualitätsempfinden. So hat jeder
seine Meinung und Wertschätzung
gegenüber Künstlern und Kunst.
Trotzdem soll Kunst hindeuten, wo
niemand hinschauen will oder kann.
Sie soll etwas bewirken, zum Nach-
denken anregen. Weiteres empfinde
ich es wichtig über die Botschaften
und Konzepte hinaus eine eigene
unverwechselbare Handschrift zu
entwickeln und damit ein Künstler
mit Wiedererkennungswert zu sein.
Erzählen Sie uns über die Band-
breite Ihrer künstlerischen Aus-
drucksformen!
Ich bediene mich verschiedenster
Materialien, unter denen sich auch
Fundstücke und Wegwerfmaterialien
befinden. Beton, Metall und Farben
sind meine wichtigsten Ausdruck-
mittel. Zu Beginn meiner künstle-
rischen Tätigkeit war architektur-
bezogenes Glas mein Ambiente. Die
Beschäftigung mit schwerem und
bruchsicherem Material entfach-
te in mir eine Leidenschaft, die
ich fünf Jahre für die Erstellung
von 20 Betonskulpturen in vollen
Zügen genoss. Spannend war die
Installation „DER TEMPEL“ für die
Brixner Stadtgalerie mit zwölf Ka-
ryatidensäulen, die den Peripteros
eines Tempels bildeten. Ferner liebe
ich das Erforschen der Fotografie
und der neuen Medien, um sie in
einen interessanten, neuen Kontext
zu stellen.
Wie empfinden Sie die Rolle eines
Künstlers und deren Akzeptanz
heute?
Künstler ist kein Titel, den man
durch ein Kunststudium oder aus
einer Laune heraus erwirbt. Man ist
Künstler, weil es andere so empfin-
den oder weil es das Publikum so
empfindet. Der Maler Paul Klee sagte
einmal treffend, dass Kunst nicht
das Sichtbare wiedergibt, sondern
sichtbar macht. An der Aktualität
dieses Zitates hat sich bis heute
nichts verändert.
Ursula Huber
ST. MICHAEL/EPPAN -
(ar) Die 1952 in Meran
geborene und in Eppan lebende Künstlerin Ursula
Huber erhielt ihre Ausbildung an der staatlichen
Kunstakademie von Verona. Ein Stipendium bei Prof.
Littleton in North Carolina U.S.A. diente Huber als das
Sprungbrett für ihre weitere künstlerische Arbeit. Ihre
Werke wurden in Einzel-sowie Kollektiv-Ausstellungen
im In- und Ausland gezeigt: bereits im Jahr 1987 in
Japan/Tokyo: Modern Glass 1987 in Japan“, Wien-
Galerie Klute 1989, Japan/ Kanazawa 90, Ebeltoft/
DK/ Museum Contemporary Art / Admission 1986,
Chicago, SOFA/ Chicago 2003, die Ausstellungen
„OPEN“ parallel zur Intern. Biennale Venedig, die
Auswahl für das Kunsthaus/ Wien, der 2. Preis bei
der Art-Biennale in London und die Auswahl für
„CRUX“ Hofburg Brixen im Jahr 2013, um nur einige
zu nennen. „Wir“ unterhielten uns mit der Malerin und
Bildhauerin über ihre Rolle als Künstlerin, die Kunst
im Allgemeinen und die Botschaft der Kunst.
Was möchten Sie uns mit Ihren
Arbeiten mitteilen?
Alle Arbeiten haben ihre eigene
Geschichte oder enthalten sogar
eine persönliche Botschaft. Bei
dieser Frage will ich mich auf eine
meiner letzten Installationen be-
ziehen. Diese hat den Titel WWW.
KOKON und wurde eigens für die
Ausstellung in der Festung Fran-
zensfeste erarbeitet. Dabei sehe
ich den Kokon als persönliche
Schutzhülle, in die sich Menschen
aus verschiedenen Gründen zu-
rückziehen, um Schutz vor der
bedrohlichen Realität zu finden.
Gleichzeitig aber ist der Kokon eine
Hülle, auf der Selbstdarstellungen
(-verherrlichungen) projiziert wer-
den können, um dieses Bild nach
außen zu vermitteln.
Sind Sie eher jemand, der auf
der Suche ist oder jemand, der
sich intuitiv treiben lässt?
Der Philosoph Arthur Schopenhauer
sagte einmal: „Das Schicksal mischt
die Karten, wir spielen.“
Gibt es eine Kunstrichtung, die
für Sie eine besondere Wirkung
gehabt hat bzw. noch hat?
Ich habe eine große Hochachtung
vor den klassischen Vorbildern.
Dennoch gibt es in jeder Kunst-
richtung gute Kunst, und eine
Liste ließe sich bis in die Jetztzeit
fortsetzen. Die Konzeptkunst hat
mir immer schon gefallen, ange-
fangen bei Marcel Duchamp über
Joseph Beuys bis zu den heutigen
namhaften Erben dieser beiden
großen Künstler.
Werden Ihre Ausstellungen und
Arbeiten vom Land gefördert, und
wo platzieren Sie sich am Markt?
Bei mehreren Gelegenheiten hat
sich das Land für mich eingesetzt
und dadurch wurden mehrere Re-
alisierungen ermöglicht. Dafür
bin ich auch sehr dankbar. Die
Arbeit zeitgenössischer Künstler
sollte selbstverständlicher und
unverzichtbarer Bestandteil der
Sammel- und Ausstellungstätigkeit
unserer Kunstmuseen sein, die das
derzeitige künstlerische Schaffen
für die Nachwelt dokumentieren,
sammeln und bewahren sollen.
„Kunst soll zum
Nachdenken anregen“