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Hintermartell - Immer öfter ertappen sich die Marteller
dabei, wie sie den Koloss in ihrer Mitte interessante, ja sogar
spektakuläre Seiten abgewinnen. Zwischen 1950 und 1956 ist
der Zufritt-Stausee erbaut worden. Es war ein gewaltiger Ein-
griff. Fruchtbare Weideflächen wurden zugedeckt; Wälder
versanken und Almen verloren ihr Hinterland. Inzwischen ist
das kühne Bauwerk, das Martell von Hintermartell trennt, eine
Attraktion geworden. Der Blick von der 80 Meter hohen
Pfeilerwand lässt erschauern. Der Gang durch den Damm selbst
wird zum Erlebnis für Familien. Der Rundgang um den See ist
alljährlich ein Festtag, an dem sich Marteller Vereine von ihrer
unterhaltsamsten Seite präsentieren. In verblüffender Regel-
mäßigkeit tritt das ein, was die Marteller Gastgeber am liebsten
haben, man wird süchtig nach Martell und seiner unvergleich-
lichen Hochgebirgslandschaft. Kaum hat man den Energie
spendenden See hinter sich gelassen, schweift der Blick auf die
vergletscherten Bergspitzen. Man will mehr. Man will hoch
hinaus. Von der Staumauer sind es wenige Autominuten, um
den Talschluss zu erreichen. Vorbei am einstigen Nobelhotel
“Paradiso” wählt man einen der vielen Panoramawege. Es wan-
dert sich herrlich in würzig-frischer Luft. Während draußen im
Haupttal der Sommer bereits die Oberhand gewonnen hat, ringt
der Frühling in Hintermartell noch Ende Juni mit dem Winter.
Der klammert sich hartnäckig an schattige Felswänden, duckt
sich in den Schluchten der Plima und trotzt der bräunenden
Höhensonne. Man erreicht eine Hochfläche. Es eröffnet sich
ein Rundblick, der seinesgleichen sucht. Ein Dreitausender nach
dem anderen säumt denWeg. An der “Konzentschatter” vorbei
- so nennen die Marteller ihren größten Wasserfall - geht es zu
einer Staumauer, mit der 1910 die jährlichen Ausbrüche der
Gletscherseen unter Kontrolle gebracht wurden. Wissbegierigen
Wanderern steht der Gletscherlehrpfad offen. Geschichtsbe-
wusste kehren auf der Zufallhütte auf 2.300 Höhenmetern ein.
s
In Martell will jeder hoch hinaus
Winzig erscheinen die Wanderer auf
der Staumauer des Zufrittsees. Im
Hintergrund leuchten die 3.700 Meter
hohen, eisgepanzerten Zufallspitzen.
Appaiono minuscoli gli escursionisti sulla
diga del lago di Gioveretto.
Sullo sfondo brillano le cime
del Monte Cevedale