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Titel
SÜDTIROL
- (ar) Georg Plattner (48) studierte Elek-
tromedizin an der TU Graz und an der TU München.
Seit 1995 arbeitet er bei der Rundfunkanstalt Südti-
rol. Zudem steht er ihr seit zehn Jahren als Direktor
vor. Im Interview erzählt er über die Anfänge der
deutschen Fernsehprogramme hierzulande, seine
Haupttätigkeiten, Sendeanlagen und Markus Lanz.
40 Jahre deutsche Fernsehpro-
gramme in Südtirol: Wie hat alles
angefangen?
In den 1960er-Jahren konnten
in Südtirol nur zwei italienisch-
sprachige Fernsehprogramme
der RAI empfangen werden. In
deutscher Sprache gab es nur die
täglich ausgestrahlte, zehnminü-
tige Nachrichtensendung des RAI
Sender Bozen. Fernsehtechniker
versuchten auf den hiesigen Bergen
die Signale der Fernsehprogramme
aus dem deutschsprachigen Ausland
zu empfangen und nach Südtirol
abzustrahlen. Als primitive Sende-
masten dienten Bäume, die Platz
für Antennen und Sendegeräte
boten. So entstanden rund 300
Sendeanlagen. Da aber die RAI
das staatliche Monopol zur TV-
Information innehatte, war dies
verboten. Die lokalen Politiker
erkannten den Handlungsbedarf
und wollten die Verbreitung der
deutschsprachigen Programme ge-
setzlich regeln. Eine Arbeitsgruppe
um Klaus Dubis, Helmuth Hendrich
und Helmuth Schäfer erstellte eine
Machbarkeitsstudie. Gesetze wur-
den ausgearbeitet ehe 1973 die
ersten Durchführungsbestimmun-
gen genehmigt wurden. 1974, also
vor 40 Jahren, wurden die Verträge
mit den Rundfunkanstalten ORF,
ZDF, ARD und SRG für die kosten-
lose Verbreitung der Programme
unterzeichnet. Die Rundfunkan-
stalt Südtirol selbst wurde ein Jahr
später gegründet.
Was sind die wesentlichsten Mei-
lensteine seit jener Zeit?
In den Folgejahren hatte die RAS
die Aufgabe, das provisorische
Sendenetz in ein professionelles
umzuwandeln. So wurden im Laufe
der Zeit Senderstandorte mit Sen-
demast und Gerätehütte errichtet.
An diesen wurden professionelle
Sendesysteme montiert. Zudem
wurden immer mehr Programme
eingeführt. Bis 2009 verbreiteten
wir je vier analoge Fernseh- und
Radioprogramme. Mit der Digita-
Georg Plattner
Helmuth Hendrich und Hubert Fraccaroli bei der Auffindung von geeigneten Signalen.
Wetten, dass…? in
Bozen vorstellbar
lisierung wurde diese Anzahl um
ein Vielfaches erweitert. Zurzeit
haben wir 18 digitale Fernseh- und
20 digitale Hörfunkprogramme in
unserem Angebot.
Welche Aufgabenfelder stehen
auf Ihrer täglichen Agenda?
Die drei wesentlichen Aufgaben-
felder sind heute der Betrieb des
Sendenetzes, der Bau gemeinsamer
Sendestandorte und der Ausbau
der Glasfaserinfrastruktur für das
schnelle Internet in Südtirol. Der
Schwerpunkt liegt gegenwärtig bei
der Errichtung der Glasfaserknoten-
punkte (POP) in den Gemeinden.
Wie viele Sendeanlagen werden
von der RAS betreut?
Wir betreiben auf 120 Sendestand-
orten alles in allem annähernd
tausend Sendeanlagen in Südtirol.
Auf den 80 RAS-eigenen Sende-
standorten werden nahezu fast
580 Mieter – vor allem Rundfunk-
und Mobilfunkbetreiber – unter-
gebracht. Durchschnittlich sind
das mehr als sieben Mitbenutzer
auf jedem unserer Sendestandorte.
Könnten Sie sich vorstellen, dass
die Samstagabendshow „Wetten,
dass...?“ aus Bozen ausgestrahlt
wird?
Ja, sicherlich! Vor allem seit sie
vom Südtiroler Moderator Markus
Lanz moderiert wird.
Wie sieht es mit dem Digitalradio
in Südtirol aus?
Die 20 digitalen Hörfunkprogramme
können nun mit einem Versor-
gungsgrad von mehr als 90 Pro-
zent nahezu landesweit in bester
Qualität empfangen werden. Viele
Fachhändler in Südtirol bieten jetzt
auch attraktive Radiogeräte an.
Wer das Digitalradio kennt, liebt es
und möchte es nicht mehr missen.
Was wünschen Sie sich für die
nächsten 40 Jahre?
Dass die RAS mit ihrem motivier-
ten Team weiterhin ein so inte-
ressantes Tätigkeitsfeld hat und
vor allem auch bei der Errichtung
und dem Betrieb des landesweiten
Glasfasernetzes wesentlich beteiligt
sein darf.
Abschließend: Welche Fernseh-
sendungen mögen Sie persönlich,
was schauen Sie sich an?
Ich sehe gerne die Nachrichten-
sendungen Südtirol heute des ORF
und die Tagesschau des RAI Sender
Bozen. Gelegentlich sehe ich mir
auch einen guten Film an.