Seite 25 - PLUS_08_2013

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porträt
Sabine Andergassen
Birchabruck
- (ar) Die fast 37-jährige Sabine
Andergassen arbeitet als Assistenzprofessorin an
der Uni Wien. Zudem hat sie in Aachen, Grenoble
und Stuttgart gearbeitet. Mit der PLUS spricht die
Eggentalerin über ihre Leidenschaft, Albert Einstein
und zitiert den Kabarettisten Vince Ebert.
PLUS: Frau Andergassen,
was motiviert junge Men-
schen, Physiker zu werden?
Weil die Physik großen Spaß
macht! Wer sich für Fragen nach
den Grundlagen der Naturgesetze
interessiert, findet im Physikstu-
dium die Möglichkeit einer inten-
siven Auseinandersetzung. Zudem
sind die beruflichen Aussichten in
jeder Hinsicht äußert vielseitig: in
der Forschung, in der Industrie,
in der Bildung, bei Patentämtern
und auch im Dienstleistungs-, Ban-
ken- oder Versicherungsbereich
werden jeweils Physiker gesucht.
Gerade Theoretiker sind aufgrund
ihrer Ausbildung für ihre systema-
tisch-analytische und autonome
Arbeitsweise sehr geschätzt. Im
Studium werden neben den fachli-
chen Inhalten auch die genannten
Fähigkeiten trainiert, welche es
gestatten, sich schnell in neue
Fragen einzuarbeiten und Lösun-
gen zu entwickeln.
PLUS: Wann haben Sie Ihre
Leidenschaft für die Natur-
wissenschaften entdeckt?
Schon früh interessierte ich mich
für Mathematik und Naturwissen-
schaften. Das Gymnasium, das
ich an der Deutschen Schule in
Rom besucht habe, war mit den
Leistungskursen Mathematik und
Physik eine sehr gute Vorbereitung
für das Studium. Es hat mir den
Einstieg an der Uni erleichtert, die
Entscheidung für die Vertiefung
in der theoretischen Physik, die
mit verschiedenen Auslandsauf-
enthalten verbunden war, haben
sich dagegen nach und nach als
mögliche Perspektive ergeben.
PLUS: Wie schaut Ihr Ar-
beitsalltag aus?
Als Assistenzprofessorin an der
Wiener Uni forsche ich als Mit-
glied am Institut für Quantenoptik,
-information und -nanophysik an
Fragen der Quantenphysik. Die
Finanzierung der im Rahmen in-
ternationaler Zusammenarbeit
durchgeführter Projekte erfolgt
zum Großteil durch nationale und
europäische Drittmittel. So soll
die Qualität und Exzellenz der
wissenschaftlichen Arbeit gesi-
chert werden. Das internationale
Uni-Arbeitsumfeld erlebe ich als
eine große Bereicherung, sowohl
fachlich als auch menschlich. Das
Abhalten von Vorlesungen, Se-
minaren und Übungen stellt eine
weitere wichtige Aufgabe dar..
PLUS: Welche physikalische Ent-
deckung des letzten Jahrhunderts
hat sie besonders beeindruckt?
Die Relativitätstheorie von Albert
Einstein.
Anwendungen und Entwicklun-
gen können ausgearbeitet wer-
den. Das GPS ist ein Beispiel, bei
dem Quanteneffekte eine neue
Technologie ermöglicht haben..
PLUS: Mit welchem Thema be-
schäftigen Sie sich zurzeit in
Ihrer Forschung?
Auf der Suche nach Optimierung
und Alternativen zur Computer-
technologie von heute ist die Frage
nach den grundsätzlichen Bedin-
gungen und den Gesetzen für die
Bausteine von Rechenvorgängen
für die Hardware der Zukunft sehr
wichtig. Neben der Entwicklung
der Halbleitertechnologie schließt
dies neue Materialien, Konzepte
„Denken lohnt sich“
PLUS: Die Physik hat im 20.
Jahrhundert die Welt revoluti-
oniert. Sehen Sie das eher als
Fluch oder als Segen?…
Es hängt jeweils davon ab, was wir
daraus machen. Die Dinge haben
den Wert, den wir ihnen geben.
Wofür ich mich in meiner Arbeit
und meinem Leben einsetze? Ent-
scheidend ist vielmehr, dass wir
uns mit diesen Fragen auseinander-
setzen und unsere Antwort konkret
umsetzen.
PLUS: Ihr Hauptaugenmerk
liegt auf der Quantenphysik.
Was kann ein Laie darunter
verstehen?
Sie befasst sich mit den Phäno-
menen, die sich anfangs unserer
normalen Wahrnehmung im All-
tag entziehen. Auf kleinen Ska-
len tut sich ein neues Feld mit
anderen physikalischen Gesetzen
auf. Diese faszinierende Welt gilt
es nun zu erforschen. Zu Beginn
müssen Gesetze und Zusammen-
hänge verstanden werden, ehe
Tafel und Kreide reichen…
und Architekturen ein wie Ansät-
ze in Spinelektronik, molekulare
Elektronik oder die Quanteninfor-
mation. Meine Arbeit befasst sich
besonders mit der Bedeutung der
Quanteneffekte in Schaltungen
auf Nanometer-Skala, bei denen
der Transport einiger Elektronen
beobachtet werden kann. Bedeut-
sam in diesem Zusammenhang
ist das Mindestmaß an Energie
für eine Rechenoperation. Ob-
wohl es sich dabei zunächst um
grundsätzliche Ansätze handelt,
sind erste Anwendungen in na-
her Zukunft bereits absehbar.
PLUS: Frau Andergassen, welche
Eigenschaften sind für die wis-
senschaftliche Arbeit wichtig?
Neugierde, Mut zu neuenWegen, Dis-
ziplin, Ausdauer, Unvoreingenom-
menheit, kritisches Hinterfragen..
PLUS: Der deutsche Kabarettist
Vince Ebert meint, Physik sei
sexy. Teilen Sie den Gedanken??
Darauf möchte ich mit einem
Zitat von Vince Ebert in des-
sen Buch „Denken lohnt sich.“
antworten: „Denken Sie selbst.
Sonst tun es andere für Sie.“.
Danke für das sehr interessante
Gespräch!
…mit Kollegen bei einer Wanderung