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Geschichte
Stockdunkel ist es in den Höhlen.
Es ist nicht kalt, im Berg herrschen
zwischen 14 und 16 Grad, doch es
ist feucht und man muss genau
darauf achten, wohin man seine
Füße setzt. Ab und zu liegen alte
Gesteinsbrocken oder Mauerreste
im Weg oder der Boden ist rutschig
und nass durch Wassereintritte. In
den vergangenen zwei Monaten
wurden riesige Mengen Abraum und
Schutt aus den Gängen entfernt,
neben den Mitgliedern von Talia
beteiligten sich daran in Zusam-
menarbeit mit der Caritas auch
eine Gruppe Einwanderer. Nach der
Sichtung durch die Landesgeologen
wurden einige Stellen durch eine
Spezialfirma gesichert.
Vieles liegt im Dunkeln
Immer tiefer geht es in den Berg
hinein. Die Gruppe gelangt in ei-
nen hallenartigen Saal. Hier wird
angehalten. Mit Musik im Hin-
tergrund und bequem auf ihren
Stühlen sitzend lauschen alle den
Erzählungen von Gino Bombonato.
„Viel ist nicht über den Bau dieses
Tunnelsystems bekannt. Die Unter-
lagen wurden durch die deutschen
Truppen vernichtet. Doch sicher
ist, dass hier viele Zivilisten Unter-
schlupf fanden und sich während
der 13 schweren Bombardements
verstecken konnten. Insgesamt
wurde in den Jahren 1943-45 ganze
472 mal Bombenalarm ausgelöst,
sechzig Prozent der Wohnungen
Gino Bombonato führt mit Begeisterung die
interessierten Besucher aus der Finsternis
Die freundlichen Führer erwarten die Besucher am Eingang des Stollens
waren zerstört oder beschädigt,
rund 200 Menschen fanden den
Tod“, berichtet der Präsident.
Nach dem Einmarsch der Wehr-
macht wurde im Jahr 1943 mit
dem Bau der Anlage begonnen. Im
Gunschnaberg entlang der Fagen-
straße entstanden mehrere Tun-
nelsysteme. Mit einem geschätzten
Volumen von 4.500 Kubikmeter
Gängen, Stollen und Sälen, die
auch von Gefangenen des Lagers in
der Reschenstraße in den Porphyr
gesprengt und gegraben wurden, ist
die nun eröffnete wohl die größte
aller Anlagen in Südtirol. Vor allem
sollten sich hier die deutschen
Truppen schützen, die ihre Zent-
rale im Herzogspark hatten, aber
auch Tausende Zivilisten fanden
ein sicheres Versteck. 40 Bunker
gab es in Bozen, jene im harten
Fels der Fagenstraße gehörten zu
den sichersten.
Wie in einer Tropfsteinhöhle
Der Rundgang geht weiter. Nach Ab-
zweigungen und langen Korridoren
gelangt man zu einem kleinen See.
Er hat sich über Jahre gebildet, da
Wasser durch die Gesteinsspalten
eindringt. An manchen Stellen
tropft es ununterbrochen von den
Decken. Wie in einer Tropfsteinhöh-
le haben sich hier in den 70 Jahren
kleine Stalagmiten und Stalaktiten
gebildet, die Wände sind teilwei-
se mit einer dicken Schicht von
Kristallen bedeckt. Es glitzert und
funkelt, doch hinter der nächsten
Abbiegung stößt man schon wieder
auf Fels oder eingezogene Wände.
Viele davon sind eingestützt oder
abgerissen wurden. Sie schlossen
die neben die Gänge gegrabenen
Räume ab. Dahinter befanden sich
vermutlich Lager, Büros und Schlaf-
räume, selbst Sanitäranlagen wur-
den angelegt. Die Tunnel liegen auf
mehreren Ebenen und waren durch
ein Entlüftungssystem miteinander
und nach außen verbunden. Nach
Kriegsende wurden dann in den
Tunneln zeitweise Evakuierte aus
der Polesine untergebracht.
Zurück ans Tageslicht
Kreuz und quer führt Gino Bom-
bonato die Besucher. Nach 45 Mi-
nuten ist wieder Licht zu sehen.
Zuerst kommt es aus einem großen
Raum. Hier stellt Andrea Pozza
seine Bilder von Kriegsschauplätzen
in Europa aus. Auch in Zukunft will
die Genossenschaft allen Südtiroler
Künstlern die Möglichkeit geben,
sich auf diese besondere Weise dem
Publikum vorzustellen.
Endlich wieder am Tageslicht. Vie-
le Eindrücke nimmt jeder mit. Es
war ein kurzer Einblick in eine
kaum bekannte Geschichte unserer
Stadt. Der Zugang wurde in den
60er Jahren verschlossen, nachdem
der Luftschutzbunker im Jahr 1966
in den Besitz des Staates überging.
Seitdem ist seine Existenz immer
mehr in Vergessenheit geraten.
Zeitzeugen, die vielleicht selber
noch in den Gängen Zuflucht fan-
den, werden gesucht, denn nur so
wird Geschichte wieder lebendig.
Besichtigung
(festes Schuhwerk wird
empfohlen, Lampe mitbringen)
Freitag 17.00 bis 19.00 Uhr
Samstag 14.30 bis 18.30 Uhr
Info/Anmeldung:
taliacoop@alice.it oder
Tel. 0471 502 028
(Montag - Freitag 9 – 17 Uhr,
Mittwoch 9 – 13 Uhr)
Sogar ein kleiner Höhlensee hat sich gebildet. Kalkablagerungen wie in
Tropfsteinhöhlen sind an manchen Stellen zu finden