Seite 19 - PLUS_09_2013

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Kunst & Kultur
Diesen Beitrag
hat Univ.-H.
Prof. Doz. DDr.
Helmut Rizzol-
li, Präsident der
Stiftung Bozner
Schlösser und
Ausstellungs-
kurator, für Sie
verfasst.
zugänglich ist. Auch die aus den
adeligen Rüstkammern erwachse-
nen Sammlungen – etwa die Rüst-
kammer der Churburg – wurden
später musealisiert und stellen
heute eine wichtige Attraktion dar.
Ungebrochenes Interesse
für Burgmuseen
Damit wären wir bei einem für
unsere Gegend besonders wich-
tigem Thema: dem Burgmuseum.
Zwar stellt das Südtiroler Archäo-
logiemuseum in Bozen mit der
weltbekannten Gletschermumie
Ötzi den Besuchermagnet Nummer
eins innerhalb der Südtiroler Mu-
seumslandschaft dar, doch können
die zahlreichen Burgmuseen zusam-
mengenommen wohl mit ebenso
vielen Besuchern aufwarten. Das
Thema Burg scheint zeitlos und für
Gäste wie Einheimische gleicher-
maßen faszinierend. Den Hinter-
grund für dieses Interesse bildet
zweifellos das „geheimnisvolle“
Mittelalter, mit dem die Burg als ein
europäisches Phänomen untrennbar
verbunden ist.
Die Erwartung des Publikums an
ein Burgmuseum ist vielseitig. Fixe
Bestandteile eines verbreiteten
Klischees reichen vom Verließ über
die Folterkammer bis natürlich zu
Schatzkammer und Kemenate für
das Burgfräulein. Dabei ist der ver-
sierte Besucher längst kritisch ge-
nug, um gewisse Ammenmärchen,
etwa von Rittern, die mit Kränen in
die Sättel gehoben wurden, nicht
mehr zu glauben. Er legt Wert auf
eine kompetente Führung und auf
eine durchdachte und logisch kon-
zipierte Präsentation.
Es ist dabei überaus wichtig, die
lokale Geschichte der Burg in einem
überregionalen Zusammenhang zu
präsentieren, denn nur so werden
die Verknüpfungen innerhalb der
mittelalterlichen Geschichte für
Einheimische und Gäste sichtbar.
Die „Bilderburg“ macht
schule
Am Beispiel von Schloss Runkel-
stein wird dies besonders deut-
lich: die Burg verfügte, da sie im
Mittelalter kein Gerichtssitz war,
weder über eine Folterkammer noch
über ein Verließ. Dafür zeigt sie
profane Wandmalereien, die in
Die Dame in rot-weiß in der Runkelsteiner Badestube, Teil jener Ausmalung der
Burg Runkelstein, die heute den größten profanen Freskenzyklus bildet und zum
musealen Parcours gehört.
diesem Umfang einzigartig sind.
Sie entstanden zwischen 1388 und
ca. 1410 auf Initiative der Familie
Vintler. Sie sind ein überregional
bedeutendes Zeugnis für spätmit-
telalterliche Repräsentation und
zeigen Motive aus höfischen Epen
rund um König Artus und seine
Tafelrunde ebenso wie Szenen, die
mit der Familiengeschichte der
Vintler in Zusammenhang gebracht
werden können.
Die Burg als museales Erlebnis bie-
tet dabei ein Eintauchen in eine
längst vergangene Zeit. Sowohl
auf Schloss Runkelstein als auch
auf Schloss Tirol werden immer
wieder interessante Wechselaus-
stellungen gezeigt, wobei sehr
häufig beide Schlösser eine Aus-
stellungssynergie bilden. Heuer
wird dem Jahr des Wandels 1363
eine eigene Ausstellung gewidmet,
wobei man in Runkelstein überaus
bedacht ist alte Mythen zu entstau-
ben. Geschichte ist laut Leopold
von Ranke (1795-1886) immer ein
Prozess der bestmöglichen Wahr-
heitsfindung ohne Verbrämung der
Geschehnisse.
Moderne Präsentation in einer Wechselausstellung auf Schloss Runkelstein: Bild, archäologischer Fund und Rekonstruktion
ergeben zusammen ein Bild der vergangenen Sachkultur.
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