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Lokales
Waches Auge
auf die Heimat
U
ngefähr 40 Vereine gehören
zum Heimatpflegeverband
Südtirol. Der Verband mel-
det sich selbst zu Wort:
Zu den Zielen des Heimat-
schutzes zählen der Naturschutz
sowie die Denkmal- und die Bau-
pflege. Besonders ist der Heimat-
pflegeverband Südtirol dabei in
den Bereichen Ensembleschutz und
Erhaltung des charakteristischen
Landschaftsbildes aktiv. Der Kampf
gegen geplante Großprojekte, ge-
gen Raubbau und Ausverkauf der
Heimat gehören ebenso zu den
täglichen Aufgaben des Verbandes,
wie die Pflege der Tracht und der
Mundart. Außerdem versucht der
haltet einen Kulturauftrag, dem
sich die Heimatpfleger verpflichtet
fühlen. Südtirol ist von einer viel-
fältigen Kulturlandschaft geprägt,
die es zu schützen und zu bewahren
gilt. Die Tiroler Kulturlandschaft
ist weit mehr als ein Stück Umwelt
oder eine aus nostalgischen Grün-
den zu schützende Sache. Sie ist
die Welt der Vorfahren, sie ist ein
wesentliches Element kultureller
Identität der Tiroler Bevölkerung.
Diese Südtiroler Kulturlandschaft
ist Heimat. Heimat ist Haus und
Landschaft, ist Musik, Lied, Tanz,
Sprache, Brauch und Tracht. Hei-
mat ist das vertraute zu Hause, sie
vermittelt Geborgenheit und Ori-
entierung. Diese Quelle an Werter-
fahrungen erscheint unverzichtbar,
vor allem in einer immer weniger
überschaubaren globalisierten
Welt. Das Einheits-Europa, von
dem sich manche fürchten, hat
als Gegengewicht eine Besinnung
auf die Kultur der kleinen Räume
und auf das Regionale ausgelöst.
Das Wesen Europas besteht gerade
in seiner Vielfalt. Die Vielfalt der
Regionen macht seinen kulturellen
Reichtum aus. Heimat ist regionale
Identität als gemeinsame Herkunft,
Geschichte, als Begegnungs- und
Überlebensraum, wo Menschen das
Gefühl der Zusammengehörigkeit
haben. Heimat ist auch die tradi-
tionelle Kulturlandschaft, in der
die Natur noch einen Platz hat,
die Pflanzen und die Tiere, die
Lebensräume und Naturdenkmäler.
Heimatpflegeverband Südtirol in
Zusammenarbeit mit der Landes-
abteilung Natur und Landschaft
bäuerliche Kleindenkmäler und
prägende Landschaftselemente wie
Holzzäune, Stroh- und Schindeldä-
cher, Trockenmauern, Bildstöcke,
Backöfen und Mühlen als Teile des
kulturellen Erbes zu erhalten, um
den künftigen Generationen die
besondere Eigenart des Landes
Südtirol zu bewahren.
„Gott setzte den Menschen in
den Garten Eden, auf dass er ihn
bebaue und bewahre“:
Diese Aussage aus dem Schöpfungs-
bericht im Alten Testament bein-
bozen
- (fm) Südtiroler Heimatschützer sowie
Heimatpfleger und ihr Landeschef Peter Ortner
werden zwar oft als störend empfunden, haben bei
ihren Interventionen aber nur das Wohl der Heimat
im Hinterkopf. Die verschiedenen Heimatschutz-
und Heimatpflegeverbände Südtirols gehören zum
Heimatpflegeverband Südtirol, der ihnen mit Rat
und Tat zur Seite steht.
Die Kulturlandschaft ist eine funda-
mentale Größe für die Lebensquali-
tät der einheimischen Bevölkerung
und für die touristische Wertschöp-
fung. Für den Fremdenverkehr sind
zumindest ökologische Stabilität
und landschaftliche Schönheit
unverzichtbare Voraussetzun-
gen. Die Kulturlandschaft steht
für natürliche Vielfalt und land-
schaftliche Eigenart. Sie ist eine
gültige Formel für entscheidende
Dinge im heutigen und künftigen
Lebens-, Arbeits- und Erholungs-
raum Tirol. Die außerordentliche
wirtschaftliche Entwicklung der
vergangenen Jahrzehnte hat zu
einem schleichenden Verlust und
zu einer Verarmung des unver-
wechselbaren Natur- und Kulturer-
bes geführt, die man landauf und
landab feststellen kann. Weder die
in Werbebroschüren vorgetäuschte
Urtümlichkeit der Naturlandschaft,
noch die darin zur Schau gestellte
Boden- und Eigenständigkeit der
Bevölkerung können über die Tat-
sache hinwegtäuschen, dass auch
Südtirol schon längst auf dem Wege
ist, seinem beschaulich-konserva-
tiven Eigenleben mehr und mehr
zu entwachsen und dass in vielen
Bereichen das Gespür für das rechte
Maß verloren gegangen ist. Es gibt
eine ganze Flut von Kulturverle-
gungen und Umwidmungen, eine
explodierende Bautätigkeit und
eine besorgniserregende Zweckent-
fremdung des landwirtschaftlichen
Grüns. Die Raumordnung und der
Ein Positivbeispiel: Der mit Stroh gedeckte Stadel am Tötnmoarhof in Vöran wird von
den Besitzerinnen Frieda und Rosa Jahr für Jahr mit viel Liebe und Fleiß
gepflegt. Jedes Jahr wird je nach vorhandenem Stroh ein so genannter Jahresstreifen
eingedeckt.
Gegen diese aggressive Bauunkultur in unserem Lande kämpft der Heimatpflegeverband
immer an. Leider mit wenig Erfolg, wie man hier im Bild neben der St. Prokuluskirche
in Naturns sehen kann.