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Titel
Der Bartkauz fliegt den Besuchern knapp über die Köpfe.
Behandlung und Pflege oder nach
der Aufzucht wieder in die freie
Wildbahn entlassen werden kann,
dann ist unser Ziel erreicht“, sind
sich Florian Gamper und Willy
Campei einig. „Aber nicht allen Vö-
geln kann geholfen werden: Einige
sterben aufgrund ihrer schweren
Verletzungen, andere müssen wir
einschläfern, weil wir ihnen nicht
mehr helfen können. Dies muss
auch gesagt werden. Wir sind keine
Wunderheiler“, sagt Gamper: „60
bis 70 Prozent der Vögel können
wir wieder fliegen lassen. Sie wer-
den ausgewildert. Es ist ein Kom-
men und Gehen. Die Auswilderung
erfolgt in Zusammenarbeit mit dem
Landesamt für Jagd und Fischerei.“
Immer wieder bleiben Wildvögel
aber aufgrund der Schwere ihrer
Verletzung auch als Dauergäste
im Pflegezentrum am Fuße von
Schloss Tirol. „Unsere Invaliden,
das sind Vögel, die wir nicht mehr
in die freie Wildbahn entlassen
können, bleiben in unseren über
30 Volieren entlang des 300 Meter
langen Rundgangs. Dort können
sie besucht und bestaunt werden“,
weiß Gamper. Jene Wildvögel, die
dem Gufy-Land erhalten bleiben
und in den Volieren leben, sollen
die Menschen darauf aufmerksam
machen, auf welche Barrieren Vö-
gel in der freien Natur stoßen kön-
nen. Die speziellen tierärztlichen
Maßnahmen obliegen natürlich
tierärztlichem Personal. „Ich und
Willy sind keine Tierärzte“, stellt
Gamper klar. Der im Schatten
liegende Rundgang ist auch ein
interessanter Lehrpfad, einerseits
für die heimische Vogelfauna und
gleichzeitig für die ortstypische
Flora. Inmitten des Buschwaldes
wurden die Volieren naturnahe
integriert, ohne größere Eingriffe,
erbaut mit möglichst natürlichen
Materialien. Verletzte Vögel wie
Waldkauz, Habicht, Schneeeule,
Falken usw. kann man darin an-
treffen. Viele Leute sehen solch
prächtige Wildvögel entlang des
Rundgangs zum ersten Mal in
ihrem Leben. Ein Rund-
gang am Burghügel
ist somit auch
ein Erleb-
nis, das
Spuren hinterlässt. „In erster Linie
müssen sich die Vögel wohlfüh-
len“, betonen die beiden geprüf-
ten Falkner. Deshalb wird jede
Voliere täglich gereinigt. Zwischen
zehn und zwölf Tonnen Fleisch,
das tiefgefroren geliefert wird,
verfüttern die Mitarbeiter des
Zentrums pro Jahr an die
Vögel. Auf dem Spei-
seplan stehen
Der Gänsegeier hat eine Flügelspannweite von rund 2,5 Meter.
60 bis 70 Prozent
der Vögel können
wir
wieder fliegen
lassen.
Wer einen verunglückten kleinen Vogel
auffindet, kann sich ans Pflegezentrum
für Vogelfauna Schloss Tirol wenden: Tel.
0473 / 221500
Seit 1998 leiten Willy Campei (rechts) und Florian Gamper das private Vogelsspital
am Burghügel von Schloss Tirol oberhalb von Meran.