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LOKALES
von Robert Adami
Spaß beiseite!
Verdauungskunst
Ich weiß ja nicht, wie das bei Ihnen so
ist, mit der hohen Kunst, besonders mit
der modernen; ich persönlich habe da
manchmal so meine Verständnisproble-
me. Ich traue mich ehrlich gesagt z.B.
gar nicht mehr ins Museum für Moderne
Kunst in Bozen. Dort habe ich mich
unlängst nämlich eine halbe Stunde
lang an der posttrivial kathartischen
Sublimationskraft einer vermeintlichen
Kunstinstallation ergötzt, bis mich die
Putzfrau gefragt hat, was ich denn an
ihrem Eimer und dem Wischmopp so
interessant fände. Wie gesagt, ich bin
ein Banause. Aber die gute alte Mona
Lisa fand ich immer zum Anbeißen. Und
vielleicht bekäme ich in den verwirrten
Staaten von Amerika sogar Gelegenheit
dazu. Denn dem Museum für Moderne
Kunst von San Francisco ist nämlich eine
Konditorei angegliedert, deren Besit-
zerin sich jetzt darauf spezialisiert hat,
Naschwerk in Form bekannter Kunst-
werke anzubieten. Da kann man also
süße kulinarische Nachbildungen von
Museumskunstwerken kaufen und gleich
verinnerlichen, indem man sie verspeist.
Kulturkalorienbomben sozusagen. Kunst
für die Küche. Wobei…da kommt mir
ein Gedanke…das könnte doch auch
umgekehrt funktionieren… in meinem
Kühlschrank müsste doch noch ein
vergammeltes Stückchen Käsekuchen
liegen, und die Reste der verkohlten
Lasagne von letzter Woche sollten
auch noch da sein…welch wunderbare
Farbkombinationen…schimmelgrün und
kohlschwarz/Béchamel-beige, gepaart
mit der fragwürdigen Haptik verkochter
Eierbandnudelblätter…bei genauerem
Hinsehen wunderbare Exponate naiv-mo-
derner Küchenkunst, welche unbedingt
ausgestellt gehörten…sofern man mich
gut dafür bezahlt…ich muss sofort San
Francisco anrufen…
Aber Spaß beiseite. Sicherlich beseitigt
es den Hunger in der Welt nicht, wenn
ich hier mein Befremden darüber äußere,
dass Lebensmittel zu Pseudo-Kunstwer-
ken verarbeitet werden. Aber es scheint
mir, dass auf solche Ideen eigentlich nur
kommen kann, wer im Überfluss lebt.
SARNTHEIN
- (br) Der Sarner Kirchtag zählt zu den größten Volksfesten im
Alpenraum und wird seit jeher am ersten Wochenende im September abge-
halten. Der Höhepunkt des dreitägigen Festes war auch heuer der Trachten-
umzug, der wiederum Tausende von Schaulustige aus nah und fern anlockte.
Altes Brauchtum vorgeführt
Der Trachtenumzug ist ein Schaufenster zu altem
Brauchtum, das sich im Sarntal wie kaum anderswo
gehalten hat. Da zeigen die Vereine gelebte Sarner
Tradition und begeistern die Zuschauermenge, die
dicht gedrängt die Dorfstraße säumt.
Acht Musikkapellen begleiteten den Zug der Fest-
wägen und Vereinsabordnungen. Die Fanfarenbläser
– hoch zu Ross – bildeten den Auftakt. Dahinter
marschierte die Riege der Ehrengäste, gefolgt vom
Festwagen der Gastgeber. Es sind dies traditionsge-
mäß die Freiwillige Feuerwehr und die Musikkapelle
Sarnthein.
In der schmucken alten Sarner Tracht marschierten
die Schützen auf. Schuhplattler und Schuhplattle-
rinnen zeigten ihre Plattler, die Volkstänzer drehten
sich im Polkaschritt, und die Jäger schauten vom
Hochsitz aus in die Menge. Geschmiedet wurde auf
dem Festwagen der Handwerker. Die bäuerliche
Tradition des Wurstens und Räucherns führte die
Bauernjugend vor. Rauch stieg auch auf dem Fest-
wagen der Latschenbrenner auf, ein Beruf, den es
fast nur im Sarntal gibt. Den Abschluss bildete die
Plünderfuhre von der Alm, bevor die „Sarner Goaßl-
schnellar“ kräftig mit ihren Peitschen schnalzten.
HAFLINGERTAGE
Zum Sarner Kirchtag gehören mittlerweile auch die
Haflingertage, organisiert vom Haflingerpferde-
zuchtverein Sarntal. Ein Vortrag zum Thema „Der
Haflinger gestern, heute und morgen“ leitete sie
ein. Tags darauf begann dann traditionsgemäß im
Sarntal die landesweiten Fohlenerhebung, wo der
Haflingernachwuchs den Rasseexperten vorgeführt
wurde. Das schönste Fohlen stellte Alois Innerebner,
Grieserbauer in Pens. Ein weiterer Höhepunkt war
das Kraftziehen, das der Verein im Wettbewerb
organisierte. Wie früher wurden die Haflinger vor
die Holzfuhre gespannt, die sie in drei Durchgängen
möglichst weit ziehen mussten. Dabei wurde die
Last immer schwerer. Als stärkstes Pferd erwies
sich schließlich „Mella“ von Roman Gross.
Die Fanfarenbläser eröffneten den Trachtenumzug.
Zurück von der Alm – mit dem Esel.
„Trixi“, das Siegerfohlen,
mit der Mutterstute „Franze“.
Das Kraftziehen gewann „Mella“.
Die Zügel führte Roman Gross.