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SÜDTIROL - (p) Die Familien der
Selbsthilfegruppe „Diabetes-Eltern-
Treff“ sagen ihren „Diabetes-Helden“
DANKE! Diabetes ist leider auch in
Südtirol im Vormarsch: Immer mehr
Kinder erkranken immer früher an
Diabetes. Diese Kinder sind bis zu
ihrer Selbständigkeit auf die Hilfe
der Eltern und Freunde angewiesen.
Es gilt in regelmäßigen Abständen
Blutzucker zu messen (teils auch
mehrmals in der Nacht), Insulin
zu spritzen, auf die Ernährung zu
achten und besonders auf Symptome
einer Unterzuckerung zu achten.
Anlässlich des Welt-Diabetes-Tages
am 14.11.2013 wurden die Famili-
en aufgerufen ihren persönlichen
„Helden des Diabetes“ zu küren
und diesen eine Danksagung zu-
kommen zu lassen. Als Helden und
Heldinnen wurden z.B. folgende
„Diabetes-Eltern-Treff“
Kinder lernen spielend mit der Krankheit
umzugehen
Personen gekürt:
• Eine Kinderärztin, die frühzeitig
die Diagnose „Diabetes“ gestellt hat
und somit ein Kind vor Dehydrie-
rung und anderen Komplikationen
bewahrt hat. Leider kommt es immer
noch vor, dass Symptome wie z.B.
das häufige Wasserlassen und der
ständige Durst von Kinderärzten
nicht beachtet werden.
• Einige Kindergärtnerinnen und
Volksschullehrerinnen die sich be-
sonders einsetzen und Kindern beim
Blutzuckermessen helfen, teils auch
Insulin verabreichen und kontrollie-
ren, dass auch das nötige gegessen
wird. Dies ist keine Selbstverständ-
lichkeit, da die Zuständigkeit der
Betreuung der Kinder während der
Schulzeit zwischen den Institutionen
Schule und Gesundheitswesen unklar
ist und teils Familien zum Spielball
der Bürokratie werden. Es ist leider
keine Seltenheit, dass Eltern 2- bis
3-mal am Tag in die Schule bzw. in
den Kindergarten gehen müssen,
um die Diabetes Versorgung ihrer
Kinder zu machen. Besonders für
Alleinerziehende ist dies eine ext-
reme Belastung!
• Personen in Vereinen, die sich
aktiv einsetzen, dass Kinder mit
Diabetes ungehindert überall mit-
machen können
• Großeltern und Bekannte, welche
das Kind unterstützen und die Eltern
entlasten
• Personen, die in Notsituationen
geholfen haben - z.B. bei einer
schweren Unterzuckerung schnell
und richtig reagiert haben.
Diesen Personen möchten die Mit-
glieder der Selbsthilfegruppe für
ihre Unterstützung danken!
Weitere Infos im Internet unter:
http://www.join-life.it/de/content/
diabetes-elterntreff
oder direkt bei: Gerhard Sölva, Tel.
335 / 7031234, email: gerhard@tin.
it; Irene Egger, Tel. 338 / 5792742,
email: irene.egger@brennercom.net;
Manuela Künig, Tel. 340 / 2258929,
email: manuela.kuenig@gmail.com
Der Psychiatrie-Weltkongress fand
heuer Ende Oktober in Wien statt.
Ein anderer Schwerpunkt betrifft
die unerträglichen Zustände psy-
chisch Kranker in Entwicklungslän-
dern. Äthiopien zum Beispiel hat
auf 90 Millionen Einwohner gerade
46 Psychiater, das bedeutet einen
Facharzt auf 2 Millionen Menschen.
Im Vergleich dazu hat Südtirol auf
500.000 Menschen 65 Psychiater.
Es ist bekannt, dass Gebiete mit
hoher Dichte an Psychiatern überall
auf der Welt besser vor Suiziden
geschützt sind. Anderseits wird
deutlich, dass vor allem Politiker in
Entwicklungsländern Psychiater und
gut funktionierende Psychiatrien
wie einen Luxus wahrnehmen, den
es eigentlich nicht braucht, obwohl
durchschnittlich 26% der Bevölke-
rung psychisch krank sind. Auf diese
Weise leiden psychisch Kranke eher
vor sich hin und finden keine Hilfe
– in den USA betrifft dies 50% aller
Betroffenen, in den Entwicklungslän-
dern 95%. Erstmals in der Geschichte
der Südtiroler Psychiatrie war auch
unser Land mit eigenen Beiträgen
auf dem Weltkongress vertreten.
Psychiatrieprimar Dr. Roger Pycha
wurde als Redner zu zwei wichtigen
Symposien eingeladen. Das eine hat-
te den internationalen Vergleich von
Zwangseinweisungen zum Inhalt.
Roger Pycha schilderte dabei die
italienische Situation, wo Zwangs-
behandlungen vom Bürgermeister
verfügt und vom Gericht überwacht
werden. Für ganz Italien gilt, dass
Zwangsmaßnahmen dort, wo ein gut
ausgebautes psychiatrisches Ver-
sorgungsnetz besteht, abnehmen.
Diesbezüglich ist Südtirol ein Lehr-
beispiel. Es ist die Gegend Italiens,
in der ein modernes psychiatrisches
Angebot zu allerletzt verwirklicht
worden ist, mit bisher realisierten
85% der geplanten Einrichtungen
und bisher eingestellten 69% der
vorgesehenen Mitarbeiter. Das zweite
wichtige Thema mit Südtiroler Be-
teiligung betraf die Suizidpräven-
tion. Im internationalen Vergleich
gibt es Länder wie Österreich und
die Schweiz, die viel Fachwissen
und Geld darin investieren, weil
sie viele Suizidopfer zu beklagen
Erstmals Südtiroler Referent auf Psychiatrie-Weltkongress
haben. Italien hingegen hat eine
der niedrigsten Suizidraten Europas
und die geringste Zahl an erhobenen
Suizidversuchen. Deshalb ist das
Anliegen für die italienische Ge-
sundheitspolitik eigentlich kein gro-
ßes Thema, es gibt kein staatliches
Programm zur Suizidvorbeugung,
obwohl die WHO ein solches fordert.
Vollkommen anders aber ist die Situ-
ation in bestimmten Provinzen wie
Rovigo, Triest, Südtirol und in der
Region Sardinien. Dort sind Suizido-
pfer häufig, und es muss unbedingt
etwas dagegen getan werden. Im
Nationalen Präventionsplan 2012
erwähnt das Gesundheitsministerium
eine einzige Initiative, die auf ganz
Italien ausgedehnt werden soll. Es
handelt sich um die Europäische
Allianz gegen Depression, die in
Südtirol erprobt worden ist. Sie hat
zu einer statistischen Senkung der
Suizide bei Männern geführt, die
bei uns ein dreimal höheres Risiko
tragen als Frauen. Für eine gesamti-
talienische Verwirklichung, ja sogar
für eine Fortsetzung in Südtirol aber
fehlt das Geld. In der Not ist ein
Netzwerk gebildet worden, das aus
weitgehendem Freiwilligeneinsatz
besteht, und die wertvollen europä-
ischen Kontakte hält. Weltweit wird
bei der Vorbeugung von Suiziden die
elektronische Gesundheitsvorsorge,
also die Verfügbarkeit von hilfreichen
Informationen im Internet, immer
wichtiger. Diesbezüglich ist vor
Kurzem in Rom eine Internetseite
vorgestellt worden. Auch arbeiten
Südtirols Psychiater seit heuer eng
mit dem deutschsprachigen Ausland
zusammen. Unter www.prevenireil-
suicidio.it finden italienischsprachi-
ge, unter www.psychiater-im-netz.
org (Thema Krise/Notfall) deutsch-
sprachige Betroffene lebensrettende
Informationen.
Primar Dr. Roger Pycha,
Leiter der Europäischen Allianz gegen
Depression in Südtirol
gesundheit