Seite 31 - PLUS_20_2013

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mehr Mehrsprachigkeit, jedoch weniger ethnisch
und vergangenheitsbehaftet.
Arno Kompatscher, Südtiroler
Volkspartei, Völs am Schlern
Für 2014 wünsche ich mir, dass
im neu gewählten Südtiroler
Landtag Mehrheit und Opposi-
tion im gegenseitigen Respekt
konstruktiv zusammenarbeiten. So sollten Entschei-
dungen zu existentiellen Themen, wie etwa Arbeit
und Bildung, über die Parteigrenzen hinweg gefällt
und von einer breiten Mehrheit getragen werden.
Roberto Bizzo, Demokratische
Partei, Bozen
Ich wünsche mir, dass Weihnach-
ten jedem Menschen Hoffnung
bringt. Zudem wünsche ich mir,
im neuen Jahr Menschen zu
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treffen, deren Augen leuchten, weil sie wieder
zuversichtlich an die Zukunft zu glauben begon-
nen haben. Es wäre mein persönliches Anliegen,
für 2014 dazu beitragen zu können, für all jene,
die uns nahe stehen, und für alle Bürger Südti-
rols Vertrauen, Sicherheit und Zukunftsglauben
wiederherzustellen.
Ein Hundeleben
von Barnie Labrador
Frohe Weihnacht
Klingeling! Klingeling! Ich weiß nicht ganz genau
warum, aber jedes Jahr, so ungefähr einen Monat
lang im Winter, haben es die Menschen mit diesen
Glöckchen-Klängen. Als Hund ist man da natürlich
besonders sensibel, wir hören eben etwas besser als
die Zweibeiner. Jedenfalls hört man andauernd sol-
che Glöckchen läuten, und außerdem laufen überall
lustige, rot gekleidete Männer mit langen Bärten
herum, die man das restliche Jahr über ebenfalls
nicht zu sehen bekommt. Wahrscheinlich rasieren
sich diese Menschen einmal im Januar und lassen
dann den Bart das ganze Jahr über wachsen, um
im Winter darauf eben so auszusehen. Wie gesagt,
der tiefere Sinn dieser Phänomene erschließt sich
mir nicht vollends, aber ich habe mir von Chantal,
der Collie-Hündin unseres Nachbarn, sagen lassen,
dass die Menschen diese Zeit Advent nennen, oder
auch Weihnachtszeit. Und dass es eine besondere
Zeit wäre, in der alle Menschen besser wären.
Das ist schön. Dafür können sie sich gerne Bärte
wachsen lassen und Glöckchen klingeln lassen. Die
rot gekleideten Zweibeiner nennen sich übrigens
anscheinend Weihnachtsmänner und verteilen nett
verpackte Geschenke. Das ist auch schön, obwohl
ich an dieser Theorie meine Zweifel hege. Denn der
neue Hundeknochen, den ich jedes Jahr um diese
Zeit geschenkt bekomme, hat zwar auch immer
eine Schleife umgebunden, kommen tut er aber
von meinem Frauchen Fräulein Rita. Das erkenne
ich am Geruch, da macht mir niemand etwas vor.
Besonders schön finde ich aber diese Modellhäus-
chen, welche die Menschen in dieser Weihnachtszeit
aufstellen. Krippen nennt man die, hat Chantal
gesagt. Und es wäre das Geburtshaus des Christ-
kindes. Das Christkind scheint aber nicht das Kind
des Weihnachtsmannes zu sein, denn ich habe in
so einer Krippe noch nie eine rot gekleidete Figur
mit schneeweißem Bart gesehen. Aber ich werde
vorsichtshalber nochmal Chantal danach fragen,
denn das alles ist schon etwas verwirrend für
einen Hund wie mich. Allerdings scheinen mir die
Menschen in diesen Dingen auch manchmal etwas
verwirrt zu sein, denn obwohl das Geburtshaus des
Christkinds ganz klar in den Alpen liegt (da bin ich
mir sicher, es sieht genauso aus wie die Häuschen,
an denen wir im Sommer beim Wandern immer
vorbei kommen) rennen da öfters auch Kamele
und Elefanten herum. Und von denen habe ich
beim Wandern nun wirklich noch nie welche zu
Gesicht bekommen. Da kann doch irgendetwas nicht
stimmen. Da erscheinen mir die Rentiere, welche
anscheinend den Schlitten des Weihnachtsmannes
ziehen, schon logischer. Aber egal, solange nicht
die Kamele vor den Schlitten gespannt werden.
Das ginge dann wirklich nicht.
Mein Frauchen Fräulein Rita macht in dieser Zeit
dann auch etwas, was sie ebenfalls das restliche
Jahr über sonst nie tut. Sie backt Kekse. So ge-
nannte Lebkuchen. Darauf freue ich mich immer
ganz besonders, weil nämlich die meisten dieser
Kekse bei mir im Napf landen. Die Menschen
scheinen Fräulein Ritas Lebkuchen nämlich nicht
zu mögen. Ich hingegen finde sie wunderbar. Man
kann stundelang darauf herum kauen, die Dinger
geben nicht nach. Aber der einzige Mensch, dem
meines Frauchens Kekse anscheinend schmecken,
ist unser Nachbar Herr Dietmar, also Chantals
Herrchen. Er kommt jedes Jahr zur Weihnachts-
zeit zu Besuch und vertilgt mindestens 7 dieser
Lebkuchen. Dass er als Mensch diese Kekse zuerst
etwa eine Viertelstunde weichlutschen muss, um
hineinbeißen zu können, macht ihm überhaupt
nichts aus. Er schaut Fräulein Rita nur verliebt
an und sagt:
„Ihre Lebkuchen sein wie immer a Gedicht!“
Und sie lächelt verliebt zurück. Chantal und ich kau-
en derweil genussvoll ebenfalls unsere Lebkuchen.
Den Abschluss der Weihnachtszeit bildet dann
immer ein Fest, zu dem eine ganze Menge von
Frauchens Verwandten kommen. Dabei gibt es,
glaube ich, eine Regel, die festlegt, dass die Ge-
spräche bei diesem Fest jedes Jahr gleich ablaufen
müssen. Das schafft anscheinend eine gewisse
Heimeligkeit. Besonders mag ich das alljährliche
Eröffnungsgespräch zwischen Fräulein Rita und
ihrer Oma.
„Kind, du hosch jo gor koan Weihnochtsbam…“
„Oma, i hon no nia an Weihnochtsbam ghob.“
„Bisch sicher? Leschts Johr hosch ober oan ghob.“
„Na, Oma, leschts Johr a net.“
“Jo, ober brum denn net?”
„Weil mir die Bam in Wold liaber sein als in der
Wohnung.“
„Jo, ober in Wold konnsch ober koane Kerzen
aufn Bam onzinden.“
„Sell isch gleich, mir kennen schun dechtersch a
poor Kerzen onzinden, und sell tian mer iatz a.
Kemms her olle, mir zinden die Kerzen on und
singen a poor Liader!“
„I geah ober net ausi in Wold!“
Und dann beginnen die einzigen Minuten, vor denen
ich mich in der Weihnachtszeit fürchte. Tante Kuni-
gunde schafft es nämlich, Töne zu produzieren, mit
denen die NASA wohl draußen im Weltall Kontakt
zu außerirdischem Leben aufnehmen könnte, aber
hier auf der Erde leiden meine Hundeohren etwas
unter dieser Belastung. Aber egal, nachdem sich
eh nie jemand an den Text der dritten Strophe
von „Stille Nacht“ erinnern kann, ist das Singen
ohnehin bald vorbei. Dann werden Geschenke
verteilt, von denen anscheinend jeder meint, sie
kämen vom Weihnachtsmann, Oma sagt noch:
„Mir hot der Bam leschtes Johr sofl guat gfolln“,
und ich bekomme einen neuen Hundeknochen
aus Plastik. Auch wenn ich schon seit Jahren von
einem Hundeknochen aus Lebkuchen träume. Der
würde sicher bis zur nächsten Weihnacht halten.
Vielleicht jaule ich dem Weihnachtsmann ja mal
ein Briefchen. Haps.
Geschichten zum entspannen