33
Vera Pitarelli
GRIES BEI BOZEN
- (ar) – Vera Pitarelli ist eine
begnadete Vollblutmusikerin. Im PLUS-Gespräch
erzählt die 35-jährige promovierte Theaterwissen-
schaftlerin aus Gries über ihren Lieblingsstil, das
mögliche Glücklich Sein von Musikern, ihre Pläne
und beantwortet die Frage, ob die Musik Emotio-
nen erzeugen und vertiefen kann.
Können Sie sich ein Leben ohne
Musik vorstellen?
Ich habe versucht, mir ein Leben
ohne Musik vorzustellen. Aber das
wäre, als ob ich mich selbst und
meine letzten Jahre verleugnen
würde. Ich liebe es einfach, Ener-
gie auszudrücken und sie anderen
Menschen weiterzugeben.
Welches ist Ihr Lieblingsmusik-
stil, und warum gefällt er Ihnen
so gut?
Die traditionelle westafrikanische
Musik mag ich sehr gerne, weil ich
mich mit der Djembe besonders gut
ausdrücken kann. Ich liebe es aber
auch, den rhythmischen Teil einer
Jazz-Formation zu übernehmen.
Dazu spiele ich etwa die Cajon, die
Congas und den Snaredrum. Es ist
immer schön und interessant, sich
immer weiterzuentwickeln und das
eigene Potential auszuschöpfen.
Vorzugsweise liebe ich trockene,
knackige und schnelle Schläge auf
meinen zahlreichen Trommeln. In
den letzten Jahren habe ich mir
auch eine wärmere und melodischere
Seite von mir entdeckt und interes-
siere mich sehr für Dynamiken und
das Verschmelzen von Techniken,
Traditionen und Musikrichtungen.
Zudem denke ich nicht mehr so
streng traditionell und akademisch,
sondern entdecke mehr und mehr
meinen eigenen Stil, der auf meinen
Erfahrungen und Gefühlen basiert.
Was ich schon seit Beginn mache
und sehr liebe, ist das Improvisieren.
Sind Musiker im Unterschied
zu andere beneidenswertere,
glücklichere Menschen?
Ich glaube nicht, dass Musiker und
Künstler die glücklicheren Menschen
sind; es ist sogar oft eher das Ge-
genteil der Fall. Die Disziplinen der
Künste sind jedenfalls eine positive
Weise, sich auszudrücken. Deshalb
finde ich es auch so wichtig, Kindern
und Jugendlichen solche Ausdrucks-
weisen nahezubringen. Vor allem in
Großstädten sind die Wege, in nega-
tive Bahnen zu geraten, sehr leicht.
Jungen Menschen zu zeigen, dass
man mit Beschäftigungen wie Mu-
sizieren, Malen, Theater, Fotografie,
Kino, Schreiben, aber auch Sport viel
mehr vom Leben als mit destruktiven
Beschäftigungen hat, finde ich sehr
bedeutend. Aber auch viele Erwach-
soziale Bindungen organisieren?
Ich sehe das Musizieren wie eine
Reise, die man alleine oder mit
anderen Menschen unternehmen
„Musik ist eine
internationale
Sprache“
sene können sehr von musikalischen
Erlebnissen profitieren.
Kann die Musik mächtige Emoti-
onen erzeugen, sie vertiefen und
kann, wobei diese Erfahrungen – je
nachdem, ob man gerade unterrich-
tet, ein Konzert hält oder mit ande-
ren Musikern an einer Jam-Session
teilnimmt – sehr unterschiedlich
ausfallen können. Was ich jedenfalls
an der Musik so faszinierend finde
ist, dass es sich tatsächlich um eine
internationale Sprache handelt,
dank welcher man wirklich sehr
viele Menschen kennenlernen und
große Emotionen austauschen kann!
Welche sind Ihre nächsten Pläne?
Ich werde weiterhin mit den ver-
schiedensten Künstlern arbeiten
und Perkussionen unterrichten. So
werde ich etwa in Zusammenarbeit
mit den Südtiroler Volkshochschu-
len Djembe-Kurse halten, auch
wird es nicht an Cajon-Projekten
mangeln. Voriges Jahr habe ich
beispielsweise in St. Pauls ein
Eltern-Kind-Projekt gestartet, bei
dem wir alle zusammen erstmals
diese tolle Trommelkiste gebaut
und bemalt haben, um uns dann in
die magische Welt der zahlreichen
Rhythmuskombinationen zu bege-
ben. Beim letzten Kinderfestival
hatte ich auch die Idee, zusammen
mit einem Münchner Jazz-Pianisten
Kinderlieder aus aller Welt gemein-
sam mit den Kindern in allen Mu-
sikrichtungen zu spielen und zu
singen. Dazu wurden dann auch
leichte Rhythmen auf der Cajon
gespielt. Ich arbeite auch sehr ger-
ne mit Tänzern zusammen; so wird
man mich sicher bei Tanzkursen
finden. Seit kurzem arbeite ich
mit dem Archäologischen Museum
zusammen, für das ich Musikstü-
cke komponiere und musikalische
Promotions organisiere. Am 29.
November werde ich mit meiner
Sambagruppe aus Bologna durch
die Straßen der Bozner Altstadt
ziehen, um die lange Nacht der Mu-
seen zu bewerben; am Nachmittag
bin ich im Naturmuseum zu finden:
dort wird es eine Werkstatt geben,
bei der Kinder Musikinstrumente
aus Recyclingmaterialien basteln
können, in der Musikwerkstatt
lernen sie dann, wie man damit
Musik machen kann. Wer meine
musikalische Aktivität regelmäßig
verfolgen möchte, kann sich gerne
über meine Internetseite
www.
verapitarelli.com
informieren.
Portrait