Seite 16 - WIR_01_2014

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Historische Persönlichkeiten
Pater Hartmann war Franziska-
nerpater, aber auch Organist und
Komponist, der mit seinen groß-
angelegten, in ganz Europa und
Nordamerika aufgeführten Orato-
rien weltbekannt wurde.
Doch der Reihe nach: Hartmann
erblickte 1863 als Sohn eines Ei-
senbahnbeamten im Deutschtiroler
Grenzdorf Salurn das Licht der Welt.
Seine ersten musikalischen Studien
führten ihn nach Bozen. Im August
1879 trat er in Salzburg als Novize
dem Franziskanerorden bei und
wurde sieben Jahre später in Brixen
zum Priester geweiht. So war er am
Anfang in Lienz im Pustertal und
später in Reutte im Außerfern als
Organist und Chordirektor tätig.
Anschließend studierte er in der
Tiroler Landeshauptstadt bei Joseph
Pembaur die Fächer Instrumental-
lehre und Komposition. 1893 wurde
Pater Hartmann, gerade 30-jährig,
zum Organisten an der Salvatorkir-
che und Direktor der Philharmonie
in Jerusalem bestellt. Ferner war
er auch durch die Berufung seitens
des Generalministers als Organist
an der Grabeskirche und an der
Kirche Santa Maria in Aracoeli auf
dem Kapitol in Rom tätig.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts
wurde Pater Hartmann, inzwischen
38-jährig, zum Direktor des Kon-
servatoriums an der Piazza Santa
Chiara bestellt. Noch im gleichen
Jahr unternahm der Angehörige
Pater
Hartmann
zum ehrenden Gedenken
SALURN -
(ar) Auch in der Jännerausgabe der
„WIR“ möchten wir uns an eine große Tiroler Per-
sönlichkeit erinnern, über die leider nicht mehr so
viel bekannt ist. Pater Hartmann (bürgerlicher Name
Paul Eugen Josef) von An der Lan-Hochbrunn wäre
am 21. Dezember des vorigen Jahres 150 Jahre
alt geworden.
eines alten Tiroler Adelsgeschlechts
eine Konzertreise in die Zaren-
Hauptstadt Sankt Petersburg und
führte dort sein Oratorium „St.
Franziskus“ erstmals auf. Aber auch
seine anderen vier Oratorien „St.
Petrus“, „Das letzte Abendmahl“,
„Der Tod des Herrn“ und „Die sieben
letzten Worte am Kreuze“ machten
ihn weltbekannt. Auch das Werk
„Te Deum“ stammt aus seiner Feder.
Ab 1906 lebte der große Kirchen-
musiker im Münchner Franziska-
nerkloster St. Anna im Lehel, zwi-
schendurch weilte er auch kurz in
New York. Pater Hartmann erhielt
das päpstliche Ehrenkreuz „Pro Ec-
clesia et Pontifice“ und vom öster-
reichischen Kaiser Franz Joseph I.
die große goldene Medaille. Zudem
erhielt von An der Lan-Hochbrunn
seitens der Universität Würzburg
zwei Jahre vor seinem Tod die Eh-
rendoktorwürde in Theologie.
Am 6. Dezember 1914 starb Pater
Hartmann wenige Tage vor sei-
nem 51. Geburtstag in München.
Er wurde in der Franziskanergruft
in Bozen bestattet, ehe seine sterb-
lichen Überreste in das Grab seiner
Schwester Rosa Masera, die einen
Bozner Kaufmann geheiratet hatte,
umgebettet wurden. Seine hinter-
lassenen Schriften befinden sich
im Schwazer Franziskanerkloster.
Die bekannte Künstlerin Hortense
von Gelmini zu Kreutzhof ist vä-
terlicherseits mit Pater Hartmann
verwandt. Heute erinnert an ihn
die deutschsprachige Grundschule
Salurn. Sie wurde mit Beschluss
Nr. 2171 der Landesregierung vom
17. Juni 2002 nach ihm benannt.
Als Sohn eines Eisenbahnbeamten
verbrachte er seine ersten Lebens-
jahre in dem Gebäude, das heute
der Bahnhof von Salurn ist.
Archiv des Franziskanerklosters in Hall in Tirol
Archiv des Franziskanerklosters in Hall in Tirol
Archiv des Franziskanerklosters in Hall in Tirol