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Porträt
Herr Pichler, wann karikieren
Sie Menschen und Ereignisse,
und was ist das Schöne daran?
Das liegt etwa zehn Jahre zurück.
Die Karikatur hat mich immer schon
gefesselt. Sie kann das Geschehen
auf den Punkt bringen, Augen öff-
nen und Zusammenhänge schlag-
fertig verständlich machen. Das ist
das Faszinierende an ihr.
Wieso kann bloß eine geziel-
te Überzeichnung ein Problem
präzise auf den Punkt bringen?
Wird ein Thema überspitzt darge-
stellt, dann muss der Betrachter
darüber stolpern, denn es ist nicht
mehr zu übersehen und somit im
Fokus der Aufmerksamkeit. Es liegt
allerdings am Gespür des Karikatu-
risten, das richtige Maß zu finden.
Es gibt da eine Schmerzgrenze in
der Übertreibung.
Warum ist die kritische Grund-
haltung ein gemeinsames Merk-
mal aller Karikaturen?
Eine Karikatur ist per se kritisch.
Damit meine ich, dass sie sich ernst-
haft mit den realen Ereignissen
und deren Hintergründen ausein-
andersetzt. Sie erfindet nicht, sie
übertreibt nur. Eine Karikatur ent-
steht keineswegs aus dem Nichts. Im
Vorfeld befasst sich der Karikaturist
intensiv mit allen Thematiken, muss
dabei Zusammenhänge erkennen
können und Rückschlüsse auf Ur-
sache und Wirkung von Ereignissen
ziehen. Er gräbt sozusagen sehr
tief und bringt das plakativ in die
Karikatur ein.
Wann ist Ihrer Meinung nach
eine Karikatur gelungen?
Wenn sie einfach und direkt ist.
Die Aussage muss klar sein und
ein Schmunzeln auslösen.
Robert Pichler
„Im Vordergrund
steht der Humor“
ALDEIN/BRIXEN -
(ar) Seit rund einem Jahrzehnt
zeichnet der 51-jährige Robert Pichler Karikaturen.
Im „WIR“-Interview spricht der in Brixen wohnhafte
Aldeiner über die künstlerische Freiheit, die Karikatur
als Schlaglicht auf eine Situation und den Humor in
einer gewissen Lage. Auch ein Rückblick auf das
abgelaufene Jahr 2013 aus der Sicht eines Karika-
turisten ist Gegenstand dieses Interviews.
Welche Emotionen kann eine
Karikatur bei Ihnen auslösen?
Eine Karikatur ist immer sehr auf-
geladen, und das besonders auch
emotional. Je nachdem wie sie
bestückt ist, löst sie entsprechende
Gefühle aus. Im Vordergrund steht
meistens der Humor, das Lachen
über eine komisch-überzeichnete
Situation. Das erleichtert, denn
die Karikatur geht in der Regel die
Themen sehr schonungslos an und
ist dann oft ganz schön schwere
Kost, die nicht so leicht zu ver-
dauen ist. Dabei hilft das Lachen.
Würden Sie den Satz unterschrei-
ben, dass Karikaturen Kunstwer-
ke des Augenblicks sind?
Nein, eigentlich nicht. Ich verstehe
sie als Schlaglicht auf eine Situati-
on, die aber vieles mit einbezieht,
Vergangenes wie Gegenwärtiges.
Die Ursachen für eine aktuelle
Situation sind immer auch in der
Geschichte, in der Vergangenheit
zu suchen. Die Karikatur holt also
sehr weit aus, bringt vieles zusam-
men, verknüpft es und presst es
in ein Bild.
War das Jahr 2013 rückblickend
betrachtet ein gutes Jahr für Sie
als Karikaturist?
Dazu muss ich sagen, dass ich seit
ungefähr zwei Jahren keine poli-
tische Karikatur mehr gezeichnet
habe. Ich habe mich bis dahin sehr
intensiv mit dem gesellschaftli-
chen Zusammenleben auseinan-
dergesetzt und nach Antworten
auf viele meiner Fragen gesucht.
Die Karikatur hat mir in ihrer iro-
nisch-satirischen Darstellungswei-
se dabei sehr geholfen, denn ich
konnte mich auf meine Art in die
Dinge hineinarbeiten. Irgendwann
hat sich das dann erschöpft, wie
ich selbst überrascht feststellen
musste. Darüber hinaus wurde
mir bewusst, dass ich Prozesse
zwar verstehe, aber dabei nichts
verändern kann.
Seit gut einem Jahr fertige ich per-
sönliche Karikaturen auf Nachfrage
an. Das sind humorvolle, lebendige
und treffende Darstellungen von
Personen. Das macht Spaß und es
ist für die karikierte Person auch
eine Art Abenteuer, sich auf diese
spezielle Art und Weise darstellen
zu lassen. Das kommt auch sehr
gut an und ist besonders als ori-
ginelles Geschenk sehr geschätzt.
... mit Ehefrau Rita und zwei seiner
Kinder
Der Meister bei der Arbeit.