Seite 11 - WIR_02_2014

Basic HTML-Version

11
Miteinander am Hof
KURTINIG
- Zusammenleben der
Generationen, Schutz von Grund
und Boden, Vorbild für die Jugend,
Arbeitsplatz Bauernhof sichern
– das waren die Themen bei der
Bezirksversammlung der Bäuerin-
nen im Unterland am Samstag, 8.
Februar in Kurtinig.
Die meisten Höfe in Südtirol werden
als Familienbetriebe bearbeitet. Das
Thema Generationen am Hof sei
deshalb für die Zukunft von großer
Bedeutung, denn nur durch gegen-
seitige Hilfe und Stütze könne die
Bewirtschaftung der Höfe gesichert
werden, sagte Bezirksbäuerin Maria
Theresia Jageregger bei der Bezirks-
versammlung der SBO-Unterland.
Zudem forderte sie: „Wir sind davon
überzeugt, dass der Schutz von
Grund und Boden an erster Stelle
stehen muss, damit die nächsten
Generationen am Hof noch leben
können und dort einen Arbeitsplatz
finden. Die Neuausweisung von
Baukubatur muss eingeschränkt
werden, denn auf Beton werden
wir wohl nichts säen, pflanzen und
ernten.“
Vorbild für Jugend sein
Bezirksbäuerin Jageregger rief die
Unterlandler Bäuerinnen auf, für
die Jugend Vorbild zu sein und
ihnen eine gute Ausbildung zu
gewähren: „Wenn wir von unserer
Arbeit und von unserem Beruf über-
zeugt sind, ihnen Familienleben,
Brauchtum, Tradition, Werte und
Kultur vorleben, können sie sich
mit Freude und Einsatz weiterent-
wickeln und für den Fortbestand
unserer Betriebe sorgen.“ Das Bild
der Bäuerin von heute hat sich
geändert, die Frauen von heute
sind berufstätig und sie tragen
wesentlich zum Einkommen bei.
Die Arbeitsmöglichkeiten am und
außerhalb des Hofes sind heute viel-
fältig. Wichtig sei, dass weiterhin
die Fachkurse und Lehrgänge für
die Bäuerinnen auch in Zukunft
Platz finden, forderte Bezirksbäu-
erin Jageregger.
Zusammenleben der Gene-
rationen am Hof
Wichtig sei auch ein gutes Mitei-
nander der Generationen am Hof.
Dies bestätigte auch Kommunikati-
onsberaterin Luise Vieider in ihrem
Vortrag zum Tagesmotto „Genera-
tionen am Hof“. Die Generationen
begegnen sich tagtäglich in den
verschiedensten Situationen am
Hof, das macht die Kommunikati-
on und das Zusammenleben noch
komplexer: „Ein gutes Auskommen
ist wichtig, damit keine Konflikte
entstehen, die das Zusammenle-
ben und das Wirtschaften am Hof
hemmen.“
Gegenseitiges Verständnis
– gemeinsames Gespräch
Wichtig sei, die Sichtweise des an-
deren zu verstehen und Kompromis-
se zu finden: „Man muss sich immer
vor Augen halten, dass die Situation
des Hofübergebers eine andere ist
als die des Hofübernehmers. Sich in
die Lage des anderen zu versetzen
hilft einander zu verstehen“. Soll-
ten Missverständnisse auftauchen,
Bezirksbäuerin Maria Theresia Jageregger
dann ist das gemeinsame Gespräch
der Weg aus dem Dilemma. Vieider
empfahl den Bäuerinnen Wünsche
und Vorstellung direkt anzuspre-
chen und dabei Ich-Botschaften
zu verwenden.
Privatsphäre schützen
Schwierigkeiten gäbe es natürlich
oft in der Beziehung zu Eltern oder
Schwiegereltern bzw. Geschwis-
tern. „Man versucht oft eine gute
Beziehung aufzubauen, doch wo
und wann ziehe ich die Grenze,
wenn es zu viel wird?“ Von Anfang
an die gegenseitige Privatsphäre
respektieren, getrennte Wohnun-
gen, getrennter Tagesablauf. „Wenn
jeder seine eigenen Wünsche klar
und offen ausspricht, wenn jeder
kompromissbereit bleibt und wenn
der große Vorteil des gegenseitigen
Lernens im Vordergrund steht, dann
kann das Zusammenleben der Ge-
nerationen gelingen.“
Bäuerliche Familie stärken
Dass für die Kinder das Erleben von
verschiedenen Generationen mit
Sicherheit ein großes Geschenk und
eine Basis der sozialen Kompetenz
sei, waren sich alle Bäuerinnen
einig. Dadurch können die Kinder
auch die Liebe zum Beruf „Bäuerin
und Bauer“ entwickeln. Das sei
wichtig. „Nur mit viel Zusammen-
halt, Loyalität und Verantwortung
wird die Landwirtschaft gestärkt in
die Zukunft blicken können“, be-
tonte Bezirksbäuerin Maria Theresia
Jageregger abschließend.
Bezirksbäuerin Maria Theresia Jageregger, Landtagsabgeordnete Maria Kuenzer, Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer,
ehemalige Regionalratspräsidentin Rosa Thaler, Landesbäuerin-Stellvertreterin Maria Egger und Referentin Luise Vieder
DEN BÄUERINNEN DAS WORT
In Zusammenarbeit mit
Luise Vieider, Keytrain Italien, Beraterin,
Trainerin, Coach