Seite 25 - untitled

Basic HTML-Version

25
informieren
Rund drei Stunden verbringt die itali-
enischsprachige Bevölkerung täglich
vor dem Fernseher, die Ladiner schau-
en durchschnittlich zwei Stunden, die
Deutschen etwas mehr als eineinhalb
Stunden pro Tag. Sie gaben wie die
Ladiner an, lieber Radio zu hören. Mehr
als zwei Drittel (69,9%) der Südtiroler
schauen täglich oder fast täglich fern,
9,6 Prozent an vier bis fünf Tagen und
8,3 Prozent an zwei bis drei Tagen in
der Woche. Die Zeit, die man vor dem
Fernseher verbringt, ist in den vergan-
genen Jahren gesunken. Gleichzeitig
stieg die Zahl jener, die maximal einmal
in der Woche die Klotze anschalten.
Auch die Zahl der Leute, die nie fern-
sehen stieg von 3,8 auf 5,3 Prozent.
Gegenüber früheren Umfragen fällt auf,
dass Schüler und Studierende zwar
öfter als Erwerbstätige den Fernseher
einschalten, ihre Nutzungsdauer aber
kürzer wurde. Dies alles geht aus einer
Umfrage zu den Radio- und Fernseh-
gewohnheiten der Südtiroler Bevölke-
rung hervor, die durch das Landesins-
titut für Statistik ASTAT im Oktober
und November 2012 durchgeführt wur-
de.
DAS NEUE PROBLEM:
COMPUTER UND SMARTPHONE
Statistiken zu diesem Phänomen gibt
es noch nicht, denn die neuen Medien
und Trends ändern sich ständig. Was
gestern noch Playstation und Compu-
terspiele, sind heute Facebook und
Twitter. Alle müssen vernetzt sein,
schon im Mittelschulalter ist man „out“,
wenn man da nicht mitmacht.
„Ein Problem ist die Konsummenge.
Viele Jugendliche und Erwachsene ver-
bringen bis zu acht Stunden am Com-
puter“, berichtet Psychologe und
Psychotherapeut Stefan Eikemann, Di-
rektor der Familienberatungsstelle
Bozen. Noch vor zwei, drei Jahren
führten vor allem die Internetspiele
mit Gruppen- oder Gildebildung zum
Suchtverhalten. Diese geschieht jetzt
weniger, da gleichzeitig parallel meh-
rere Dinge über Internet abgewickelt
werden. „Das Risiko besteht darin, dass
die Jugendjahre der Zeitraum des so-
zialen Lernens sind. Dies findet so nicht
mehr statt, wird regelrecht verpasst,
da man virtuelle statt persönliche
Begegnungen pflegt. In dieser anony-
men Scheinwelt ohne Emotionen spie-
len Takt, Gefühl oder Scham keine
Rolle mehr. In der Jugend wird der
Grundstein für das zukünftige Sozial-
verhalten gelegt“, betont Stefan Eike-
mann. Wer aber nie in persönlichen
Beziehungen hineingewachsen ist und
sie gepflegt hat, wird auch mit zuneh-
menden Alter Probleme haben, Bezie-
hungen aufzubauen. Jede Anstrengung
wird dann zum Hindernis.
DIE ELTERN SIND
VERANTWORTLICH
Viele Grundschulkinder verfügen bereits
über ein eigenes Handy und haben
freien Zugang zum Computer. Kontrol-
le und Regeln sind wichtig. Dabei sind
in erster Linie die Eltern gefordert. „Wir
wissen nicht, wohin die Entwicklung
läuft und wie sich der hohe Konsum
auf das Beziehungsverhalten sowie die
Stabilität und Autonomie im eigenen
Leben auswirken. Erst mit 16, 17 Jahr
beginnen die Jugendlichen, Verantwor-
tung zu übernehmen und Vorstellungen
von sozialer Korrektheit zu entwickeln
und ihre moralischen Grundvorstellun-
gen zu festigen“, erklärt der Psycho-
loge. Deshalb sollten sofort ab Compu-
tereinstieg klare Regeln herrschen, die
es dann später den Jugendlichen er-
leichtert, den Computer auszuschalten.
Kostenlose oder relativ billige Program-
me regeln über ein Passwort die Ein-
stellung der Nutzungsdauer für das
Kind. Danach schaltet der Computer
automatisch ab. Auf diese Weise wird
Streit in der Familie oder ständigen
Ermahnungen vorgebeugt. Viele Eltern
sind verunsichert und wollen Konflik-
te mit den Kindern vermeiden. Doch
Medienkompetenz beginnt beim Aus-
schalten und das muss gelernt sein.
IN DIE VERANTWORTUNG
HINEINWACHSEN
Wenn für einen Erstklässler der Mittel-
schule die Nutzungszeit bei rund einer
Stunde liegen kann, wird diese mit
zunehmendem Alter ansteigen. Die
Kinder und Jugendlichen können in-
nerhalb der vorgegebenen Zeit ihren
Konsum eigenverantwortlich regeln
und aufteilen, und lernen somit Ver-
antwortung zu übernehmen. „Solange
die Kinder klein sind, ist es empfeh-
lenswert, nur einen Computer im Haus-
halt zu haben. Somit regeln sich viele
Probleme von allein, weil mehrere Fa-
milienangehörige ihn benutzen möch-
ten“, sagt Stefan Eikemann. Entschei-
dend sei, auch wenn viel Zeit vor dem
Bildschirm zugebracht wird, dass per-
sönliche Kontakte gepflegt werden und
soziale Gefüge bestehen. Wenn dies
nicht mehr geschieht, sollten bei den
Eltern spätestens die Alarmglocken
läuten. Ein Computer kann niemals ein
Ersatz für eine Freundschaft sein.
Schalt doch endlich ab!
SÜDTIROL -
(swa) Wie oft haben wir nicht diesen Satz gehört – von unseren Eltern oder aus dem eige-
nen Mund, an unsere Kinder gerichtet, wenn sie stundenlang vor der „Glotze“ hingen und sich einfach
vom oft sinnlosen Programm nicht trennen wollten. Der Fernsehkonsum ist weiterhin groß, doch ein
noch größeres Problem stellen bei den Jugendlichen inzwischen Computer und Internet dar.
"
Ú
ß ­
Ú
"
Ú
( /
' Ý
®
'
- >@Ún6<Ú=7:6Ú95Ú74Ú66Ú
? ?