Seite 4 - WIR_04_2013

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Titel
Leere
Hülle Familiengesetz
SÜDTIROL/BOZEN
- Seit langem diskutiert, eine „Herzensangelegenheit“ für alle Politiker, ein Stein
des Anstoßes für alle, die sich für Familie einsetzen: das Familiengesetz des Landes Südtirol. Ein
Rahmengesetz ohne Inhalt, eine leere Hülle: eine Maßnahme ohne finanzielle Möglichkeiten.
Von Gabi Thurner
Seit das neue Familiengesetz an
runden Tischen, in politischen Ge-
sprächen und von Rechtsexperten
ausgearbeitet wird, sorgt es immer
wieder für Diskussionen. Niemand
ist glücklich damit, am wenigs-
ten die Betroffenen, die Südtiroler
Familien. Offene Briefe, Diskussi-
onsrunden, Proteste und Hilferufe
der Südtiroler Mütter und Väter
blieben bislang ungehört. Keine
der geforderten Maßnahmen wie
Rentenabsicherung, oder finanzielle
Unterstützung für die Kinderbe-
treuung zuhause werden im neuen
Rahmengesetz konkret umgesetzt.
WAHLFREIHEIT DER FRAU
Die Wahlfreiheit der Frau soll ein
zentrales Element des neuen Fami-
liengesetzes sein, aber im Grunde
ist das neue Regelwerk nichts an-
deres als eine Zusammenfassung der
bisherigen Maßnahmen. In einer
Presse-Aussendung sagt Landesrat
Richard Theiner: „Die Familien ha-
ben unterschiedliche Bedürfnisse
und diesen unterschiedlichen Be-
dürfnissen muss das neue Gesetz
Rechnung tragen. Jede Familie kann
sich dann selbst für einen Weg ent-
scheiden.“ Nicht nur die öffentliche
Verwaltung, sondern auch private
Betriebe und Arbeitgeber werden
im Gesetz aufgefordert, familien-
freundliche Rahmenbedingungen
zu schaffen. Die Wahlfreiheit bleibt
aber ein Wunschtraum, denn auch
im neuen Rahmengesetz erfährt
Fremdbetreuung mehr finanzielle
Unterstützung als die Betreuung
durch die eigenen Eltern zuhause.
STEUERUNGSGRUPPE
UNZUFRIEDEN
Selbst die Mitglieder der Steuerungs-
gruppe sind unzufrieden mit dem
Gesetzesentwurf. Familienseelsor-
ger Toni Fiung ist enttäuscht vom
Ergebnis langer Diskussionen. „Ein
Kind darf für eine Familie nicht zur
Armutsfalle werden“, sagt der Pries-