Seite 22 - WIR_08_2013

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Porträt
Barbara Prantl
KALTERN
- (ar) Als die Überetscherin Barbara
Prantl vor vier Jahren ihren Vater fragte, ob sie ihn
beim Kabarett unterstützen solle, ahnte sie noch
nicht, dass dies der Schritt in die richtige Richtung
war. So erzählt uns eine immer gut gelaunte Dame
allerhand Lustiges und inwiefern gerade ihr Vater
Dietmar den Löwenanteil an ihrem Kabarettisten-
dasein hat.
Welchen Anteil hat Ihr Vater
Dietmar daran, dass auch Sie
eine erfolgreiche Kabarettistin
geworden sind?
Ohne meinen Vater hätte ich be-
stimmt nie mit dem Kabarett ange-
fangen. (lacht) Nach dem Rückzug
der Kollegen meines Vaters vom
Kabarett stand er alleine da und
wollte weiter machen. Aus Jux
sagte ich 2009 zu ihm, dass ich mit
ihm spielen könnte. Er hat sofort
zugestimmt. Ich war beeindruckt
über sein Vertrauen und dass er mir
die Chance gegeben hat, mit ihm
auf der Bühne zu stehen. Es macht
einen großen Spaß. Das ähnliche
Wesen zeigt, dass wir ein einge-
spieltes Team sind. Zudem ist es
ein unglaublich tolles Gefühl, Leute
zum Lachen zu bringen. Das größte
Geschenk ist es jedoch, wenn das
Publikum nach Hause geht und
sagt, dass es einen schönen und
lustigen Abend verbracht hatte.
Wie wird aus Ihren Erlebnissen
und Erfahrungen Kabarett?
Man konsumiert die Medien an-
scheinend aus einem anderen
Blickwinkel. Zeitungstitel kann
man auch zweideutig interpretie-
ren, und bereits hat man einiges
Rüstzeug fürs Kabarett zusammen.
Unterm Jahr wird alles notiert,
was fürs Kabarett interessant sein
kann. Des Weiteren sammelt mein
Vater sämtliche Artikel und Be-
richte, die uns die Stoffgrundlage
liefern. Somit muss man eigentlich
nur Augen und Ohren offenhalten,
denn die Themen liegen auf der
Straße. Meistens kommt noch etwas
Spontanes oder Aktuelles dazu. Im-
provisiert wird auch ein bisschen,
das macht am meisten Spaß. Der
Schluss hingegen ist immer gleich:
„So segn holt mir’s!“ (lacht)
Welche Absurditäten des „Sys-
tems Südtirol“ würden Sie gerne
im Hinblick auf die Landtags-
wahlen einmal „durch den Kakao
ziehen“, hatten aber nie den
Mut dazu?
Leider finden wir derzeit schwierige
Zeiten für Kabarettisten vor, zumal
die meisten Politiker Kabarettisten
sein wollen, nur eben mit dem
feinen, kleinen Unterschied, dass
sie besser bezahlt werden.
Worüber kann die Kabarettis-
tin Barbara Prantl am meisten
lachen?
Mich steckt ein herzhaftes Lachen
anderer Menschen oft an, und so
muss ich dann einfach mitlachen.
Auf der Bühne muss ich mich auch
oft zusammenreißen, dass ich nicht
selber lache. Das passiert vor allem
dann, wenn mein Vater in Fahrt
ist und alle möglichen Grimassen
schneidet. Am meisten lachen kann
ich aber über die Streiche mei-
nes dreijährigen Sohnes Simon,
denn davon gibt es zurzeit genug!
(lacht).
Wenn Politik die Kunst des
Kompromisses ist, was ist dann
politisches Kabarett?
Dass die Themen des alltäglichen
Wahnsinns so präsentiert werden,
dass dem Zuschauer die Tränen
höchstens vor Lachen kommen…
Mit welchen Themen und Fra-
gen beschäftigen Sie sich am
liebsten.
Politische Themen interessieren
mich, vor allem kann man ein-
fach herrlich viel Lustiges darüber
erzählen. (lacht) Ganz besonders
aber beschäftige ich mich mit Ge-
schichten aus dem täglichen Leben
oder aktuellen Ereignissen. Da gibt
es so viel, da könnte ich gar nicht
alles aufzählen.
„So sig holt i’s!“
Ein Herz und eine Seele. Barbara
und Papa Dietmar Prantl
Generell gibt es nichts in Bezug auf
das hiesige „System“, worüber ich
nicht den Mut hätte, darüber zu
reden oder etwas durch den Kakao
zu ziehen. Ich bin ein Mensch, der
sagt, was er denkt. Auf der Bühne
nehmen mein Vater und ich kein
Blatt vor den Mund, solange alles
wahr ist und nicht unter die Gür-
tellinie geht. Letzteres zu bewahren
ist uns sehr wichtig. Ferner glaube
ich, dass es uns gelungen ist, im
Rahmen unseres Sommerkabaretts
im Juli viele lokale Absurditäten
zum Besten zu geben.
In vielen sozialen Bereichen wird
mit den Mitteln der szenischen
Darstellung gearbeitet. Ist das
bei der Politik auch der Fall?
Barbara Prantl als Familienmensch
mit Ehemann Franz und Sohn Simon
Foto: Florian Andergassen