Seite 25 - WIR_10_2013

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Porträt
Herr Matzneller, was macht
genau ein Generalvikar?
Ein Generalvikar ist Stellvertreter
des Bischofs in allen Belangen, die
nicht eine Weihe (z.B. Diakonats-
und Priesterweihe) oder Gesetzes-
verfügungen betreffen. Er hat die
Aufgabe, den Bischof von allen
verwaltungsmäßigen, juristischen
und bürokratischen Aufgaben zu
entlasten. Dabei helfen die übrigen
Ämter des Bischöflichen Ordinaria-
tes, der Kurie, mit.
Wann haben Sie angefangen, sich
mit Fragen des Glaubens ausein-
anderzusetzen?
Rückblickend kann ich sagen, dass
das wohl mit 16, 17 Jahren war, als
ich die oberen Klassen des Gymna-
siums/Lyzeums im Johanneum in
Dorf Tirol besuchte.
Was bedeutet Gott für Sie
persönlich?
Jesus sagt im Evangelium allen, die
auf ihn hören, und somit auch mir,
dass Gott mich liebt und mein Heil
in jeder Hinsicht will.
Inwieweit können wir unser
Schicksal selbst bestimmen, und
inwieweit ist es uns vorgegeben?
Sehr vieles ist uns im Leben vor-
geben, die Eltern, der Ort, das
Josef Matzneller
ALDEIN/BOZEN -
(ar) Josef Matzneller ist General-
vikar der Diözese Bozen-Brixen. Doch was macht
genau ein Generalvikar? Die „Wir“ hat sich mit dem
Aldeiner Kirchenmann über diese Frage und vieles
andere mehr unterhalten. So kommen die Lieblings-
stelle in der heiligen Schrift, die Spiritualität und die
persönliche Definition von Gott zur Aussprache.
Umfeld, die Zeit, in die man hin-
eingeboren wird. Vorgegeben sind
selbstverständlich Veranlagungen,
„Es gibt kein
blindes Schicksal“
© Presseamt Diözese Bozen-Brixen
© Presseamt Diözese Bozen-Brixen
© Presseamt Diözese Bozen-Brixen
Begabungen und Schwächen. Dies
alles ist nach unserem christlichen
Verständnis kein blindes Schicksal,
sondern uns von Gott zugedacht
oder auch zugemutet. Selbst kann
ich aus diesen Vorgaben und Mög-
lichkeiten viel machen, wenn ich
bestimmte Ziele habe und die not-
wendigen Mittel dafür einsetze.
Ein blindes Schicksal gibt es nicht.
Welches ist Ihre Lieblingsstelle
in der Heiligen Schrift, und
warum ist es genau diese?
Der hl. Paulus hat selber die
Erfahrung gemacht, die er im
berühmten Satz weitergibt: „Bei
denen, die Gott lieben, führt Gott
alles zum Guten“ (Römerbrief
8,28).
Was bedeutet für Sie Spiritu-
alität, geistliches Leben, für
den Alltag?
Christliche Spiritualität bedeutet
den Versuch, nach der Weisung
des Evangeliums in eine persön-
liche Beziehung zu Jesus Chris-
tus zu treten, diese durch Gebet
und Meditation zu vertiefen und
aus dieser geistlichen Erfahrung
heraus das Leben gestalten zu
können.
Welches sind die drei wesent-
lichen Werte für Sie im Leben?
Auch diesbezüglich hat Jesus
ganz konkret geantwortet und
uns aufgetragen, Gott den Herrn
zu lieben sowie den Nächsten zu
lieben wie sich selbst. D.h. die
zentralsten Werte sind: Gotteslie-
be, Nächstenliebe und Selbstliebe.
Daraus ergeben sich u.a. etwa der
Einsatz für das Leben, die Men-
schenwürde und die Schöpfung.
Welchen Rat würden Sie einem
Menschen geben, der Gott sucht,
ihn entweder nicht gefunden
oder ihn sogar verloren hat?
Die Suche nicht aufgeben, in
sich hinein zu hören, wo es eine
Stimme gibt, die wir Gewissen
nennen, und immer dieser Stimme
zu folgen. Wenn jemand Schwie-
rigkeiten mit dem Glauben hat,
gleich wie der Vater des besesse-
nen Jungen im Markusevangelium,
Jesus zu bitten: „Ich glaube, hilf
bei meinem Unglauben.“
© Presseamt Diözese Bozen-Brixen