Seite 11 - WIR_11_2013

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Ehrenamt bereichert mein Leben
Katherina Mittermair Gruber vom
Stimpflhof in Aldein, Ortsbäuerin
und Bäuerin des Jahres 2013. Sie
hat die Auszeichnung „Bäuerin
des Jahres“ erhalten, weil sie ihr
Leben in der Landwirtschaft aktiv,
innovativ und vorbildlich meistert.
Zudem engagiert sie sich seit Jahren
ehrenamtlich für die Allgemeinheit.
Ulrike Tonner hat sie dazu befragt.
Das Ehrenamt spielt in
ihrem Leben eine gro-
SSe Rolle. Wie erleben
sie die Verbandsarbeit?
Ich bin seit meinem 14. Lebensjahr
immer in ehrenamtlichen Vereinen
tätig und bin seit 2006 Ortsbäuerin
in Aldein. Die Verbandsarbeit erlebe
ich als eine tolle Gelegenheit, mit
anderen Menschen in Kontakt zu
treten und gemeinsame Anliegen
zu besprechen, Ziele und Lösungen
anzupeilen und zu erreichen, für
den Bauernstand, aber auch für
die Allgemeinheit, für die Dorf-
gemeinschaft, und zum Wohle der
hier lebenden Menschen.
Sie haben ihre Arbeit
am Hof, die Familie und
mehrere ehrenamtli-
che Aufgaben zu be-
wältigen. Was ist Ihr
Erfolgsrezept?
Das Erfolgsrezept ist ganz ein-
fach: Ich bin von dem, was ich
tue überzeugt, lasse mich nicht
in Ehrenämter „zwängen oder
schieben“, und deshalb mache
ich es auch sehr gern, freiwil-
lig, ohne Zwang und versuche
immer mit 100% dabei zu sein.
Meine Familie unterstützt mich
dabei aber auch unwahrscheinlich
durch ihr Verständnis für meine
„Vereinsmeierei“ und durch aktive
Mithilfe.
Was ist Ihrer Meinung
nach wichtig, damit
auch in Zukunft viele
Bäuerinnen und Frauen
ein Ehrenamt ausüben?
Wir müssen noch vielmehr vermit-
teln, dass aktives Ehrenamt sehr
wichtig ist, und dass man nicht
nur immer nehmen kann, sondern
auch geben soll. Ehrenamt selbst
und Menschen, die sich für ein
solches zur Verfügung stellen,
müssen viel mehr Gehör auch bei
Behörden und politischen Vertre-
tern finden und ehrenamtliche
Organisationen sollten auf keinem
Fall als Sprungbrett für alle mögli-
chen Karrieren oder als Stimmen-
bringer in Wahlzeiten missbraucht
werden. Ehrenamtliche Vereine
sollten überparteilich sein und so
offen sein für alle Einstellungen
und Meinungen.
Katherina Mittermair Gruber vom Stimpflhof in Aldein, Ortsbäuerin und Bäuerin
des Jahres 2013.
Mehr Anerkennung des ehrenamt-
lichen Engagements und weniger
Bürokratie bei der Ausübung des
„Ehren“ – Amtes: Das fordert die
Südtiroler Bäuerinnenorganisation
am 5. Dezember, am Internationalen
Tag des Ehrenamtes.
Der Spagat zwischen Beruf und Fami-
lie ist vor allem für Frauen schwierig,
und trotzdem engagieren sie sich
oft ehrenamtlich. Was, wenn sich
die zahlreichen Ehrenamtlichen in
Südtirol nicht mehr unentgeltlich
für soziale, kulturelle, sportliche u.a.
Belange der Gesellschaft annehmen
würden? Landesbäuerin Hiltraud
Erschbamer ist sich bewusst: „Die
ehrenamtliche Tätigkeit ist ein Mehr-
wert für die gesamte Gesellschaft, der
mehr honoriert werden muss. Es ist
keine Selbstverständlichkeit mehr,
dass Menschen die wenige Freizeit,
die bleibt, anderen schenken.“
Die Bäuerinnenorganisation ist in
156 Ortsgruppen organisiert, über
1.500 Funktionärinnen setzten sich
ehrenamtlich für die Erhaltung der
Lebensqualität auf dem Land ein.
Sie sorgen für eine lebendige Ver-
einskultur, für die Gemeinschaft im
Dorf, für ein starkes Frauennetzwerk.
„Unsere Funktionärinnen überneh-
men Aufgaben ohne Gegenleistung.
Sie verdienen sich die Anerkennung
ihrer Arbeit“, fordert Landesbäuerin
Erschbamer. „Der Gesetzgeber sollte
zumindest für weniger Bürokratie bei
der Ausübung ihrer ehrenamtlichen
Tätigkeit sowie Erleichterungen bei
der steuerrechtlichen Abwicklung
ihrer Tätigkeit sorgen.“
Mit der ehrenamtlichen Arbeit wer-
den Dinge ermöglicht, die das Ge-
meinschaftsleben vielseitiger und
attraktiver machen. „Ich möchte den
Tag des Ehrenamtes nützen und den
vielen Frauen für ihre ehrenamtli-
che Tätigkeit danken und aufrufen,
weiterhin sich für die Gemeinschaft
mit Freude einzusetzen!“
Was ist Ihre Botschaft
an die Frauen am Land
am Tag des Ehrenamtes?
Ich finde es sehr wichtig, dass sich
Frauen am Land für ein Ehrenamt
zur Verfügung stellen und sich
einbringen, denn nur so können
wir Frauen auch unsere Anliegen
und Wünsche weiterbringen. Nur
jammern und klagen bringt nichts,
da muss man schon selber mit aktiv
werden und auch den Mut zu einer
eigenen Meinung haben, wenn man
etwas verändern will.
Ohne Ehrenamt geht nichts
Der Landesbäuerinnenrat dankt allen Funktionärinnen für ihren ehrenamtlichen Einsatz für alle Bäuerinnen im Land.
DEN BÄUERINNEN DAS WORT
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