Seite 26 - PLUS_01_2014

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Geschätzte Leser,
Renzi trifft sich mit Berlusconi und alle Probleme
dieser Erde sind gelöst! Wollte man den ersten
Presseagenturmeldungen wenige Stunden nach dem
Treffen vom letzten Wochenende Glauben schenken,
dann ist es nur mehr eine Frage von Stunden, bis
das neue Wahlgesetz steht und vom Parlament ab-
gesegnet werden kann. Selbst die Verfassungsreform
steht vor der Tür, auch hier nur mehr wenige Tage
und konkrete Vorschläge werden im Senat bereits
zur Diskussion stehen.
Hat Renzi nun tatsächlich die Zauberformel entdeckt,
um tiefgreifende Reformen durch zu führen? Manches
deutet darauf hin, dass sein Charisma, seine Energie
und sein Durchsetzungsvermögen nun tatsächlich
Veränderungen möglich, Reformen auch durchsetzbar
und Programme konkret werden lassen. Und gerne
würde man dies auch alles glauben, allzu gerne
sich auf eine konkrete und entschiedene Gangart
einlassen, mit Vergnügen und Begeisterung an
der Neuordnung eines maroden Staatsgebildes mit
arbeiten ... wären da nicht bereits einen Tag danach
die ersten kritischen Stimmen zum Vorhaben, die
ersten klaren Ankündigungen eines deutlichen
Widerstandes, die ersten Gewitterwolken, die ers-
ten Rücktrittsabsichten, die ersten Warnschüsse,
die ersten ...
Tatsache ist, dass noch nichts entschieden und
das Ganze noch nicht gegessen ist. Movimento
Cinque Stelle kommt zur Einsicht, dass die ständige
Verweigerungshaltung mittlerweile die Bewegung
außen vor bleiben lässt und wird sich demnach
auf harte Obstruktion rüsten, im PD rumort es,
wie Eiterbeulen schwellen Unmut und Aorta bei
manchen der ‚Demokraten‘, Nuovo Centrodestra
hat keinesfalls die Gewissheit, bei den nächsten
Wahlen, wann auch immer diese sein werden,
nicht unter zu gehen und fürchtet - wohl zu Recht
- Berlusconi und seine Strategien freudvoller Ra-
chefeldzüge, während sich nun doch abzeichnet,
dass Neuwahlen wohl nicht vor 2015 zu erwarten
sind. Doch auch dazu gibt es keine Sicherheiten,
und Letta möchte auch aus diesem Grund einen
neuen Regierungsauftrag, den ihm Renzi kaum
verweigern könnte und der einen Waffenstillstand
auf Zeit besiegeln würde. Aber gewiss ist das alles
nur spekulativ, denn mehr ist nach wie vor nicht
möglich in einem Land, wo die Wetterprognosen
noch zum Zuverlässigsten gehören ...
Spekulative Grüße daher, am 21. Jänner 2014
Manfred Schullian
Kammerabgeordneter
Brief aus Rom
von Robert Adami
Spaß beiseite!
Wespengesumse
Es gibt Momente, in denen mich die Krea-
tivität einfach überkommt…
unlängst hatte ich z.B. eine großartige
Idee für eine Comicgeschichte, welche
ungefähr folgendermaßen ablaufen sollte:
Ein kleines, unbändiges Völkchen in den
Alpen verteidigt sein Dorf gegen die bö-
sen römischen Invasoren. Angeführt wird
die Dorfgemeinschaft von einem jungen,
aber listigen Krieger, nennen wir ihn …
ja, nennen wir Arnorix. Diesem treu zur
Seite steht ein Weggefährte namens … ja
wurscht, warum nicht, Obmannix, welcher
von Berufs her Laaser Marmorsteinlie-
ferant ist. Die ganze Dorfgemeinschaft
braut von jeher ihr eigenes Süppchen,
welches deswegen Zauberkräfte verleiht.
Das Rezept für das Süppchen kennt nur
der Kulturdruide, ein gewisser … tja, wie
könnte der heißen … nennen wir ihn
einfach … Achjammernix. Der beschau-
liche Friede der Dorfgemeinschaft wird in
Gefahr gebracht durch den böswilligen
römischen General … Brunusvespus, wel-
cher das Geheimnis des Zaubersüppchens
an sich reißen will. Aber keine Sorge,
die Geschichte geht gut aus: Arnorix,
Obmannix und Achjammernix begeben
sich auf eine gefahrvolle Reise, an deren
Ende sie beim römischen Kaiser Enricus
Lettus eintreffen. Dem erklären sie dann,
wie das Zaubersüppchen wirkt, und als
Dank dafür verdonnert Enricus Lettus den
bösen Brunusvespus zum Servierdienst in
einer Osteria, wo er forthin als Riesen-
hummel verkleidet den Gästen reinen Wein
einschenken muss…wie meinen Sie? Das
klingt abgekupfert? Aber nicht doch…
Aber Spaß beiseite. Was sich der Wespen-
bruno mit seiner … sagen wir leicht ten-
denziösen Berichterstattung über unsere
Autonomie geleistet hat, war allerhand.
Aber anstatt uns zu ärgern sollten wir uns
daran erinnern, dass wir das beste Mittel
gegen Typen wie Bruno Vespa fast jeden
Abend selbst in der Hand halten: Die Fern-
steuerung. Einfach abschalten.
Großen Wirbel verursachte die Sendung Porta a Porta auf RAI 1 und veranlasste unseren Kolumnisten zum
nebenstehenden Kommentar.
(Foto Youtube)
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