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SÜDT IROL
. . . sei t
15
Jahren
„Wie aus dem
eigenen Garten“
historisches
BOZEN
- (swa) Eine Sammelleidenschaft besonderer Natur hegt der Tiroler Peter Blaas. Vor kurzem stellte
er auf Schloss Maretsch während eines Vortrages für die Mitglieder des Heimatschutzvereins eine Auswahl
historischer Spielkarten und Spiele vor, die bereits vor Jahrhunderten in Tirol zum Alltagsleben gehörten.
Spielkarten – Zeugnisse der Geschichte
W
atten ist in Südtirol das
beliebteste Kartenspiel.
Auch unsere Urahnen ga-
ben sich schon gerne einer
Kartenrunde hin, doch der
Ursprung der Spielkarten liegt ei-
gentlich in Ostasien. Die ersten Zeu-
gen des vergnüglichen Zeitvertreibs
stammen aus dem 12. Jahrhundert
aus Korea und China. Ab dem 14.
Jahrhundert wurde auch in Italien
Karten gespielt. Sie werden erstmals
1377 in Florenz erwähnt, ein Jahr
später bereits in Augsburg.
Einen Einblick in die Tradition des
Kartenspiels im Alpenraum gab der
Innsbrucker Experte Peter Blaas mit
seinem Vortrag „Historische Spielkar-
ten und Kartenspiele in Tirol“, der auf
Einladung des Heimatschutzvereins
und der Stiftung Bozner Schlösser in
Bozen weilte. „Wir haben mit Peter
Blaas zweifelsohne einen der besten
Kenner der Geschichte der Spielkar-
ten und des Kartenspiels bei uns.
Ich selber erinnere mich noch ganz
genau, dass für meinen Vater ein Tag
ohne Kartenspiel, kein richtiger Tag
war“, betonte der Präsident des Hei-
matschutzvereins, Helmut Rizzolli.
Auch in Bozen wurde für viele Jahre
das Kunsthandwerk der Kartenher-
stellung ausgeübt. Zur Herstellung
der Spielkarten hatte der Handwerker
mehrere Schritte auszuführen: Dru-
cken, Colorieren, Kleben, Schneiden
und Sortieren. Um das Jahr 1750 ist
die Werkstatt von Carl Joseph Weiss
nachweisbar. Ihm folgten Franz Drasl,
der seine Werkstatt von 1825-35
in der Fleischgasse, der heutigen
Museumstraße hatte, Franz Krapf,
der wohl produktivste Tiroler Karten-
macher (1837-58), von dem noch 21
Spiele erhalten sind und der in der
Rauschertorgasse / Ecke Museum-
straße eine Werkstatt besaß, sowie
Karl Albrecht. Auch von Albrecht
sind noch 17 Spiele erhalten. Seine
Werkstatt befand sich im Jahr 1889
in der Silbergasse 17. Im Bozner
Stadtmuseum befindet sich eine
große Sammlung alter Holzstöcke,
die zum Druck verwendet worden.
Das Bayerische Bild entwickelt sich
ab ca. 1650 in verschiedene Typen.
Mit dem späten Altbayrischen Bild
wurde von 1780 bis 1850 gespielt,
gefolgt vom Tiroler Bild. Ab 1870
wurde in ganz Tirol das Salzburger
Bild aktuell, mit dem auch heute
noch in Südtirol gespielt wird. In
Nordtirol hingegen wird seit ca. 1920
das Doppeldeutsche Bild benutzt.
Meistens bestimmte die Kleidermode
das Bild und veränderte das Aussehen
der Spielkarten. Zudem hatte auch
der Patriotismus Einfluss auf die
Gestaltung, so das ebenfalls Motiven
aus der Geschichte Tirols in die Bilder
einflossen.
Viele der alten Karten werden bei
Abbrucharbeiten oder Restaurie-
rungen in Böden oder Täfelungen,
aber auch in alten Bucheinbänden
gefunden. Peter Blaas besitzt eine
große Sammlung, die ältesten Ex-
ponate seiner wertvollen Sammlung
stammen aus dem Mittelalter. Eine
bedeutende Sammlung wird auch im
Der Innsbrucker Experte Peter Blaas
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
in Innsbruck aufbewahrt.