Seite 44 - PLUS_02_2014

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Sport
Der etwas andere Fußballverein
BOZEN
- (ar) Aus welchem Grund kann eine Fußballmannschaft, die sehr oft den Kürzeren zieht und
noch öfter sehr hoch verliert, dennoch mit Spaß mit von der Partie und auf ihre Art und Weise sogar
erfolgreich sein? Die Antwort gibt Excelsior La Strada, im Jahr 2001 aus dem Verein „La Strada – Der
Weg ONLUS“ gegründet.
Seit 13 Jahren mit dabei
Der Verein spielt seit nunmehr 13
Jahren in der 3. Amateurliga. Das
Hauptziel, so die Verantwortlichen,
besteht darin, allen Mitgliedern die
Möglichkeit zu spielen zu geben
und dabei Unterhaltung, gegensei-
tigen Respekt und die Solidarität
innerhalb der Gruppe zu fördern.
Alle Mitglieder des Kaders spielen
im gleichen Maß, und es findet
keine interne Vorauswahl aufgrund
sportlicher Fähigkeiten statt. Wäh-
rend andere Mannschaften an ihrer
Stammelf feilen, setzt Excelsior La
Strada auf eine andere Spielpolitik.
Jeder ist Stammspieler, und so gibt
es keine Reservespieler. Eine Tabelle
mit den gespielten Minuten hilft
dem Trainer an der Seitenlinie,
den Einsatz des jeweiligen Akteurs
zu programmieren. Jeder hat das
Recht zu spielen wie seine Team-
kollegen, egal ob er nun schwächer
oder stärker ist als seine Teamkol-
legen. Gegenseitige Achtung und
Fair Play sind zwei Eckpfeiler, die
dabei groß geschrieben werden
und wesentlich zum kollegialen
Miteinander beitragen.
Über die Anfänge
Im Jahr 2001 schlug eine Gruppe
von Jugendlichen, die das Jugend-
zentrum „Charlie Brown“ des Ver-
eins „La Strada – Der Weg ONLUS“
Mannschaftsfoto 2013
Tormanntrainer Antonio La Cedra
Trainer Stefano „Pedro“ Pertrera
besuchten, den Jugendarbeitern
des Zentrums vor, ein Fußballteam
zu gründen, um an einer regulären
Meisterschaft teilzunehmen. Auf
der Basis von Sport als Suche nach
Spaß und Vergnügen, dem gegen-
seitigen Respekt und der Gleichheit
aller Akteure sowie der einladenden
und solidarischen Haltung neuen
Spielern gegenüber wurde dieses
sehr idealistisch angehauchte Pro-
jekt in die Wege geleitet.
Die Ergebnisse sind …
… nicht so wichtig, denn wer
auf diese Weise eine Mannschaft
führt, muss auch wissen, dass er
technisch unterschiedlich versierte
und fußballerisch begabte Spieler
auf dem Feld hat. Gegenüber dem
Gegner scheint dieses Konzept
vielleicht nicht konkurrenzfähig
zu sein. Das erklärt auch den
Umstand, das nach 50 offiziellen
Partien und nach Hunderten von
erhaltenen Gegentoren das erste
Unentschieden als fürwahr histo-
risches Ereignis bewertet wurde.
Dass das eingeschworene Kollektiv
dieses Remis wie einen Sieg feierte,
liegt auf der Hand. Doch das Beste
kam erst noch.
Am 19. November 2010 …
… wurde ein zehn Jahre lang ge-
hegter Traum endlich Wirklichkeit.
Die Truppe gewann gegen die Ei-
sacktaler Auswahl aus Barbian ihr
erstes offizielles Spiel in der 3.
Amateurliga. Man erregte dadurch
in ganz Fußball-Südtirol Aufse-
hen und schaffte es auf die erste
Seite der lokalen Blätter. Es war
ein fantastischer Sieg! Auch wenn
man fast ein Jahrzehnt brauchte,
die eigene Fußballphilosophie in
einen Sieg umzumünzen, hat man
doch gesehen, dass Zusammenge-
hörigkeitsgefühl und Solidarität im
Fußballsport viel Positives bewirken
können.
Mit Disziplin zum
Erfolg
Ein weiterer Schwerpunkt im Ver-
ein ist die Erziehung zur Korrekt-
heit. Diese Arbeit verlangt von
allen Verantwortlichen jede Menge
Durchhaltevermögen und Ausdauer.
Aber auch hier sind die Auswir-
kungen sehr erfreulich. So konnte
die Fußballmannschaft schon acht
Mal den Fairness-Pokal gewinnen.
Auch wenn die hohen Niederlagen
oft schmerzen, sind die Disziplin
und die Toleranz auf dem grünen
Rasen fast schon ein Credo der La
Strada-Elf.
Blick in die Gegenwart
Seit der Gründung vor 13 Jahren
zählt der Verein rund 45 Mitglieder,
die zum Großteil zwischen 16 und
25 Jahre alt sind. Auch eine etwas
ältere Gruppe ist dabei. Sie un-
terstützt die Einheit auf dem Feld
und gibt ihnen die notwendige Si-
cherheit, zumal sie auch die ganze
Organisation abwickelt. Die positive
Atmosphäre und der Umgang mit
den individuellen Wünschen jedes
Einzelnen regen viele Jugendliche
dazu an, der Sportgruppe beitreten.
Auch in Zukunft …
…möchte der Verein seine positive
Grundhaltung bewahren. Trotz ein-
geschränkter Mittel will die Mann-
schaft weiterhin ihren Prinzipien
treu bleiben, sie am Leben erhalten
und die Idee eines pädagogisch
wertvollen Sports umsetzen. Die
Verantwortlichen sind sich einig,
dass kein Sieg und kein Meistertitel
so viel wert ist wie der Respekt
vor dem Anderen. Und falls die
Jungs ab und zu ein Tor schießen
und weiterhin mit Herz bei der
Sache sind, dann muss man auf
den zweiten Sieg in der Historie
sicher nicht mehr so lange warten.