Seite 6 - PLUS_02_2014

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und kommen. Ich versuche, ihnen
schnell Hilfe zu geben. Alledings
bin ich Partime angestellt, dies
reicht langsam nicht mehr aus.
Was sind die häufigsten Themen
in der Mediation?
Ich bemerke vor allem eine hohe
Bereitschaft und Sensibilität
gegenüber den gemeinsamen
Kindern. Die Eltern sind sehr
empfänglich für Ratschläge, um
vorzubeugen und ihre Kinder
altersgerecht durch die für sie
schweren Zeiten der Trennung
zu begleiten. Ich betone immer,
wie wichtig es ist, dass das Kind
eine gute Beziehung zu beiden El-
ternteilen aufrecht erhalten kann,
auch wenn es nicht dort lebt.
Weiterhin sind vor allem in den
Tälern die familiären Situatio-
nen oft sehr schwierig. Frauen
arbeiten im Familienbetrieb mit
oder auf dem Hof des Mannes,
gehen also auch keiner autonomen
Arbeit nach. Kommt es zu einer
Trennung müssen Frauen oft das
eheliche Heim verlassen, da ein
Zusammenleben mit der Familie
des Mannes unmöglich geworden
ist. Das wirft oft auch enorme
ökonomische Probleme auf.
Die Zahl der nicht verheirate-
ten Paare steigt zunehmend,
damit auch die Zahl der davon
betroffenen Kinder. Wie un-
terstützen sie diese Eltern bei
einer Trennung?
Auch ihnen steht unsere Beratung
offen und es ist zu bemerken, dass
sich immer mehr hilfesuchend
an uns wenden, um die Kinder
rechtlich abzusichern, auch um
Garantien zu haben, damit die sich
trennenden Partner ihre Elternrolle
weiterhin ausüben können.
Männer tendieren in dieser
schmerzhaften Lebensphase eher
zu Rückzug und Resignation. Dabei
sind Menschen in Scheidungssi-
tuationen oft der Gefahr eines
Selbstwertverlustes ausgesetzt.
Hier versuchen wir präventiv zu
intervenieren, um Depressionen
oder ein Abrutschen ins Sucht-
verhalten zu vermeiden, was dann
nicht selten den Verlust sozialer
Kontakt sowie des Arbeitsplatzes
nach sich zieht. Damit wird eine
Reaktionskette ausgelöst. Soziale
Not, keine eigene Wohnung und
die Unfähigkeit, seine Kinder fi-
nanziell unterstützen zu können,
sind eine schwere Belastung für
Männer. Mit verstärkter Begleitung
und Gesprächen gelingt es uns
meistens, diese Schicksalswege
positiv zu beeinflussen.
Viele Geschiedene finden wieder
einen neuen Partner und bilden
mit ihren Kindern Patchwork-
Familien. Sehen sie darin ein
Problem für die Gesellschaft?
Das klassische Familienbild ist
auch in Südtirol im Umbruch. Die
steigende Zahl der Patchwork-
Familien mit gleichberechtigten
Elternteilen neben der klassischen
Familienstruktur stellt die Gesell-
schaft vor neue Herausforderun-
gen. Die neuen Familien bestehen
aus mehreren komplexen Syste-
men, die eine besondere Sensibili-
sierung der gesamten erweiterten
Familienangehörigen erfordert. Wir
bieten den Familien im Interesse
der Kinder begleitende Hilfe an,
damit es ein Ort des harmonischen
Zusammenlebens wird und sie sich
in solchen Familien wohlfühlen.
Ein Riss geht durch die Idylle
umfrage
Lisa Anderle (Bozen)
Ich fände es als eine positive Entwick-
lung, denn es wäre sehr hilfreich. Ich
hatte diese Probleme nicht, doch den
Kindern bleibt auf diese Weise sicher
sehr viel erspart.
Heini Zelger (Bozen)
Es ist sicher
keine schlechte Lösung, ich bin für
eine Mediation. Die Kinder sollten
bei einer Trennung nicht durch den
Dreck gezogen werden. Sie werden
dabei oft für die eigenen Interessen
von den Eltern missbraucht.
Karl Wassermann (Bozen)
Ich befürworte Mediation. Wenn man
total verstritten ist, dann sind die
Fronten verhärtet und allein ist keine
gute Lösung zu finden.
Hansjörg Augschöll (Bozen)
Eine Mediation ist im Sinne der Kinder
das Beste. Streit bringt nichts.
Würden sie es als sinnvoll erachten, dass eine verpflichtende Mediation bei einer gerichtlichen Trennung/
Scheidung eingeführt wird, wenn das Paar Kinder hat, und das sich trennende Paar nicht außergerichtlich
einigen kann?
Gabriele Kohlhofer (Leipzig)
Auf jeden Fall ist dieser Weg zu be-
fürworten, vor allem im Interesse
der Kinder. Aber auch im Interesse
beider Partner, die in Zeiten hoch-
kommender Emotionen keine klaren
Gedanken fassen können und nur
ihr eigenes, momentanes Leid sehen.
Dann ist es ganz wichtig, dass ein
Unbeteiligter Lösungswege aufzeigt
und so Hilfe gibt.
Sylvia Dall´Agnolo (Bozen)
Eine verpflichtende Mediation fände
ich in diesen Fällen gut. Es spart
Geld, Zeit und viel Ärger vor Gericht.
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