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Kunst & Kultur
südtirol
- Der Bedarf an Leder und an gegerbten Fellen und Häuten war in den vergangenen Jahrhun-
derten enorm. Von den Schuhen und Stiefel über Reitsättel, Handschuhen, Bucheinbänden und den für
Handschriften und Urkunden lange Zeit unentbehrlichen Pergament reichte die Produktpalette der Gerber
und so verwundert es nicht, dass sich dieses Gewerbe schon früh zu spezialisieren begann. Finden sich
die ersten Erwähnungen professioneller Gerber im Städtischen Umfeld schon im 13. Jahrhundert.
Von
Weiß
- und
Rot
gerbern
in Tiroler Städten
Detail der Gerbergasse – Ecke Mühlgasse in Bozen. Sammlung G. Sessa, Stiftung
Bozner Schlösser.
D
ies gilt auch für die Tiroler
Städte, besonders Bozen,
Brixen und Meran. In Bo-
zen erinnert noch heute
die Gerbergasse an dieses
Handwerk. Ein Kanal durchzog
in historischer Zeit diese Straße
und versorgte die Gerberbetrie-
be mit dem notwendigen Wasser.
Das Rohmaterial in Form von
Tierhäuten lieferte das landwirt-
schaftliche Umfeld der Städte.
In Bozen bezogen die Gerber die
Häute zum Gerben aus den umlie-
genden Landgerichten, aus Gries,
Jenesien, Karneid und Ritten.
Die Landgerichte in Stadtnähe
bezogen wiederum das Leder aus
den städtischen Manufakturen,
weshalb es in diesen Dörfern lan-
ge Zeit kaum eigene Gerber gab.
Nur in den entfernteren Gebieten
fanden sich Gerber auch in den
größeren Dörfern, da in diesen
Fällen der Transport der rohen
Häute und des fertigen Leders in
der Regel zu aufwändig war.
Schon am Übergang vom Spätmit-
telalter zur Neuzeit lassen sich in
Südtirol die ersten Weißgerber von
den Rotgerbern unterscheiden.
Die Weißgerber spezialisierten
sich auf das Zubereiten dünnerer
Häute von Ziegen, Kalb, Hirsch
und Reh. Einen Aufschwung nahm
die Weißgerberei durch die Ent-
deckung der Alaungruben von
Tolfa bei Rom im Jahre 1462,
wodurch die teureren Importe
des für diese Gerbung notwendi-
gen Minerals aus den islamischen
Ländern ersetzt werden konnten.
Die weißgegerbten Häute wurden
zu Handschuhen, Bucheinbänden
und Taschen verarbeitet.
Angesehener als die Weißgerber
waren die häufigeren Rot- oder
Lohgerber. Sie verarbeiteten
überwiegend Rindsleder zu re-
lativ dickem und widerstandsfä-
higem Schuhleder, das auch für
Sättel und Lederbecher verwen-
det wurde. Die Lohe, in der die
Häute nach dem Reinigen un-
terschiedliche Zeit lagen, wurde
aus verschiedenen Rinden, etwa
von Eiche, Fichte und Tanne her-
gestellt. Bald schon kamen zur
Zerkleinerung der Rinden wasser-
betriebene Mühlen, sogenannte
Lohmühlen zum Einsatz. Das Ger-
ben erfolgte ursprünglich in eige-
nen Gruben, in denen die Häute
bis zu 36 Monate lagen und in
gewissen zeitlichen Abständen
umgeschichtet werden mussten.
Später wurden große Fässer für
die Gerbung eingesetzt, wobei
diese auch durch Wasserkraft
bewegt werden konnten, sodass
das aufwändige Umschichten der
Häute entfiel und die Zeiten für
die Gerbung verkürzt wurden.
Auch für den Walzvorgang nach
der eigentlichen Gerbung kam