Seite 4 - PLUS_03_2013

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Titel
Don Bosco
Ein Stadtviertel mit Vergangenheit
bozen
- Modern, viel Grün und lebendig - so präsentiert sich das Bozner Stadtviertel Don Bosco.
Wo heute rund ein Viertel der Bozner Einwohner lebt, hatten sich schon im 12. Jahrhundert inmitten
sumpfiger Wiesen die Chorherren des Stifts Gries niedergelassen.
Von Claudia Schwarze
© Stadtarchiv Bozen
Mit mehr als 26.000 Einwohnern
ist Don Bosco nach Gries/Quirein
das bevölkerungsreichste und mit
mehr als 5.800 Einwohnern pro Qua-
dratkilometer nach Europa-Neustift
das am zweitdichtesten besiedelte
Stadtviertel der Landeshauptstadt.
Mit den neuen Stadtteilen Kaiserau
und Firmian wächst es weiter.
Don Bosco gehörte früher zur Markt-
gemeinde Gries und ist noch heute
Teil der Katastralgemeinde Gries.
Gemeinsam mit der Gemeinde Gries
wurde das Gebiet im Jahr 1925 nach
Bozen eingemeindet. Mit der Indus-
trialisierung Bozens und dem seit
1937 in Betrieb genommenen Indus-
triegebiet im Süden der Stadt begann
der vom faschistischen Regime stark
geförderte Zuzug italienischer Ar-
beitskräfte und ihrer Familien. Woh-
nungen wurden benötigt. Sie sollten
in unmittelbarer Nähe, jenseits des
Eisacks geschaffen werden. Somit
begann auf den ehemals sumpfi-
gen, landwirtschaftlich genutzten
Flächen ab Mitte der 1930er Jahre
der Bau des Vorgängers des heutigen
Stadtviertels Don Bosco. Nach den
Entwicklungsplänen für die Stadt
Bozen aus dem Jahr 1926 sollte die
Stadt auf 200.000 Bewohner heran-
wachsen, ein Ziel, das glücklicher
Weise nie umgesetzt werden konnte.
Und auch die Semirurali-Zone hatte
nur eine relativ kurze Lebenszeit:
Nach 60 Jahren zeigt sie sich heute
in einem komplett neuen Bild.
Kleine Häuser im halbländ-
lichen Stil
Die Arbeiterfamilien fanden ihr Zu-
hause in über 300 kleinen Mehrfa-
milienhäusern der Semirurali-Zone,
anfänglich nach Mussolini „Rione
Dux“ benannt. Sechs unterschiedli-
che Typen mit Unterkünften unter-
schiedlicher Größe wurde errichtet.
Alle Wohnungen waren für damalige
Verhältnisse modern ausgestattet.
Sie verfügten neben einer Küche
auch über ein kleines, eigenes Bad.
Zusätzlich gehörte zu jeder Wohnung
ein kleines Stück Land, auf dem die
meist aus ländlichen Gebieten stam-
menden Bewohner Gemüse anbauen
konnten oder Hühner und Kanin-
chen zur Selbstversorgung hielten.
Die ersten Wohnungen konnten nach
kürzester Bauzeit bereits im Januar
1939 bezogen werden. Oft wurden
die vom staatlichen Wohnbauinstitut
erbauten Wohnungen direkt vom
Arbeitgeber zugewisen. In den ersten
zwei Jahren wurden mehr als 1.000
Wohnungen gebaut.
Im Viertel gab es alles, was seine
rund 5.500 Bewohner benötigten:
Versorgungseinrichtungen, eine
Kirche, einen Kindergarten und
eine eigene Schule mit acht Klas-
senzimmern, die bei weitem nicht
ausreichte, da in Kürze die Zahl der
Kinder im Viertel auf 1.800 anstieg.
Der massive Zuzug italienischer
Arbeiter diente aber nicht allein
der Versorgung mit Arbeitskräf-
ten. Südtirol mit seiner deutschen
Bevölkerung, das nach dem Zwei-
ten Weltkrieg Italien angegliedert
worden war, sollte nach und nach
italianisiert werden.
Baugründe gesucht
Bereits in den 50er Jahren wur-
den erste Überlegungen angestellt,
wie die bisherige, dünn besiedelte
Semirurali-Zone besser zu nutzen
wäre. Die ersten fünf kleinen Häuser
wurden 1959 an der Ecke Mailand-/
Palermostraße abgerissen. An ihrer
Stelle entstanden Mehrfamilienhäu-
1939 –
2010