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Titel
Alessandriastr. mit brach liegender Fläche, wo die deutsche Schule, Kindergarten
und Hort gebaut werden sollte. Aber wann?
„Hier lebt es sich sehr gut!“
„Seit 1996
wohne ich
am D o n
Bosco-Platz.
Es ist eine
sehr lebens-
werte Zone.
Zu r Um-
gestaltung hat die Gemeinde in
den vergangenen Jahren wirklich
viel investiert“, betont
Gottlieb
Wiedenhofer
(im Bild), der mit
seinem Hund regelmäßig in den
Parkanlagen um die Ausgrabungen
spazieren geht.
Mit seinem Söhnchen Manuel ist
Gerhard Tratter
unterwegs. Sie
wohnen in der Malser Straße. „Es
lebt sich gut im Stadtviertel. Alles
ist nah, so dass ich fast alles mit
dem Rad erreichen kann“, sagte er.
Seit 40 Jah-
ren wohnt
die 70-jähri-
ge Boznerin
Bice Recla
(im Bild) in
der Europaal-
lee. „Viel hat
sich in den vergangenen Jahren
getan und verändert. Es ist schön,
dass wir jetzt eine so gute Ver-
sorgung haben, man muss nicht
mehr extra ins Zentrum fahren,
wenn man etwas kaufen will“, freut
sie sich.
„Meine Mut-
ter wohnt in
der Alessand-
riastraße. Es
ist ein schö-
nes Viertel,
ich habe viele
Bekannte und Freunde hier. Es lebt
sich gut hier“, betont
Rudi Fugeri
(im Bild).
In einem der Semirurali-Häuschen
ist
Giorgio Lorenzin
aufgewachsen.
„Die Zone hat sich total geändert,
vieles ist sehr schön geworden. Doch
es gibt auch einige Kritikpunkte:
Genau wo ich in der Alessandri-
astraße zu Hause war, befindet
sich jetzt ein total vernachlässigtes
Areal (zugewiesene Fläche für die
deutsche Schule, Kindergarten und
Hort - Anmerkung der Redaktion).
Das ist wirklich eine Schande!“,
meint der Pensionist, der seit 25
Jahren in Branzoll wohnt.
zu Tage kam, waren laut Angaben
der Archäologen die Grundmauern
einer Kirche, die auf das 12. bis 15.
Jahrhundert datiert werden konn-
ten. Bei dem für die Geschichte der
Landeshauptstadt wichtigen archäo-
logischen Fund handelt es sich um
die Reste des Chorherrenstifts Maria
in der Au, dem ursprünglichen Sitz
der Chorherren des Stifts Gries. Die
Besitzer der Ländereien, die Grafen
Morit-Greifenstein, hatten das Chor-
herrenstift um das Jahr 1160 in den
Auen des Eisack errichten lassen.
Ab dem Ende des 13. Jahrhunderts
wurde das Kloster immer wieder
überschwemmt, so dass die Chor-
herren 1412 ins ehemalige Schloss
der Herren Morit-Greifenstein in
Gries übersiedelten. Das alte Kloster
verfiel und geriet in Vergessenheit.
Die gefundenen Reste sind in einem
im Jahr 2007 eröffneten Park zu
besichtigen.
Eine eigene deutsche Pfarr-
gemeinde
Lange hat es gedauert, doch am 12.
September 2007 wurde der Grund-
stein gelegt: Die erste deutsche
Pfarrgemeinde in der Semirurali-
Zone, vom deutschen Volksmund
auch „Schangai-Viertel“ genannt,
war im Entstehen. Auch wenn fast
gegenüber die italienische Gemein-
de Don Bosco ihren Sitz hat, das
deutsche Pfarrzentrum bedeutet
vor allem für die hier wohnenden
Südtiroler Heimstätte und gemein-
samer Treffpunkt. Dies gilt auch für
die deutschen Bewohner der neu
entstandenen Stadtteile Kaiserau
und Firmian, die jetzt hier ihre erste
Anlaufstelle finden. Viele deutsch-
sprachige Südtiroler halfen mit gro-
ßem, persönlichem Engagement bei
der Umsetzung des Projektes. Es
herrschte wahre Aufbruchstimmung.
Im Gebäude wurde gleichzeitig das
Gesundheits- und Sozialzentrum
des Stadtviertel eingerichtet, zudem
haben zahlreiche deutsche Vereine
hier ihren Sitz.
Gemeinschaft muss sich
finden
„Das Leben im Viertel hat sich kom-
plett verändert. Noch immer erin-
nern die Straßennamen an die Her-
kunftsorte der Menschen, die hier
ihre neue Heimat fanden. Damals
bestand ein großer Zusammenhalt
zwischen den Menschen und viele
ältere Personen, die dort aufgewach-
sen sind, verfallen immer noch in
nostalgische Erinnerungen. „Es ist
wichtig, die Geschichte nicht zu
vergessen, doch
die Realität ist
jetzt eine ande-
re“, betont die
stellvertreten-
de Vorsitzende
des Stadtvier-
telrates Helene
Ellecosta (im Bild).
Bei der Planung sei vom Wohnbauin-
stitut darauf geachtet worden, dass
Parkanlagen integriert werden und
die Innenhöfe begrünt und gestaltet
werden. Wohnsilos, wie sie in den
siebziger Jahren in der Europaallee
und Cagliaristraße entstanden, sind
tabu. Doch von den neuen Bewohner
wird dies zu wenig genutzt.
„Noch sind diese Viertel Schlafvier-
tel, denn soziale Strukturen können
nur wachsen, wenn es Räume zum
Treffen gibt. Lange haben wir in
Don Bosco für unser eigenes Pfarr-
zentrum gekämpft, doch schon jetzt
sieht man, dass die zweite Generation
Eine unerwartete archäologische Entdeckung: die Grundmauern einer Kirche,
die auf das 12. bis 15. Jahrhundert datiert werden konnten
dies für gegeben ansieht und nur noch
schwer zum Einsatz für soziale und
öffentliche Tätigkeiten zu motivieren
ist“, so Ellecosta.
Sie ist oft unterwegs, um an den
Klingelanlagen die deutschen Namen
der gerade eingezogenen Mieter oder
Besitzer ausfindig zu machen. Eine
Einladung zum Preiswatten, einem
Fest oder Gottesdienst in „Maria in
der Au“ kann Brücken schlagen und
die Gemeinschaft stärken und festi-
gen. Denn wo einst die Chorherren
aus Gries lebten, und später eine
rein italienische Wohnkolonie aus
dem Boden gestampft wurde, haben
seit wenigen Jahrzehnten auch viele
deutschsprachige ihr Zuhause gefun-
den, die sich zusammenfinden sollen.