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Diesen Beitrag hat Univ-H.Prof. Doz.
DDr. Helmut Rizzolli, der Präsident der
Stiftung Bozner Schlösser für Sie verfasst.
Gian Battista Noriller hat 1871 einen
Teil der in Brentonico gefundenen
Münzen abgebildet. Die Nummern
1-3 betreffen die süddeutschen kelti-
schen Regenbogenschüsselchen, 4 - 6
gallische Prägungen der Lingones,
Nummer 7 ist eine keltische Massilia-
Nachprägung aus der Po-Ebene.
Unter dem vor einigen Monaten in München versteigerten keltischen Gold-Stater
(Regenbogenschüsselchen) lag der abgebildete Bestimmungszettel aus dem her-
vorgeht, dass die Münze zur Bezahlung der Heizkosten des Roveretaner Museums
von der Museumsdirektion zum Verkauf freigegeben wurde (Coll. Paolo Prof. Orsi.
Venduto a me dal direttivo del museo per mancanza di fondi per pagare il riscalda-
mento dell‘ufficio del museo).
Vergleich der Noriller-Zeichnungen mit den wieder ans
Licht gekommenen Originalen.
warum das Roveretaner Museum,
das großteils über den Paolo Orsi
Nachlass verfügt, nicht mehr die
Brentonico Goldmünzen besitzt.
Um die Heizkosten für das Muse-
umsbüro zu bezahlen hat man die
Stücke noch in den 20er Jahren
des vorigen Jahrhunderts verkauft.
Auch eine museale Aufbewahrung
ist in Notzeiten keine Garantie!
Nun sind alle drei Regenbogenschüs-
selchen überraschenderweise wieder
ans Licht gekommen. Fast hundert
Jahre waren sie verschollen und sind
jetzt durch glückliche Umstände für
wissenschaftliche Untersuchungen,
wie etwa Gewichts- und zerstörungs-
freie Metallanalysen, verfügbar.
Die Bilderwelt der kelti-
schen Regenbogenschüs-
selchen: das Adlergold
Im Unterschied zum anderen Kelten-
gold, das sich bildlich und nominell
genau von den griechischen Münzen
ableiten lässt, haben die süddeut-
schen Regenbogenschüsselchen eine
völlig autonome Bildsprache. Noch
im 17. Jh. glaubten daher gewisse
Gelehrte, dass sie vom Himmel ge-
fallene Naturphänomene seien bzw.
aus den Boden gewachsen seien.
Noch im 19. Jh. wurde diese neue
abstrakte, oft rein ornamentale
Bilderwelt als roh und barbarisch
bezeichnet. Heute ist unser Auge
an den Werken von Klee, Picas-
so, Mirò bis hin zu den „neuen
Wilden“ so geschult, dass wir die
fantasievolle Gestaltung mancher
keltischer Münzbilder wieder zu
schätzen wissen. Alle drei Gold-
münzen aus Brentonico, die wegen
ihres Gewichtes von 6,77g bis 7,82g
nominell etwa den griechischen
Stateren entsprechen, zeigen einen
konvexen Vogelkopf mit gebogenem
Schnabel. Zwei davon weißen auf
der konkaven Seite einen Torques
auf, in dessen Innenfeld sich sechs
Kugeln befinden. Auch ist in diesen
beiden Fällen über und unter dem
Schnabel eine Kugel zu erkennen.
Möglicherweise stellen die Kugeln
eine Wertangabe dar, in Anlehnung
an das republikanische römische As,
einer Bronzemünze mit dem Schiffs-
bug. Der dargestellte Torques ist ein
metallischer Ring wie ihn keltische,
d.h. gallische, Krieger als Halszierde
und Statussymbol trugen, z.B. der
berühmte „sterbende Gallier“ im
kapitolinischen Museum. Gewisse
Finder sahen darin allerdings den
berühmten Regenbogen als Verur-
sacher der Goldschüsselchen. Der
dritte Goldstater aus dem Fund von
Brentonico zeigt zwar den üblichen
Adlerkopf, auf der konkaven Seite
allerdings befindet sich ein vier-
strahliger Stern mit drei Kugeln
darüber, unten erkennt man zwei
Voluten mit Korn. Datierbar sind
die Regenbogeschüsselchen nicht
später als circa in die Mitte des 1.
Jh. v. Chr. Dies auch auf Grund des
Standardgewichtes von 7,5g und
dem wohl noch zu überprüfenden
reduzierten Goldanteil von 69-70%.
Meist wurden sie den Vindelikern,
den keltischen Nachbarn der Räter,
zugewiesen und haben wahrschein-
lich in der Keltenstadt Manching bei
Ingolstadt wegen der dort gefun-
denen Gussformen (Tüpfelplatten)
ihren Herstellungsort.
Wer hat den einzig-
artigen keltischen
Münzschatz verborgen?
Zwar gibt es Einzelfunde von Regen-
bogenschüsselchen im alttirolischen
Raum (Himmelreich bei Wattens,
Siebeneich/Greifensteiner Hang,
Sigmundskron, Berg Isel/Innsbruck)
aber die Anhäufung von Keltengold
in Brentonico ist bisher einmalig. Si-
cherlich gehörte der Fund zur alpen-
überschreitenden eisenzeitlichen
Kultur von Fritzens (Unterinntal) –
San Zeno (Nonsberg), aber trotzdem
hat das massive Zusammentreffen
von süddeutschen, padanischen und
gallischen (Lingones) Keltenmünzen
Erklärungsbedarf. Christina Bassi
hat 1998 an einem Opferplatz/Wall-
fahrtsort am exponierten ins Etsch-
tal ausgerichteten Fundort gedacht
und auch die gefunden unbrauchbar
gemachten Waffen als Argument
ins Feld geführt. Ganz anderer Mei-
nung ist hingegen Giovanni Gorini,
der im selben Jahre völlig andere
Schlüsse zieht. Für Gorini besteht
die einzige plausible Erklärung für
die Ansammlung von Münzen in
Brentonico in der Beute römischer
Veteranen des Feldzug Cäsars gegen
die Vindeliker 59/58 bzw. 57/56 v.
Chr., als der Feldherr mit seinen drei
Legionen bei Aquileja überwinterte.
Eine Parallele der Münzfunde von
Brentonico, die in ihrer zeitlicher
Verteilung noch genauer zu über-
prüfen sind, zu den Münzfunden am
Wattener Himmelreich drängt sich
jedenfalls auf. Das Wattener Him-
melreich ist eine rätische Siedlung
und die Münzfunde stammen mit
dem Regenbogenschüsselchen von
der vorgelagerten Kuppe auf der sich
einst ein Brandopferplatz befand.
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