Seite 32 - PLUS_03_2014

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wirtschaft
DEM WIRTSCHAFTS-EXPERTEN DAS WORT
Unternehmenssanierungen - Wirksame Medizin
Die Pleitewelle rollt über Süd-
tirol und viele Unternehmen
können sich nicht mehr retten!
Ein Leser, der in den letzten Mo-
naten die Wirtschaftsnachrichten
in Südtirol verfolgt hat, kann
leicht zu diesem Schluss kommen.
Mehrere große Unternehmen, v.a.
aus dem Bau- und Immobilien-
gewerbe, sind aufgrund von Auf-
tragsflaute und teils sinkenden
Immobilienpreisen (u.a. insbe-
sondere im Bereich der Gewer-
beimmobilien) ins Trudeln ge-
raten und konnten sich – trotz
Sanierungskonzepten – nicht vor
dem Konkurs retten.
Dabei bietet das ital. Konkurs-
gesetz mittlerweile eine ganze
Reihe von Alternativen zum
Konkurs,
die alle das Ziel haben,
den Fortbestand des kriselnden
Unternehmen bzw. eine möglichst
geordnete Abwicklung desselben
zu ermöglich. Der in Schwie-
rigkeiten geratene Unternehmer
kann mit diesen Prozeduren im
Erfolgsfall die negativen persön-
lichen Begleiterscheinungen, die
ein Konkurs mit sich bringt (z.B.
Verlust des Eigentums, Einschrän-
kung der Rechte usw.) vermeiden
sowie häufig sein Unternehmen
weiterführen. Die Gläubiger des
Unternehmers (z.B. Lieferanten,
Handwerker) profitieren eben-
falls: in der Regel erhalten sie ihr
Geld schneller und im größeren
Ausmaß als im Konkursfall.
Auch steuerlich greift der Ge-
setzgeber den Unternehmen,
die die alternativen Prozedu-
ren anwenden,
unter die Arme:
während der Gläubiger den For-
derungsverlust absetzen kann,
muss der Schuldner die erzielten
Nachlässe nicht versteuern (ledig-
lich die evtl. Verlustvorträge sind
verloren). Nicht zu missachten
ist dabei auch die Tatsache, dass
der Schuldner z.B. im Rahmen
einer Umschuldungsvereinba-
rung oder eines Ausgleiches die
Möglichkeit hat, Reduzierungen
und Zahlungsaufschübe für die
Verbindlichkeiten gegenüber dem
Fiskus und den Vorsorgeinstituten
zu erreichen.
Werden die Maßnahmen jedoch
nicht rechtzeitig ergriffen, ist
Walter Gasser
Kanzlei Gasser Springer
Perathoner Eder & Oliva
Weniger Bürokratie.
Mehr Wirtschaft.
Italiens Politik satirisch betrachtet:
von unserem treuen Leser Konrad Rufinatscha
Renzi, ein Wunderwirker?
oder nur Wichtigtuer, Stirgger,
der alles umkrempeln will
fuchtelt, wirbelt, gar nicht still!
Verspricht 10 Millionen Bürgern 1000 € mehr,
dazu müssen aber 10 Milliarden € her.
Wenn dies wirklich würde wahr,
so wär das schon ein gutes Jahr.
Doch wie kann aus Soll denn Haben werden,
will er den Schuldenberg nur weiter vererben?
eine Unternehmenssanierung
meist problematisch. Statistisch
gesehen endet immer noch ein
Großteil aller begonnen Aus-
gleichsprozeduren mit dem Kon-
kurs des antragstellenden Unter-
nehmens. Dies liegt einerseits an
branchenspezifischen Problemen
(z.B. Baugewerbe), anderseits
aber auch daran, dass sich Unter-
nehmer häufig erst dann mit dem
Problem beschäftigen, wenn die
Bank die Kredite fällig stellt und
nicht mehr bereit ist, weiteres
Geld zur Verfügung zu stellen.
Unter solchen Voraussetzung ist
eine erfolgreiche Sanierung meist
nur mehr sehr schwer möglich.
Doch auch in einem solchen
Fall bestehen Alternativen
zum Konkurs:
sowohl im Rah-
men einer Umschuldungsver-
einbarung als auch im Rahmen
eines Ausgleichsverfahrens ist
eine geordnete Abwicklung des
Unternehmens möglich und dem
Unternehmer bzw. den Verwaltern
bleiben die unangenehmen Fol-
gen eines Konkurses erspart, was
auch einen unternehmerischen
Neustart erheblich erleichtert.
„Weiterwursteln“ hingegen ist ge-
fährlich und kann ob des strengen
Konkursgesetzes in Italien auch
strafrechtliche Folgen haben.
Fazit: die Prozeduren zur Kon-
kursvermeidung sind besser
als ihr Ruf und – bei richtiger
Anwendung – eine wirksame
Medizin.
Entscheidend ist, dass
die entsprechenden Maßnahmen
rechtzeitig ergriffen werden und
nicht erst dann, wenn der Hut
brennt und das Wasser bis zum
Hals steht. Aber auch in solch
einer schlimmen Situation sind
„illegale Hauruckaktionen“ zu
vermeiden, denn diese haben
(meist) strafrechtliche Konse-
quenzen und stehen dann dem
Neustart im Weg.
gasser@gasser-springer.it