Seite 4 - PLUS_03_2014

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Titel
Bozen
- Im Bozner Zentrum liegt das desolate und heruntergekommene Viertel rund um
den Busbahnhof zwischen Verdiplatz und Bahnhofsallee. Kriminalität, regelmäßige Verkehrs-
staus und Polizeirazzien geben sich dort die Hand. Eine Gegend, die von Einheimischen
gemieden wird und wenig belebt ist. Jahrzehntelang ist hier nichts passiert – bis vor etwa
einem Jahr erstmals der Innsbrucker Unternehmer René Benko mit einem Vorschlag zur
Rundumerneuerung aufwartete. Inzwischen schicken sich zwei Unternehmer an, dieses
Viertel und Bozen in eine bessere Zukunft zu führen.
Der Nordtiroler
René Benko und
das „Kaufhaus Bozen“
Das Areal rund um den Busbahn-
hof in der Talferstadt Bozen ist
gegenwärtig sehr begehrt, und es
besteht der Wunsch, dieses Terrain
„wiederzugewinnen“. Gemeint ist
eine grundlegende Umgestaltung
der Fläche und damit einhergehend
eine Aufwertung des gesamten Ge-
bietes. Dabei erkannte das Nordti-
roler Unternehmen SIGNA mit René
Benko als Frontmann frühzeitig,
welches Potential für die Stadt in
dieser Fläche liegt.
Benkos Konzept stieß allerdings
rasch auf Widerstand. Dabei ver-
tritt der Anwalt Igor Janes die
Gegenseite, die sich zusammen-
gefunden hat, „um die kleinen
regionalen Geschäfte zu schützen“.
Janes spricht davon, dass Ben-
kos Vorschlag, würde er realisiert
werden, eine gewaltige Kubatur
verbauen würde. Und auch der
hds-Bezirksausschuss lehnt die
Pläne des Nordtirolers ab. Dieser
kontert, dass das Gegenteil der
Fall sei: Die Stadt werde nur mit
einem Projekt geschwächt, das zu
klein und nicht attraktiv sei. Der
bisherige Kaufkraftabfluss würde
sich weiterhin nach Affi, Verona
oder Innsbruck verlagern. Ein at-
traktives Einkaufszentrum „Bozner
Innenstadt“ würde den Handel in
der Talferstadt auch dadurch stär-
ken, indem es Megaprojekte am
Stadtrand verhindern könne.
Wer bringt Bozen zum Blühen?
Was ist an Benkos Plänen so
schlimm, dass es nicht nur einzelne
Gegenmeinungen gibt, sondern
dass sogar Bündnisse geschlos-
sen werden, um konkurrenzfähi-
ge Projekte zu konzipieren? Aus
der Sicht von Benkos Gegnern ist
sein Projekt eine wirtschaftliche
Gefahr für die kleinen Geschäfte,
die einer solch gewaltigen Kon-
kurrenz nicht standhalten könn-
ten, aber der Nordtiroler verweist
hierzu auf das Kaufhaus „Tyrol“
in der Maria-Theresien-Straße im
Herzen von Innsbruck. Aus der
Sicht der Stadtplanung kritisieren
die gegnerischen Kaufleute den
immensen Ausbau des Terrains:
Benkos geplante Handelsfläche
soll 30 000 m² umfassen, was fast
einer Verdoppelung der derzeiti-
gen Geschäftsfläche der Innenstadt
gleichkäme. Benko verweist hierzu
auf Erfahrungen in Österreich und
ganz Europa sowie auf die Tatsa-
che, dass derzeit viele Südtiroler
auswärts einkaufen. Es fehle dem-
nach an attraktiven und günstigen
Alternativen.
Auch Umweltschützer haben Be-
denken geäußert, die vom hds-
Bezirksausschuss aufgenommen
wurden: Die Aufwertung des Ge-
biets um den Busbahnhof dürfe
nicht auf Kosten der bestehenden
öffentlichen Grünflächen gehen.
Parkanlagen und andere Grünflä-
chen sollten von dem Bauprojekt
verschont bleiben. Benkos Idee
von neuen, privaten Grünflächen
von Andreas Raffeiner