Seite 18 - PLUS_08_2013

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Kunst & Kultur
Sie war eine Gräfin von Tirol, nannte sich im Laufe ihres Lebens Markgräfin von
Brandenburg und Herzogin zu Bayern, doch landläufig ist sie unter einem an-
deren Namen bekannt: Margarete Maultasch. Ihren merkwürdigen Übernamen
soll sie ihrem abstoßenden Äußeren, besonders ihrem missgebildeten Mund
verdanken. Doch was wissen wir über Margaretes Aussehen wirklich?
Die
hässliche
Herzogin?
Das einzige erhaltene Bildnis, das
zu ihren Lebzeiten entstand, ist das
große Siegel, das 1363 nach dem
Tod ihres Sohnes Meinhard III. her-
gestellt wurde. Das Siegelbild zeigt
die stehende Herzogin die beiden
Wappen von Bayern und von Tirol
in den Händen haltend, das Wappen
des Herzogtums Kärnten zu ihren
Füßen. Sie ist als schlanke Frau
mit engem, figurbetontem Kleid
dargestellt, das ihr bis an die Knö-
chel reicht und in einer Schleppe
ausgelaufen sein dürfte. Darüber
trägt sie einen Tasselmantel und
auf dem Kopf, ihrem Witwenstand
entsprechend, eine schleierartige
Haube, die ihr Haar bedeckt. Unter
der Lupe kann man an ihrem Arm,
der zum bayerischen Wappen führt,
eine Reihe von kleinen Knöpfen
entdecken, für die Zeit um 1363 ein
Novum und ein Merkmal der Klei-
dung adeliger Damen. Außerdem
ruht auf ihren Hüften ein breiter
Gürtel, ein sogenannter Dusing,
der hauptsächlich zur ritterlichen
Bekleidung gehört, hier aber Mar-
garetes Funktion als Regierende
unterstreichen soll.
Über Details ihres Gesichts lässt das
Siegel keine Aussage zu, denn dafür
ist die Darstellung nicht detailliert
genug. Das Siegel bildete jedoch
die Vorlage für ein Ölgemälde aus
späterer Zeit, das sich heute in
der Sammlung von Schloss Am-
bras befindet und immer wieder als
„authentisches“ Porträt der Gräfin
gehandelt wird. Die Wappen von
Tirol, Bayern und Kärnten sind
ganz ähnlich wie auf dem Siegel
angeordnet. Auch hier wird Marga-
rete als schlanke Frau mit langem
Kleid dargestellt, doch deutet das
schwarz-goldene florale Muster ei-
nen schweren Brokat an. Der Gürtel
fehlt und der Tasselmantel wurde
mit der Haube zu einem einzigen
Kleidungsstück vereint, das rot
Die „Dame mit Krone“ auf Schloss
Runkelstein, möglicherweise eine An-
spielung Kaiser Maximilians auf der
Übertragung Tirols an seinen Ahnen
Rudolf IV. von Habsburg. Foto: Stiftung
Bozner Schlösser.