Seite 26 - PLUS_18_2013

Basic HTML-Version

26
Kunst & Kultur
S
chon zur Zeit Karls des Gro-
ßen war die Wolle aus dem
Nordwesten Europas ein
begehrter Handelsartikel
und wurde von Friesischen
Händlern über weite Strecken hin
verhandelt. In den lateinischen
Das Bedürfnis sich zu kleiden und sich damit gegen die Witterung zu schützen ist ein uraltes Grundbe-
dürfnis der Menschheit. Mit der Zähmung des Wildschafs und der Züchtung der Hausschafrassen gelang
seit der Jungsteinzeit ein wichtiger Schritt hin zur Herstellung qualitätsvoller Wolltuche. Der Nordwesten
Europas und im Besonderen die Britischen Inseln waren seit dem frühen Mittelalter ein Zentrum der Schaf-
zucht. Das günstige Klima und die Bemühungen um die Schafzucht, die hauptsächlich von großen Klöstern
ausgegangen sind, führten zur Erzeugung von Wolle, die sich nicht nur hervorragen verspinnen, sondern
auch in vielen Farben färben ließ.
Quellen dieser Zeit werden die-
se Stoffe als pallia fresonica, als
Friesisches Tuch, bezeichnet und
waren offenbar so geschätzt, dass
Karl der Große eine Sendung dieser
Tuche dem Kalif Harun al Raschid
(786-809) zum Geschenk machen
konnte. Diese Friesischen Tuche,
deren Rohstoff wahrscheinlich in
England erzeugt wurde, ließen
sich gut färben, was darauf hin-
deutet, dass die Wolle bereits von
weißen Schafen stammte.
Im Hochmittelalter wurde diese
britische Wolle zu einem der be-
gehrtesten Handelsartikel Euro-
pas. Die Bevölkerung wuchs über-
all und der Bedarf an Kleidung
stieg. In den zahlreichen neu ge-
gründeten Städten Mitteleuropas
entwickelten sich Märkte und ein
Gold
gegen
Wolle
Eine Fliese aus Florenz von Andrea Pisano, die um 1334/1336 datiert werden kann,
zeigt die Arbeit am Webstuhl und die Überwachung der Produktion durch eine Frau.