Seite 44 - PLUS_18_2013

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Sport
Überflieger Andy Frötscher
„Flugsport hat mir einmalige Erlebnisse beschert“
RITTEN
- 32 Teilnehmer aus 21 Staaten stellten sich im Sommer dem härtesten Etappenrennen der
Welt, den Red Bull X-Alps. Auf ihrem Weg von Salzburg nach Monaco, mit Gleitschirm oder zu Fuß,
mussten die Extremsportler eine Reihe von vorgeschriebenen Etappenzielen, wie die Wendepunkte
auf Zugspitze, Ortler, Matterhorn und Mont Blanc, passieren. Für den Rittner Andy Frötscher war es
bereits die sechste Teilnahme. Der 44-jährige ist seit jeher dabei – doch auch dieses Mal schaffte er es
nicht ins Ziel, trotz einer beeindruckenden Leistung von 540 Kilometern zu Fuß, 30.000 aufgestiegenen
Höhenmetern und 1.360 Flugkilometern. Lediglich zehn Teilnehmer erreichten Monaco. Mit der PLUS
sprach der Rittner Extremsportler über das Paragleiten, seine Eindrücke von den X-Alps, das harte
Training, die Schönheit der heimischen Berge, und seine Leidenschaft, die Fotografie.
PLUS: Wie sind Sie zum Paraglei-
ten gekommen?
So komisch es klingen mag, aber
dadurch, dass ich nicht schwindel-
frei bin, hätte ich mir nie gedacht
einmal mit einem Gleitschirm in der
Luft umherfliegen zu können. Aber
vor genau 20 Jahren, im Juni 1993,
hat mein Kumpel Hannes Patreider
mich dazu überredet, mit ihm ei-
nen Gleitschirm-Kurs zu besuchen.
Heute bin ich Hannes, der in der
Zwischenzeit mit dem Fliegen auf-
gehört hat, dankbar, dass er mich
zu diesem Sport gebracht hat. Der
Flugsport hat mich all die Jahre
begleitet und mir viele einmalige
Erlebnisse beschert.
Sie zählen zur Weltklasse im Pa-
ragleiten. Was bedeutet Ihnen
dieser Sport heute?
Bis vor einigen Jahren habe ich mich
sehr vom Ehrgeiz treiben lassen. Vor
allem in den ersten Jahren war ich
oft extrem waghalsig unterwegs,
ohne mir der möglichen Gefahren
wirklich bewusst zu sein. Ein Er-
lebnis, das ich mit sehr viel Glück
unbeschadet überstanden habe hat
mich aber gelehrt, mit Leistung, Ehr-
geiz und Risiko anders umzugehen.
Heute teile ich mir jeden Flug in eine
gewisse Kategorie ein. Ich genieße
die gemütlichen Flüge mit meinem
Kumpel und X-Alps Supporter Ro-
bert Mur in „unserem“ Fluggebiet
am Rittner Horn. Dann gibt es die
Flugtage, an denen der Trainings-
effekt im Vordergrund steht. Da
versuche ich neue Routen in eher
unbekannten Gebieten zu fliegen,
um so immer noch dazuzulernen.
Hier ist mein Ehrgeiz ungebrochen.
Wenn es gilt, einen guten Strecken-
flugtag optimal zu nutzen oder ich
an einem Wettbewerb teilnehme,
dann möchte ich meine beste Leis-
tung zeigen und versuche, alles
zu geben. Aber egal wie gut oder
weniger gut ich abschneide, ich
versuche immer das positive aus
jeder Situation herauszufischen und
die vielen einzigartigen Momente in
der Luft zu genießen. Am Ende eines
Fluges möchte ich vor allem dankbar
für das Erlebte sein. Das gibt mir eine
große innere Zufriedenheit. Es ist
nicht selbstverständlich, dass ich die
Welt von oben erleben darf oder dass
die Flüge immer gut enden. Durch
den Sport auf so hohem Niveau habe
ich aber auch sehr viele Erfahrungen
in den Themenbereichen Motivati-
on, Risikomanagement, Zeitplanung
oder Teamorganisation gesammelt
und kann diese, sei es in Flugschulen
wie auch bei Seminaren für Firmen,
weitergeben. Etwas, was ich ohne
den Flugsport wohl nicht machen
könnte.
Im Sommer hat die Red Bull X-
Alps stattgefunden. Doch auch
bei Ihrer sechsten Teilnahme
schafften Sie es nicht ins Ziel.
Enttäuscht?
Es war während der gesamten 12
Tage, die das Rennen dauerte, ein
Wechselbad der Gefühle. Wunder-
schöne Flüge über die einmalige
Bergwelt der Alpen hinterlassen blei-
bende, positive Eindrücke. Taktische
Entscheidungen in der Luft, durch
die ich immer wieder einige Piloten
abschütteln konnte, waren sehr mo-
tivierend. Tag für Tag die Aufstiege
zu Fuß, an denen mich mein zweiter
Alle Fotos: Moments in Air
Von Michael Andres