Seite 22 - PLUS_19_2013

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Vom
Miteinander
auf dem Hof
Die Landwirtschaft ist ein Gene-
rationengeschäft - nach der Hof-
übergabe ist vor der Hofübergabe!
- Wichtiges Thema hierbei ist das
„Miteinander auf dem Hof“ – ein
Thema, mit dem sich die Südtiro-
ler Bäuerinnenorganisation öfters
auseinandersetzt. In Betrieben, wo
mehrere Generationen zusammenle-
ben und -arbeiten, ist der Umgang
miteinander der Schlüssel zum Er-
folg. „Häufige Konfliktpunkte sind
unklare Absprache und unrealis-
tische Erwartungen an Mitarbeit,
Fürsorge und Pflege. Probleme gibt
es auch, wenn Grenzen nicht klar
sind oder nicht akzeptiert werden“,
so Margareth Hospach, Sozialpäd-
agogin und Familientherapeutin.
Dies sei vor allem in der Landwirt-
schaft eine große Herausforderung.
„Eine Familie ohne Konflikte gibt es
aber nicht“, bekräftigte Hospach,
„entscheidend ist dabei die Art und
Weise, wie mit diesen Konflikten
umgegangen wird“. Sorgen, Ängste
und Wünsche sollen offen aus- und
angesprochen werden.
Anerkennung und
Respekt sind ausschlag-
gebend
Jede Generation hat ihre eigene Er-
wartungen und Sorgen über eine ge-
meinsame Zukunft. Der Hofüberge-
ber hat oft andere Erwartungen als
der Hofübernehmer: Wünscht sich
die ältere Generation oft, dass alles
so weitergeht wie bisher, so hat die
jüngere Generation häufig andere
Vorstellungen über die Zukunft des
Betriebes. Verantwortung abgeben
und Verantwortung übernehmen –
wenn sich die beiden Generationen
bei diesem Prozess wertschätzend
unterstützen, sich helfen und sich
gegenseitig respektieren, so steht
einem gemeinsamen guten Mitein-
ander nichts mehr im Weg.
BeiderHofübergabegeht
es um die Zukunft des
Betriebes
„Der Vertrag, der bei einer Hof-
übergabe geschlossen wird, wird
zwischen Hofübernehmer und Hof-
übergeber geschlossen – zum Wohle
des Betriebes“, so Stefan Kürschner,
Bereichsleiter für die Hofnachfolge
im Bayerischen Bauernverband.
Transparenz ist hier enorm wichtig,
auch gegenüber den weichenden
Erben. Ein weichender Erbe muss
– wie das Wort sagt – weichen“,
so Kürschner.
Das Alte wertschätzen
und das Neue willkom-
men heiSSen
„Bleibt im Gespräch miteinander und
wertschätzt, dass jeder es gut ma-
chen will“, betonte die Sozialpäda-
gogin Hospach. Jede Generation soll
Selbstverantwortung übernehmen
und nicht Andere suchen, die für die
eigene Unzufriedenheit verantwort-
lich gemacht werden. Gegenseitiges
Verständnis ist wichtig, um Anliegen
und Sorgen zu verstehen.
Landwirtschaftliche
Lebensberatung bietet
Hilfe
Für Landesbäuerin Hiltraud Erschba-
mer ist klar: „Kompromissbereit-
schaft, Dankbarkeit, Verständnis
und viele Gespräche sind das Rezept
für ein gutes und erfolgreiches
Miteinander auf dem Hof“. Sie ist
froh, dass die Landwirtschaftliche
Lebensberatung der Bäuerinnenor-
ganisation den bäuerlichen Fami-
lien Hilfe bieten kann, wenn das
Miteinander am Hof nicht einfach
ist. „Unsere Lebensberaterinnen
können durch ein geführtes Ge-
spräch den Familienmitgliedern
am Hof eine große Stütze beim
miteinander Reden sein und so
eine Hofübergabe zum erfolgrei-
chen Abschluss bringen und das
ist für unsere Landwirtschaft sehr
wichtig“, so Erschbamer.
Die Präsidentinnen aus Südtirol, Tirol und Bayern trafen sich mit ihrer Delegation
in Herrsching zum „Drei Länder Treffen“, das alle zwei Jahre stattfindet. Sie be-
schäftigten sich zwei Tage lang mit dem Thema Miteinander am Hof.
Die Landwirtschaftliche Lebensbera-
tung der Südtiroler Bäuerinnenorga-
nisation hat eine neue Koordinatorin.
Ihr Ziel ist es, den Dienst weiter
auszubauen, um ihn immer mehr
bäuerlichen Familien mit kleinen
und großen Sorgen zugänglich zu
machen. Niemand sollte sich davor
scheuen, bei ihr anzurufen, um offen
über Schwierigkeiten und Ängste zu
reden. Man muss nicht alles alleine
schaffen. Die Landwirtschaftliche
Lebensberatung ist eine Beratung
im menschlichen Bereich, die neben
der rechtlichen und wirtschaftlichen
Beratung auf keinen Fall vernach-
lässigt werden sollte. Denn, wenn
es den Menschen gut geht, geht es
meist auch dem Betrieb gut.
Aufgabe der Lebensberaterin/des
Lebensberaters
Primäre Aufgabe der Lebensberate-
rin/des Lebensberaters ist es, mit
dem Ratsuchenden die Anliegen zu
klären und ihn dabei zu unterstüt-
zen, in Eigeninitiative die Probleme
anzugehen und zu lösen. Wenn nö-
tig, wird auch auf die bereits beste-
henden Institutionen in Südtirol
hingewiesen. Die Lebensberater/
innen arbeiten ehrenamtlich und ver-
stärken ihre Tätigkeit mit ständiger
Aus- und Weiterbildung. Sie sind zu
Verschwiegenheit und Datenschutz
verpflichtet.
Ablauf der Beratung
Interessierte können bei der Koor-
dinatorin der Landwirtschaftlichen
Lebensberatung anrufen. Die Koor-
dinatorin vermittelt eine geeignete
Lebensberaterin, die sich dann
direkt beim Ratsuchenden meldet
und ein Treffen entweder auf dem
Hof oder an einem anderen Ort
vereinbart. Die Beratungen sind
kostenlos und können auch über
einen längeren Zeitraum in An-
spruch genommen werden. Themen,
die am häufigsten genannt werden:
• Krisen in der Partnerschaft und
Familie
• Hofübergabe gut meistern
• Streit zwischen Generationen
• Zukunftsperspektiven entwickeln
Kontakt:
Die Koordinatorin ist von
Montag bis Freitag von 9.00 Uhr
bis 12.00 Uhr und von 14.00 Uhr
bis 16.00 Uhr unter der
Telefonnr.
0471 / 999400
erreichbar.
Nicole Irsara - neue Koordinatorin der
Landwirtschaftlichen Lebensberatung
DEN BÄUERINNEN DAS WORT
In Zusammenarbeit mit