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Kunst & Kultur
der drei erwähnten Burgen ver-
band die sonst so unterschiedli-
chen Anlagen: am 3. Juni 1347
verpfändete Markgraf Ludwig der
Brandenburger, zweiter Ehemann
der Gräfin Margarete (Maultasch)
die Burg Stein am Ritten an Engel-
mar von Vilanders. Engelmar besaß
zu diesem Zeitpunkt neben vielen
anderen Rechten und Besitzungen
auch die Burg Rodenegg, die Marga-
retes Vater Heinrich nach 1315 an
Heinrich von Vilanders, Engelmars
Bruder, verpfändet hatte. Nach dem
Tode seines Bruders im Jahr 1321
hatte Engelmar die Burganlage
mit allen Besitzungen, besonders
auch den Markt und das Gericht
Mühlbach, geerbt.
Engelmar von Vilanders wechsel-
te aber im Krieg zwischen den
Wittelsbachern als Herren von
Tirol und den Luxemburgern, der
Familie von Margaretes erstem,
vertriebenen Ehemann Johann
Heinrich, mehrfach die Fronten,
weshalb er vom Feldherrn Ludwigs
des Brandenburgers, dem Herzog
Konrad von Teck, gefangen ge-
nommen und 1348 schließlich
vor Rodenegg enthauptet wurde.
Stein am Ritten und Rodenegg
fielen daraufhin an den Herzog
von Teck und Markgraf Ludwig ver-
pfändete diesem am 9. Juni 1352
auch die Feste Ehrenberg. Ludwig
schuldete seinem Feldhauptmann
zu diesem Zeitpunkt die astrono-
mische Summe von 14.000 Mark
Berner, die sich wahrscheinlich
hauptsächlich aus Kosten für den
Krieg gegen die Luxemburger und
die aufständischen Tiroler Adeligen
zusammensetzten. Nur kurze Zeit
später wurde der Herzog Konrad
von Teck im September 1352 in
München ermordet und ein Teil sei-
ner Besitzungen, darunter auch die
drei Burgen Stein, Ehrenberg und
Rodenegg fielen als Pfandbesitz
an seinen Verwandten Friedrich
von Teck. Es bleibt festzuhalten,
dass es sich nach den erhaltenen
Urkunden ausdrücklich um Pfandb-
sitz handelte, das heißt, dass die
Burganlagen nominell immer noch
dem Markgrafen Ludwig gehörten
und von ihm gegen die Rücker-
stattung der geliehenen Summe
jederzeit wieder zurückgelöst
werden konnten. Dieses Rücklö-
serecht blieb jedoch, angesichts
des ständigen Kreditbedarfs des
Landesfürsten, weitgehend Theorie
und so sind auch eine Reihe von
Bestätigungsurkunden Ludwigs für
den neuen Pfandbesitzer erhalten.
Habsburg kauft
sich in Tirol ein.
Nach diesen Bestätigungen dach-
te Friedrich von Teck, der sich
hauptsächlich im bayerischen
Raum aufhielt, nicht daran, die
entlegenen Tiroler Burgen wei-
terhin zu verwalten und nachdem
Ludwig nicht imstande war die
einmal geliehenen Summen zu-
rückzuzahlen, sah sich Friedrich
nach anderen Käufern um. Ein
Interessent fand sich im österrei-
chischen Herzog Albrecht II., des
Cousins von Ludwigs Gemahlin
Margarete. Da dieser die gefor-
derte Summe für die drei Burgen
aufbringen konnte, erlaubte ihm
Markgraf Ludwig am 7. Dezember
1354 die drei Burganlagen von
Friedrich von Teck einzulösen.
Ludwig und seine Gemahlin Marga-
rete waren Albrecht II. zu großem
Dank verpflichtet, erreichte dieser
doch die Lösung der Beiden vom
päpstlichen Bann und schließlich
die kirchliche Anerkennung von
Margaretes zweiter Ehe.
Rodenegg als Habsbur-
ger AuSSenposten
Nach Albrechts Tod fielen diese Ti-
roler Außenposten der Habsburger
an seinen ältesten Sohn Rudolf
IV., der nach dem Tode des Mark-
grafen Ludwig 1361, die Burgen
Ehrenberg und Stein am Ritten
seinerseits am 6. November 1362
für 8.000 Gulden an Konrad von
Freiberg verpfändete. Rodenegg
Mit 29. September 1363 kam Rudolf IV. endgültig in den Besitz des Landes Tirol
und Schloss Wendelstein, wo die Verhandlungen geführt worden waren, wurde seine
Bozner Burg. Näheres dazu in der Ausstellung „1363. Tatort Tirol. Es geschah in
Bozen“, die wegen ihres großen Erfolges bis 6. Jänner 2014 verlängert wurde.
© Foto: Stiftung Bozner Schlösser
Diesen Beitrag hat Univ.-H.Prof. Doz. DDr.
Helmut Rizzolli, Präsident der Bozner
Schlösserstiftung, für Sie verfasst.
Die sichere Lage der Burg Stein am Ritten
bewog bereits Meinhard II. dort seine
Geldeinnahmen zu deponieren. Die wan-
kelmütige Haltung Engelmars von Vilan-
ders, der Schloss Stein am Ritten ab 1347
besaß, verursachte seine Entmachtung
und schlussendlich den Übergang der
Burg an den wittelsbachischen Feldherrn
Konrad von Teck.
Herzog Konrad von Teck reagierte mit absoluter Härte auf den Frontenwechsel En-
gelmars von Vilanders und ließ diesen vor Rodenegg enthaupten. Mit 1354 wurde
die Burganlage ein wichtiger habsburgischer Außenposten, über den Rudolf IV. ent-
scheidende Informationen zum Erwerb des Landes Tirol bezog. © Foto: Armin Torggler
hingegen behielt er. Zu bedeutend
war die strategische Lage der Burg
auf dem Weg von Österreich in die
ebenfalls habsburgischen Vorlan-
de. Über Rodenegg bezog Rudolf
wahrscheinlich seine Informationen
über die Vorfälle in Tirol und als
Meinhard III., Margaretes Sohn,
am 13. Jänner 1363 überraschend
starb, hielt sich Rudolf am 18.
Jänner anlässlich seiner Reise nach
Bozen in Rodenegg auf. Nur wenige
Tage später ging am 26. Jänner
mit der Abtretung des Landes Tirol
die ganze Grafschaft an das Haus
Habsburg über.
Dass die Burgen Rodenegg, Ehren-
berg und Stein am Ritten schon
rund zehn Jahre vor dem Rest
des Landes habsburgisch gewor-
den sind, wurde in der Tiroler Ge-
schichtsschreibung meist übergan-
gen. Für Herzog Rudolf IV. waren sie
jedoch ein entscheidender Schritt
zur Übernahme Tirols.