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Südtirol: Qualität und Mengen sind
gut. Bei den Südtiroler Beeren
hingegen fallen die Mengen sehr
unterschiedlich aus, die Qualität
der Früchte ist aber trotz der ver-
späteten Ernte sehr gut. „Bedingt
durch den außergewöhnlich nassen
und kalten Frühling ist die heu-
rige Beeren- und Kirschensaison
mit zwei Wochen Verspätung ge-
startet. Die Qualität der Früchte
ist aber hervorragend, vor allem
auch deshalb, weil die meisten
Erdbeeren, Himbeeren und Kir-
schen unter Tunnels angebaut
werden und somit den Nieder-
schlägen trotzten“, sagt Markus
Tscholl, der Versteigerungsleiter
der Egma Obstversteigerung in
Vilpian. „Auch die Nachfrage und
dementsprechend die Preise der
Früchte sind heuer sehr gut“. Die
Egma Obstversteigerung konnte
die Mengen deutlich steigern:
So wurden bis Anfang November
160 Tonnen Erdbeeren (plus 46
Prozent), 31 Tonnen Himbeeren
(plus 30 Prozent), 105 Tonnen
Kirschen (plus 192 Prozent) neben
Heidelbeeren, Brombeeren, roten
Johannisbeeren und Gemüse wie
Blumenkohl angeliefert.
Auch Reinhard Ladurner, Ge-
schäftsfeldleiter Gemüse VI.P, ist
mit der Kirschenproduktion im
Vinschgau sehr zufrieden: „Die
Menge hat sich stark gesteigert
und wir sind heuer bei 197 Tonnen
Kirschen. Die Qualität ist auch gut,
obwohl die Größe der Früchte im
Durchschnitt kleiner ist“.
Peter Gamper, Geschäftsführer
der MEG Erzeugergenossenschaft
Martell ist hingegen mit der dies-
jährigen Ernte nicht zufrieden:
Aufgrund des nassen und kalten
Wetters hat die Saison auch im
Martelltal später angefangen und
die Mengen sowie die Preise sind
unter dem Durchschnitt. „Die
Erdbeerpflanzen hatten große
Schwierigkeiten mit der Blüte und
dem Wachstum. Die Ernte hat sich
wegen des Wetters verzögert und
wirkte sich auf die Vermarktung
aus. Speziell von Mitte bis Ende
Juli gab es ein Überangebot an
Erdbeeren auf dem europäischen
Markt und dies hat zu niedrigen
Preisen geführt.“
Die tolle Knolle
2013 wurden im Pustertal aufgrund
des nassen und kalten Frühjahrs
rund 700 Tonnen weniger Kar-
toffeln als im Vorjahr geerntet.
„Insgesamt reden wir von ca.
5000 Tonnen Kartoffeln (25 Ton-
nen aus biologischem Anbau) auf
ca. 145 Hektar“, sagt Hanspeter
Felder, Direktor der Pustertaler
Saatbaugenossenschaft. „Qualitativ
kann auch heuer von einer sehr
guten Ernte gesprochen werden.
Aufgrund der geringeren Knollen-
anzahl sind die Kartoffeln sogar
etwas größer. Optimal war das tro-
ckene warme Wetter während der
Ernte: Eine trockene Einlagerung
führt zu einer wesentlich besseren
Lagerfähigkeit der Knollen“. Das
Pustertal und das Eisacktal sind
die Hauptanbaugebiete der Kar-
toffeln mit dem Qualitätszeichen.
Im Durchschnitt werden auf den
Südtiroler Äckern zirka 36 Tonnen
Kartoffeln pro Hektar geerntet.
Angebaut werden in Südtirol je
nach Bodenbeschaffenheit etwa
25 verschiedene Sorten, zwei
davon biologisch. Die Südtiroler
Qualitätskartoffel muss auf einer
Höhe von mindestens 800 Metern
angebaut werden.
Karfiol mit Gütesiegel
Über die Ernte des Südtiroler
Blumenkohls spricht Reinhard
Ladurner: „Die Qualität ist gut
und bei der Erntemenge erleben
wir dieses Jahr mit zirka 2300
Tonnen eine leichte Steigerung im
Vergleich zum vorherigen Jahr.“
Der Blumenkohl wird vorwiegend
im Vinschgau angebaut und vom
Verband der Vinschgauer Obst- und
Gemüseproduzenten VI.P vermark-
tet; die Obst- und Gemüsegenos-
senschaften Alpe und Oveg in
Laas sind Marktführer in Italien.
Um das Qualitätszeichen Südtirol
tragen zu dürfen, müssen die im
Pflichtenheft vorgeschriebenen
Qualitäts- und Kontrollbestim-
mungen strengstens eingehalten
werden. Diese sehen zum Beispiel
genaue Vorgaben über Düngung
und Pflanzenschutz vor. Eine un-
abhängige Kontrollstelle garantiert
die Einhaltung dieser Kriterien.
Arbeitslosigkeit steigt
Erntedank wird immer mit Früch-
ten, aber auch mit Futtermittel wie
Heu usw. in Verbindung gebracht:
Das „moderne“ Erntedank umfasst
aber auch die Ernte der Arbeit als
Arbeitnehmer. Und auch in diesem
Bereich ist man in Südtirol in einer
noch zufriedenstellenden Lage – im
Vergleich zu anderen Orten. Die
steigende Arbeitslosigkeit sollte
aber allen Politikern und Wirt-
schaftsverantwortlichen zu denken
geben. Laut offiziellen Daten, die
Anfang November veröffentlicht
wurden, waren im Oktober 2013
in Südtirol über 13.000 Menschen
ohne Job. Das bedeutet ein Plus von
rund 32 Prozent im Vergleich zum
Oktober 2012. Beim diesjährigen
Erntedank konnte man noch ganz
beruhigt ein Dankeschön ausspre-
chen, aber auch ein Bitteschön war
angebracht, weil die Krise auch
Südtirol erfasst hat, wenn dies viele
Leute auch nicht wahrhaben wol-
len. Wenn Politik und Wirtschaft
nicht zusammenspielen, wird das
künftige Dankeschön vermutlich
kleiner ausfallen.
TV Kaltern, Foto: Helmuth Rier
TV Kaltern, Foto: Helmuth Rier