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Kunst & Kultur
Bozner Burgen
als
napoleonische Vorposten
D
ie Organisation der Lan-
desverteidigung oblag der
Tiroler „südlichen Schutzde-
putation“, welche die Rück-
gewinnung des Landes von
Sterzing aus aufbaute. Das Verhalten
der verhandlungsgeübten Bozner
unterschied sich grundlegend von
dem der Bauern der Umgebung, de-
ren Höfe den französischen Plünde-
rungen ausgesetzt waren und für die
eine Dialog mit den französischen
Eindringlingen nicht in Frage kam.
Nach dem Fehlschlagen des vierten Versuchs die österreichische Festung Mantua zu entsetzen und nach
der von den Habsburgern verlorenen Schlacht von Rivoli am 14. und 15. Jänner 1797, stießen die franzö-
sischen Truppen ins Etschtal vor. In Bozen zogen die Franzosen am 23. März mit „klingendem Spiel“ ein.
Zeitgleich mit den Kämpfen bei
Spinges begann am 29. April der
österreichische General Laudon vom
Tschögglberg aus die Kämpfe zur Be-
freiung Bozens. Die große Leistung
Laudons bestand darin, dass er die
ungestümen Landsturmmassen und
die einzelnen Schützenkompanien
mit ihren von den Franzosen ge-
fürchteten Scharfschützen zusam-
men mit seiner kleinen Truppe aus
regulärem österreichischem Militär
gezielt einzusetzen verstand.
Mittelalterliche Bur-
gen dienen den Franzo-
sen als Kugelfang
Ganz anders als im Trentino, wurde
in der Tiroler Burgenforschung die
Rolle der mittelalterlichen Burgen
in den Franzosenkriegen bisher
völlig vernachlässigt. Eine Analyse
der Schäden und Zerstörungen, die
an den einzelnen Anlagen ent-
standen fehlt nach wie vor. Nur
in Einzelfällen, etwa im Falle der
mehrfach umkämpften Mühlbacher
Klause, wurde dieser Zeitabschnitt
untersucht.
Anlässlich der Restaurierungsarbei-
ten an der Burg Rafenstein und den
damit verbundenen Freilegungs-
arbeiten im Burgbereich, die der
Heimatschutzverein Bozen-Südtirol
unter Anleitung des Landesdenk-
malamtes vornahm, konnte an
einem weiteren Beispiel das Aus-
maß der Zerstörungen während der
Schlacht um Bozen am 2. und 3.
April 1797 nachgewiesen werden.
Augsburger kolorierter Kupferstich, der die unter General Laudon kämpfenden österreichischen Truppen zeigt, die durch Schützen und Landstürmer verstärkt wurden.
Im Hintergrund schlossähnliche Anlagen, die als Kugelfang dienten. Foto © Bozen, Privatbesitz.