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Sport
Zu Beginn der 60er-Jahre des
letzten Jahrhunderts suchten
einige Männer aus dem Stadtteil
nach neuen Herausforderungen.
In dieser Zeit entwickelte sich
das Eisstockschießen im Alpen-
raum zu einem Volkssport und
wurde auch an einigen Orten in
Südtirol schon wettkampfmäßig
praktiziert. Zudem gab es schon
Europameisterschaften. So wurde
die Sportart immer beliebter. Die
Frage, ob man die Disziplin mit
dem Curling vergleichen könne,
verneint Albrecht: „Die beiden
Sportarten sind in meiner Augen
trotz einer gewissen Ähnlichkeit
im Grunde zu verschieden, aber
auch im Eisstockschießen muss
man gewisse Eigenschaften wie
Ausdauer, Motivation, Zielgenau-
igkeit und Teamgeist an den Tag
legen.“
Vom Holzstock zum
modernen Sportgerät
Wie in jeder Mannschaftssport-
Viel Kraft – wenig Härtegrade
MORITZING BEI BOZEN
- (ar) Auch wenn die neue Eisstocksaison 2013/14 schon begonnen hat,
blicken wir kurz in die Sportgeschichte. Vermutlich kam das Eisstockschießen im 13. Jahrhundert aus
dem Norden Europas. Auch Illustrationen aus Holland und dem Alpenraum bilden schon früh ein ähnli-
ches winterliches Hobby ab. Auch im Bozner Stadtteil Moritzing gibt es eine engagierte Gruppe, die sich
der Sportart des Eisstockschießens verschrieben hat. Davon berichtet der seit 1977 beim EV Moritzing
tätige Franz Albrecht. Doch wie kam diese Sportart, die im Rahmen der Olympischen Winterspiele 1936
in Garmisch-Partenkirchen als Vorführwettbewerb ausgetragen wurde, nach Moritzing?
art ist der Teamgeist auch beim
Eisstockschießen von großer Be-
deutung. Dieser Gedanke offen-
bart sich hierbei keinesfalls nur
im Spiel, sondern auch im gesel-
ligen Beisammensein nach den
Wettkämpfen. Gespielt wird mit
einem Stock, der aus drei Teilen,
also dem Stiel, dem Stockkörper
und der Laufsohle besteht. Heute
werden die Sportgeräte aus Kunst-
stoff und Metall gefertigt, frü-
her wurden sie aus Holz gemacht
und der Stock wurde mit einem
Eisenring ummantelt. Die Stiele
selbst können der Handform und
in der Länge angepasst werden.
Die Laufsohlen weisen verschiede-
ne Härtegrade auf. Alles in allem
gibt es Stöcke in den verschiede-
nen Gewichtsklassen für Schüler,
Jugendliche, Damen und Herren.
Apropos Härtegrade: Je weicher
die Mischung des Materials, desto
„strenger“ geht die Laufsohle im
Wettkampf. Die Härtegrade einer
Laufsohle sind daher der Kraft des
Eisstockschützen angepasst. Die
Losung lautet: viel Kraft – wenig
Härtegrade. Der ideale Bewegungs-
ablauf in der Schussabgabe ersetzt
hier auch Kraft. Auch die Präzision
ist wichtig. Der Treffpunkt des
Gegnerstockes ist ausschlaggebend.
Ob der eigene Stock dort bleibt, wo
er anschlägt, bleibt hingegen eine
offene Frage. Schon ein Zentimeter
kann über Sieg oder Niederlage
einer Kehre entscheiden. Auch
muss die Geschwindigkeit beim
Schießen oder Maßen passen. Das
ist auf der Eisoberfläche millimet-
ergenaue Maßarbeit.
Südtiroler Erfolge
Südtirol ist nicht nur durch seine
pfeilschnellen Kufenflitzer auf der
Kunst- und Naturrodelbahn oder
durch die alpinen Skirennläufer
ein bekanntes Sportland, nein,
auch im Eisstocksport hat sich das
kleine Land einen Namen gemacht.
„Im Vergleich mit den ‚großen‘ Na-
tionen Österreich und Deutschland
schneiden wir bei internationalen
Meisterschaften wie etwa Europa-
oder Welttitelkämpfen durchwegs
positiv ab. Der dritte Platz ist fast
schon abonniert, größere Erfolge
gab es auch zu verzeichnen“, er-
Franz Albrecht
(v. l. n. r.: ) Hans Mulser, Waltraud Mulser, Sonja Mulser, Stefan Meraner, Elmar Mair, Margarete Albrecht, Maggie D’Amico,
Franz Albrecht
zählt Albrecht nicht ohne Stolz.
EV Moritzing-Präsident Albrecht
spricht noch über den Mann-
schafts-, Weiten- und Zielwett-
bewerb. Dabei erklärt er, dass der
Eisstocksport zumeist auf den
Mannschaftsbewerb reduziert wird.
Der Weitensport wird als Kraftsport
angesehen und wird nur von ei-
nigen Wenigen ausgeübt. Für den
Zielbewerb benötigt man viel Trai-
ning und mentale Ausdauer, um zu
großen Erfolgen zu kommen. Leider
werden diese Einzeldisziplinen et-
was in den Hintergrund gedrängt.
Bleibt das Fazit: „Im nächsten
Jahr feiert der EV Moritzing sein
50-jähriges Vereinsjubiläum. Wie in
jedem Verein gab es viele Höhe und
Tiefe, Erfolge und Niederlagen. Ein
guter Zusammenhalt und die gute
Mitarbeit aller im Klub ist so etwas
wie ein Garant für eine weitere,
hoffentlich gute Zukunft. Auch
muss der Nachwuchs stets immer
in unserem Objektiv sein“, weiß
Albrecht, der auch als Schieds-
richterobmann im Eisstocksport
im italienischen Eissportverband
FISG tätig ist.