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Titel
Richard Schwienbacher
ST. WALBURG / ULTEN
- (wjw) Als Innungsmeister
der Südtiroler Bäcker ist der sympathische Ultner
Richard Schwienbacher zur Symbolfigur der Bäcker
geworden. Zwanzig Jahre lang hat er sich mit Leib
und Seel für „unser tägliches Brot“ eingesetzt. Und
wenn wir heute in Südtirol eine noch nie dagewe-
sene Brotvielfalt in einer unbestritten guten Qualität
haben, so ist dies vor allem seinem unermüdlichen
Einsatz und seiner Kreativität zu verdanken.
Im „PLUS“-Gespräch gibt uns der Bäcker aus
Leidenschaft ein paar Einblicke in sein vielseitiges
Schaffen.
Herr Schwienbacher, war es
für Sie von Anfang an klar, in
die Fußstapfen Ihres Vaters zu
treten und Bäcker zu werden?
Nicht unbedingt. Zwar habe ich
nach der Pflichtschule und der
Gewerbevorbereitung die Bäcker-
lehre bei meinem Vater in der
damaligen Bäckerei beim Eggwirt
nebenan absolviert, dann einige
Zeit bei einer Bäckerei in Lana
praktiziert und auch die Gesellen-
prüfung sowie die Konditorlehre
geschafft, aber definitiv wollte
ich mich nicht an die Backstube
binden. Ich besuchte als Werkstu-
dent die Abendschule bei Professor
Hans Prünster vom Künstlerbund
in Bozen. Darauf folgte ein Jahr
Lehrauftrag als Aushilfslehrer für
Kunsterziehung in der Mittelschu-
le Lana/St. Walburg.
Die Kunsterziehung hat Sie of-
fensichtlich nicht von der Kunst
des Backens abgebracht.
Kunst kommt von Können. Hat
viel mit Schönheit und Lebens-
freude zu tun. In den meisten
Berufen steckt somit auch Kunst.
Ich sah große Möglichkeiten zum
Ausbau des elterlichen Betriebes.
Meine Großmutter hatte die Bäcke-
rei 1919 zusätzlich zum Bauernhof
und zur Gastwirtschaft Eggwirt
eröffnet. 1949, ein Jahr nach
meiner Geburt, hat mein Vater
Richard den Betrieb übernommen.
Nach Besuch der Meisterschule für
zum Aufbau des Qualitätszeichens
im Sektor Brot.
Wie haben Sie die Arbeit im
eigenen Betrieb und die auf-
wändige Tätigkeit für die Be-
rufsgruppe unter einen Hut
gebracht?
Zum einen war ich damals jung
und voller Tatendrang. Aber das
größte Verdienst gebührt meiner
Frau Gerti Huber. Sie war Lehrerin
im Ort und durch und durch na-
Der Bio-Bäcker
Nummer eins
Bäcker in Lochham bei München
mit abschließender Meisterprü-
fung 1972 ging’s dann bei mir
richtig los. Ich organisierte Brot-
ausstellungen und –verkostungen,
zuerst mit der Bäckerinnung Me-
ran und später dann landesweit.
1977 durfte ich das Berufsbild der
Bäcker und Konditoren in Südtirol
ausarbeiten und hielt für einige
Jahre Vorbereitungskurse für die
Meisterprüfung ab. Es kam dann
turbegeistert. Sie verkörpert quasi
das „Bio“ von Grund auf und ist
nach wie vor mein Antriebseli-
xier. Dazu kamen stets tüchtige,
motivierte Mitarbeiter und immer
rationellere Maschinen und Geräte
in der Backstube erleichterten den
Arbeitsprozess.
Was war Ihr besonderes An-
liegen in Ihrer Eigenschaft als
Landesinnungsmeister der Bä-
cker von 1989 bis 2009?
Mein größtes Anliegen war, Kon-
takte mit den Bäckerinnungen in
Italien, Österreich, Deutschland
und der Schweiz zu knüpfen. Es
ist für den gesamten Berufsstand
von großem Wert, in diesen Län-
dern anerkannt und geschätzt
zu werden. So war es für die
Weiterbildung vorteilhaft, die
Berufskollegen zu kennen und
von ihren Erfahrungen zu lernen.
Heute sind die Südtiroler Brot-
spezialitäten weit über unsere
Grenzen bekannt und gefragt.
Ein weiterer Schwerpunkt war die
Schaffung professioneller Aus- und
Weiterbildung. Bestens geschulte
Fachlehrer vermitteln heute den
Nachwuchsbäckern und -Kondito-
ren wertvolle Kenntnisse. Sie sind
Garanten für eine Brotkultur, die
nichts mit fertigen Backmittelmi-
schungen am Hut hat. Unser täg-
liches Brot ist ein wertvolles Gut.
Wenn das Brot nicht gut ist, kann
es auch kein Gut sein. Zu meiner
Lehrlingszeit hat es noch keine
Immer wieder gibt es Preise für das ULT-
NERBROT. Hannes Schwienbacher nimmt
hier den Goldenen Preis der Deutschen
Landwirtschafts-Gesellschaft auf der
„Biofach“-Messe in Nürnberg für das
Bio-Schüttelbrot entgegen
© Foto hds