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terland waren, kam Salurn und der
hoch über der Ortschaft gelegenen
Haderburg eine strategische Bedeu-
tung zu. Die Salurner Klause war
eine von der Natur begünstigte Tal-
sperre, denn die sumpfigen Niede-
rungen des Etschtals drängten die
Hauptstraße eng an die hoch aufra-
genden Felswände.
Um eine effiziente Kontrolle des
Hauptverbindungsweges erreichen
zu können war die auf einem Felszahn
errichtete Burg allein allerdings nicht
ausreichend, sondern musste mit
einer direkt an der Straße errichte-
ten Wegsperre ergänzt werden, die
sich in einigen Mauerresten etwas
weiter südlich der Burg noch erhal-
ten hat. Hier ließ sich die Straße
notfalls sperren, um einem von Sü-
den vorrückenden Feind den Zugang
ins Unterland zu verwehren.
EIN BOLLWERK IM KONFLIKT
ZWISCHEN LUXEMBURGERN,
WITTELSBACHERN UND HABS-
BURGERN
Ludwig von Brandenburg, der zwei-
te Ehemann der Gräfin Margarethe
„Maultasch“ musste schmerzlich er-
fahren, was es bedeuten konnte,
wenn die Salurner Klause in unzu-
verlässigen Händen lag. Ludwig
hatte sich zu Beginn seiner Herr-
schaft durch die Bevorzugung „land-
fremder“ bayerischer Adeliger beim
einheimischen Tiroler Adel sehr un-
beliebt gemacht. Diese Vorbehalte
entluden sich, als Kaiser Karl IV.
1347 einen Feldzug nach Tirol un-
ternahm, um das Land für den
vertriebenen Johann Heinrich,
Margarethes erstem Gemahl, zurück-
zuerobern.
Karl versuchte im April 1347 von
Trient aufwärts durch das Etschtal
nach Bozen und Meran vorzustoßen,
denn in Trient besaß er in der Person
des Bischofs Nikolaus von Brünn
einen wertvollen Verbündeten. Lud-
wig verließ sich wahrscheinlich auf
die Möglichkeit den Feind in Salurn
aufzuhalten, wusste er doch die
Veste in der Hand des Landeshaupt-
manns Engelmar von Vilanders.
Dieser wechselte jedoch die politische
Seite und so konnte Karl erstaunlich
rasch bis Bozen und Meran vordringen
und beide Städte durch Feuer zerstö-
ren. Der Feldzug scheiterte dann zwar
vor den Burgmauern von Schloss
Tirol, doch Ludwig von Brandenburg
wurde schmerzlich bewusst, dass
Salurn in andere Hände gelegt werden
muss. Herzog Konrad von Teck bela-
gerte die Burg Salurn daraufhin im
Auftrag des Brandenburgers und
konnte sie schließlich einnehmen.
Engelmar von Vilanders wurde vor
der Burg Rodenegg hingerichtet, und
Konrad von Teck übernahm die di-
rekte Verwaltung der Burg Salurn,
die während der Kämpfe beschädigt
worden war.
Nun befand sich die Burg endlich in
zuverlässigen Händen, denn Konrad
von Teck war Ludwig treu ergeben
und verfolgte die Gegner des Mark-
grafen hartnäckig. Dies führte dazu,
dass er 1352 schließlich ermordet
wurde und Ludwig sich gezwungen
sah einen neuen Vertrauensmann für
die Verwaltung der Burg Salurn zu
suchen.
Er fand ihn schließlich in der Person
des Botsch von Florenz, Abkömmling
der Familie Rossi aus der Handelsstadt
am Arno. Botsch ließ die Burg wie-
derherstellen und versah sie mit einem
tiefer gelegenen neuen Zwinger, der
Schwalbenschwanzzinnen trägt. Der
neue Burgherr, der in dieser Zeit auch
über die Propstei zu Tramin gebot,
verwaltete die Burg an der Klause
über mehrere Jahrzehnte bis 1374.
Als Margarethe Maultasch nach dem
Tode ihres zweiten Gemahls Ludwig
von Brandenburg und ihres Sohnes
Meinhard III. am 26. Jänner 1363 die
Herrschaft in Tirol an Rudolf IV. von
Habsburg durch eine ausführliche
Urkunde abtrat, waren darin auch
die Besitzungen im Unterland, der
Markt Neumarkt mit der Burg Caldiff,
die Propstei Tramin und die Herrschaft
über Salurn inbegriffen. In der Ab-
tretungsurkunde verlangte Margare-
the von den Pflegern und Amtleuten
dem neuen Landesherrn Treue und
Gehorsam zu schwören. Diesem Ver-
langen kam auch der Botsch nach
und Rudolf IV. beließ ihn im Besitz
der Burg Salurn.
Bis in die Zeit Maximilians wurde die
Haderburg immer wieder ausgebaut
und den neuen militärischen Erfor-
dernissen angepasst, ein Zeichen
dafür, dass sie als Tiroler Stützpunkt
und militärisches Bollwerk im Süd-
tiroler Unterland noch lange ihre
Funktion erfüllen sollte. Mit einer
Sprachgrenze hatte die Salurner Klau-
se damals allerdings nichts zu tun,
diese verlief viel weiter südlich bei
Lavis.
Diesen
Beitrag hat
Univ.-H.Prof.
Doz. DDr.
Helmut
Rizzolli,
Präsiden der
Stiftung
Bozner
Schlösser, für
Sie verfasst.
Die Haderburg: Das Vorwerk mit den Schwalbenschwanzzinnen wurde nach der
Eroberung der Burg 1348 durch Konrad von Teck ab 1352 errichtet.
Der Marktflecken Neumarkt war das
wirtschaftliche Rückgrat der Tiroler
Besitzungen im Unterland und ein
wichtiger Handelsplatz, der auch über
eigene Lauben und charakteristische
Erker verfügte.
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Kunst & Kultur
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