Seite 19 - WIR_09_2013

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Kunst & Kultur
Verbergungszeitpunkt um 1160,
jedenfalls aber vor 1177 als man
in Venedig begann kleine Münzen
nach dem Vorbild der schüsselför-
migen Veroneser Denare zu prägen.
Der Münzschatz von Salurn
Kleiner als der umfangreiche Münz-
schatz von Pfatten ist der Münz-
schatz von Salurn, der um 1850
am Galgenbühel an der Salurner
Klause entdeckt wurde und 269
Veroneser Denare enthielt, die zu
den gleichen Typen gehören, wie
sie auch im Fund von Pfatten vor-
kommen. Es könnte sich bei diesem
kleineren Schatz vielleicht um die
Barschaft eines Händlers handeln.
Auch ist nichts über ein Münzgefäß
bekannt, so dass man vermuten
könnte, dass sich die Münzen ur-
sprünglich in einem Säckchen aus
Leinen oder Leder befunden haben
könnten. Der Schatz von Salurn
dürfte etwa zur selben Zeit wie
jener von Pfatten verborgen worden
sein und beide Funde belegen deut-
lich, dass die kleinen Pfennige aus
Verona in der zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts den Münzumlauf
im Lande dominierten und dass die
größeren Dünnpfennige aus dem
Norden nur gelegentlich eine Rolle
gespielt haben dürften.
Der Münzhort von Margreid
Rund hundert Jahre jünger als die
beiden Schätze von Pfatten und
Salurn ist der um 1269 verborgene
Münzhort von Margreid. In diesen
rund hundert Jahren hatte sich
auf dem Gebiet des Münzgeldes
einiges verändert, denn der Bestand
Diesen Beitrag hat Univ.H-Prof. Doz. DDr.
Helmut Rizzolli, Präsident der Bozner
Schlösserstiftung, für Sie verfasst.
Einer Sage zufolge war am Regenstein, ei-
ner wassertriefenden Felskuppe zwischen
Entiklar und Margreid, ein verwünschter
Schatz vergraben worden. Im Jahr 1960
kamen beim Bau einer Wasserleitung
216 Münzen zum Vorschein, von denen
die meisten aus der Münzstätte Trient
stammen und vor 1269 geprägt worden
waren.
Vs.: Segnender Trienter Bischof.
Rs.: IMPERATOR F, wobei Kaiser Friedrich
I. gemeint ist, der den Trienter Bischöfen
seinerzeit das Münzrecht eingeräumt hat-
te. Silber, 1,46g. Durchmesser: 19 mm.
Der um 1269 verborgene Münzschatz von Neumarkt enthielt in einem Keramikgefäß
keine Prägungen aus dem alttirolischen Raum, sondern ausschließlich Münzen von
Venedig, Triest und Aquileia. Wahrscheinlich hat ein durchreisender Kaufmann aus
dem Süden diese Münzen vergraben.
Alle genannten Münzschätze sind in
der zweibändigen „Münzgeschichte des
alttirolischen Raumes im Mittelalter“
ausführlich beschrieben und abgebildet.
aus Margreid enthielt auch silber-
ne Grossi. Es handelt sich dabei
um relativ große und gleichzeitig
auch dickere Münzen, die einem
Vielfachen der kleinen Pfennige
entsprachen. Diese Grossi stammen
aus den Münzstätten von Mailand
und Verona und auch die Münzstät-
te Venedig ist mit einem silbernen
Matapan des Dogen Iacopo Tiepo-
lo (1229 – 1249) in diesem Hort
vertreten. Die Grossi spielten im
13. Jahrhundert als Handelsmünze
nun eine viel größere Rolle als die
kleinen Pfennige aus Verona, die
nun auf den lokalen, alltäglichen
Bedarf beschränkt scheinen.
Der Münzfund von Margreid wurde
1960 beim Regenstein zwischen
Entiklar und Margreid entdeckt.
Er lag in ca. 65 cm Tiefe und die
Münzen befanden sich in einem
ledernen Behältnis zusammen mit
einem kleinen, bandförmigen Sil-
berring. Der Schatz bestand aus 216
Münzen, von denen die meisten aus
der Münzstätte Trient kamen. Ganz
ähnlich wie bei den Grossi aus Ve-
rona, Mailand und Venedig handelt
es sich auch bei den Stücken aus
der Münzstätte Trient um Pfennig-
vielfache, genau gesagt um 20er.
Die eine Seite der Trientner Münzen
zeigt den segnenden Bischof mit
Umschrift, die andere ein großes
F und die Umschrift IMPERATOR
oder INPERATOR. Interesssant ist
die Tatsache, dass nach einer al-
ten Überlieferung am Regenstein
sich ein verwunschener Schatz
befindet. Somit ist in dieser Sage
ein Körnchen Wahrheit enthalten.
Der Münzschatz
von Neumarkt
In derselben Zeit wie der Schatz von
Margreid wurde der Schatz von Neu-
markt verborgen. Er besteht aus 38
Münzen, die in einem Keramiktopf
aufbewahrt wurden. Diese Münzen
wurden alle außerhalb des Landes
geprägt und zwar 29 in Venedig,
sieben in Aquileja und zwei in
Triest. Offenbar hat ein landfrem-
der Handelsmann diese Münzen
verborgen ohne sie je wieder aus
ihrem Versteck zu holen.
Der Goldmünzenschatz von Tramin
Im Jahre 1984 entdeckte man beim
Umbau eines Hauses unterhalb
des Hügels von Kastellaz in einer
Wandnische ein Leinensäckchen mit
24 Goldmünzen, das dort um 1395
verborgen wurde. Dieser Münzfund
dokumentiert, dass rund 120 Jahre
nachdem die Funde von Margreid
und Neumarkt verborgen wurden
wiederum völlig andere Verhältnis-
se eingetreten sind. Die meisten
der 24 Goldmünzen sind venezi-
anische Dukaten, nur eine wurde
in Rom – und zwar als Beischlag
zu den venezianischen Dukaten
– geprägt. Es handelt sich um da-
mals hochwertige Goldmünzen, die
besonders bei den Fernhändlern
beliebt waren, aber auch als wert-
beständige Münze gehortet und
zum Begleichen großer Beträge
herangezogen wurden.
Die Münzschätze aus dem Südtiroler
Unterland zeigen von ca. 1160 bis
ca. 1400 über nahezu 250 Jahre
hinweg die grundlegenden Ent-
wicklungslinien der Tiroler Münzge-
schichte auf. Sie gehören damit zu
den wichtigsten derartigen Funden
im Veroneser Währungsraum. Neben
vielen anderen Funden und Doku-
menten sind sie ausführlich in der
zweibändigen Münzgeschichte des
alttiroler Raumes im Mittelalter
(CNTM) beschrieben