Seite 14 - WIR_10_2013

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KALTERN
-
(br) „Die Standseilbahn
auf die Mendel ist sicher, aber ei-
nen Zwischenfall kann es dennoch
geben“, sagte Richard Thaler, der
verantwortliche Techniker für die
Mendelbahn. Was tun, wenn die
Bahn plötzlich steht? Bei einer
Notfallübung wurde das Szenario
durchgespielt. Die Standseilbahn auf
die Mendel wird regelmäßig einer
technischen Prüfung unterzogen.
Derzeit laufen die Wartungsarbeiten.
Bis zum 15. Dezember fällt die Bahn
daher für den öffentlichen Personen-
transport aus. Aber auch Notfall-
übungen führt die SAD-Gesellschaft
alljährlich durch – mit den eigenen
Leuten und immer wieder auch mit
der Feuerwehr, dem Bergrettungs-
dienst und anderen Hilfsorganisati-
onen. Denn im Ernstfall muss jeder
wissen, was zu tun ist.
VIELE SICHERHEITSMASS-
NAHMEN
Was kann passieren? Ein techni-
scher Defekt, ein Erdrutsch oder
Steinschlag können die Bahn
zum Stehen bringen. Die SAD-
Gesellschaft hat laufend Sicher-
heitsmaßnahmen durchgeführt,
so etwa die Lawinenverbauung, die
Erneuerung der Schutzmauern oder
die Errichtung der Metallstiegen,
wo früher Betonstiegen waren.
Notfall-Szenarium durchgespielt
„Zwei Mal im Jahr begehen wir
die Strecke und kontrollieren die
Kunstbauten“, sagte Thaler zu den
Bediensteten der SAD-Nahverkehr-
Gesellschaft, die an der Talstation
der Mendelbahn mit den Männern
der Freiwilligen Feuerwehr St. An-
ton und der Bergrettung Kaltern
zusammenkamen. Sie stiegen in
die Kabine, und die Bahn setzte
sich – begleitet von der Startsirene
– in Bewegung. Auf dem Programm
stand eine Notfallübung.
BIS 64 PROZENT STEIGUNG
„In einem Notfall sind wir inner-
halb von drei, vier Minuten an Ort
und Stelle“, sagte Andreas Bernard,
Kommandant der Feuerwehr St. An-
ton. Zwei Mal musste die Feuerwehr
in den vergangenen vier Jahren
zu einem Ernstfall ausrücken. Die
Bahn war unterhalb des Viadukts
stehen geblieben.
„Da ist das Gelände offen, und die
Evakuierung stellte kein Problem
dar“, sagte Andreas Bernard, der
Kommandant der Freiwilligen Feu-
erwehr St. Anton. Schwierig sei es
dagegen, wenn die Bahn im steilen
Gelände nach dem Viadukt stehen
bleibt. Bis zu 64 Prozent Steigung
herrsche dort. An mehreren Stellen
ist ein Drahtseil zum Festhalten,
eine so genannte Lebenslinie, ge-
spannt.
GESICHERT ÜBER
RETTUNGSSTEIG
Auf der Brücke hielt die Bahn
an. Einer zog die Klappe am Si-
cherheitsschalter, so dass die Tür
manuell geöffnet werden konnte.
Geöffnet wurde auch das Fach im
Kabinenboden, wo 20 Gurten mit
Seil und Karabiner verstaut sind.
Damit werden die Passagiere im Falle
einer Räumung gesichert über die
Rettungssteige geleitet. Ist die Bahn
voll besetzt, sind 80 Leute in der
Kabine, die dann in Gruppen eva-
kuiert werden. Die Steige führen zu
Forstwegen, zum Kalterer Höhenweg
und ab dem Viadukt auf die Mendel-
straße. Die Männer traten auf den
Bergesteig, der die Trasse säumt.
„Da ist wenig Platz, und auch das
Geländer ist nicht sehr hoch“, sagte
Bernard. Die Truppe besprach einige
Verbesserungen, die ohne großen
Aufwand durchgeführt werden kön-
nen: die Erhöhung des Geländers,
eine durchgehende „Lebenslinie“
und eventuell ein zusätzlicher
Rettungsweg im kritischen Gelände.
In den Kabinen sind 20 Gurten –
für den Notfall
Die Standseilbahn Richtung Mendel
Bis zu 64 Prozent Steigung
überwindet die Mendelbahn
Die Mendelbahn
wurde 1903 in Betrieb genommen und bestand ursprünglich aus zwei
Teilen: der heutigen Standseilbahn von St. Anton zum Mendelpass
und der Verbindung vom Bahnhof Kaltern nach St. Anton. Dieser
Teil wurde 1963 zusammen mit der Überetscher Bahn aufgelassen.
Der berühmteste Fahrgast war wohl Kaiser Franz Josef, der 1905
zu den großen Militärmanövern in das Nonstal unterwegs war und
die Mendelbahn benutzte.
Die Mendelbahn überwindet 854 Höhenmeter auf einer Länge von
2370 Metern. Eine Fahrt dauert zwölf Minuten. Einheimische und
Urlauber nutzen die Bahn gerne. So ist sie auch gut ausgelastet. Im
Sommer fährt sie alle 20 Minuten, im Winter im Halb-Stunden-Takt.
SAD-Bedienstete, Feuerwehrleute und Berg-rettung kamen zur Notfallübung an der
Talstation der Mendelbahn zusammen.
Lokales