Seite 16 - WIR_11_2013

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Lokales
St. Pauls
- (br) Tirgg heißt hier-
zulande der Türkweizen oder Mais,
und er wurde früher auch im Über-
etsch angebaut, vor allem im Talbo-
den von Unterrain – bis Obst- und
Weinkulturen die Äcker verdräng-
ten. Jetzt lebt die alte Tradition
rund um den Tirgg wieder auf. Die
Gruppe der Hirten-Darsteller der
Lebenden Krippe von St. Pauls hat
sich dieses Ziel gesetzt. Sie bebaut
eine Fläche von drei „Starland“ in
den Gemeindemösern von Unter-
rein: erstmals im vergangenen Jahr,
heuer zum zweiten Mal. Die Ernte
zeigten sie bei einem Umzug durch
die Gassen von St. Pauls.
Angeführt wurde der lange Zug von
der frisch gekürten Maiskönigin
Hilde Kager und den Musikanten,
gefolgt von Knechten und Mägden
mit den Arbeitsgeräten. In den
Kisten der Traktoren wurden die
Kolben geliefert: ungeschält. Denn
das „Tschilln“ führten die Männer
und Frauen im Dorfkeller vor.
KOLBEN TROCKNEN
Tschilln sind die Blätter der Mais-
Tirgg tschilln – so wie früher
kolben, und Tschilln wird auch
das Lösen dieser Blätter genannt,
damit die Frucht freigelegt ist und
trocknen kann. In großen Kör-
ben wurde der Tirgg in den Keller
gebracht, wo geschickte Hände
Kolben um Kolben tschillten und
in Bündel zu sieben, acht Stück
verflochten. Diese werden dann
auf den Balken in den Städeln
aufgehängt.
Bis Ende Jänner bleiben die Mais-
kolben an der Luft. Dann sind sie
trocken, und die Körner werden
Die Maiskönigin, flankiert vom Saltner Hartmann Haller und Otto Kager, führte
den Zug an.
Immer wieder kam Nachschub für die
Tschiller (von links): Petra Dissertori,
Hanni Kager und Heinrich Dissertori.
vom Kolben gelöst. In der Mühle
wird daraus feines Musmehl oder
Polentamehl gemahlen. Der Tirgg
war früher ein Hauptnahrungsmit-
tel und kam schon auf den Früh-
stückstisch – als Mus. Zu Mittag
gab es Polenta mit Käse, Wurst
oder auch Marmelade, am Abend
wurde die Polenta geröstet.
WISSEN WEITERGEBEN
„Von der Pflanze wurde alles ver-
wertet – sogar die Tschilln, die in
Säcke für das Nachtlager gefüllt
ÜBERETSCH
- (w) Die Freunde
der Überetscherbahn haben ihren
Wunschzettel fürs Christkind schon
ausgefüllt. Sie hoffen stark auf die
Bahn, auch wenn ein sogenannter
Metrobus schon in den Startlöchern
steht. Am Montag den 2. Dezember
präsentierte sich der Verein „Freun-
de der Überetscherbahn“ im Lanser-
haus in St. Michael und brachte gut
dokumentierte Argumente für die
Eisenbahnverbindung vor.
Nach der Einführung durch Eppans
Bürgermeister Wilfried Trettl referierte
Kalterns Vize-BM Arnold von Stefenelli
über den öffentlichen Nahverkehr
im Überetsch, den Metrobus, über
Beschlüsse der Gemeinderäte von
Eppan und Kaltern für ein schienen-
gebundenes Verkehrssystem oder wie
es zur Vereinsgründung gekommen ist.
Ziel des Vereins ist die Errichtung einer
Weihnachtswunsch Bahn?
Regionalbahn von Sigmundskron bis
zum Bahnhof Kaltern auf der alten
Bahntrasse.
Der Techniker Romano Comunello
ging dann konkret auf die Bahn-
Trassenführungen ein und gab erste
Kostenschätzungen.
Als speziellen Gast konnte der Verein
den Schweizer Verkehrsplaner Paul
Stopper begrüßen, der mit seinem
Referat zum Thema: „Metrobus – ist
das Billigste auch das Beste?“ ein Plä-
doyer für eine Überetsch-Bahn hielt.
Die
WIR
hat sich zum Thema Überet-
scher Bahn seit geraumer Zeit immer
wieder geäußert. Wir werden auch
weiterhin die Entwicklung aufmerk-
sam verfolgen und darüber berichten.
Die Publikumsdiskussion im Lanser-
haus war sehr rege und konstruktiv,
wenn auch zum Teil recht kontrovers.
Der Landtagsabgeordnete Sigmar Sto-
cker riet den Gemeindeverwaltun-
gen, sich nicht mit dem billigeren
Metrobus-Projekt abspeisen zu lassen.
Stellvertretend für die Kritiker des
Metrobusses, der seinen Namen in
der jetzigen Form nicht verdient,
möchten wir einen Kommentar von
Pseudonym „Iceman“ aus dem Portal
SüdtirolNews bringen: „Der Metrobus
wird der größte Flop. Zur Zeit haben
wir 800 Meter Vorzugsspur zwischen
Sigmundskron und Meraner Kreuzung
und 600 Meter zwischen Drususbrücke
und Verdiplatz. Die restlichen 13 Ki-
lometer fährt dieser Metrobus schön
gemächlich in der Kolonne hinter
Traktoren, Lkws, Führerscheinneu-
lingen, Touristen und Radfahrern...“
wurden“, erzählt der Oberhirte
Heinrich Dissertori. Die Traditi-
on rund um den Tirgg wollen die
Hirten neu aufleben lassen, dass
auch den jungen Leuten das Wissen
darum mitgegeben wird.
Zu Fasching laden die Hirten erneut
zu einem Fest. Da wird in den gro-
ßen Kupferkesseln Polenta gekocht
und auch Mus- und Polentamehl an
die Bevölkerung verteilt.
FotoSüdtirolNews