Seite 18 - WIR_11_2013

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Kunst & Kultur
S
üdtirol gehört zu den bur-
genreichsten Gegenden
Europas und der Bozner
Talkessel enthält die größte
Burgendichte überhaupt.
Die Burgen entstanden als Zweck-
bauten: militärische Anlagen zur
Sicherung von Wegen, Flussüber-
gängen und Zollstätten, von Herr-
schaftsinteressen und Landbesitz.
Burgen sind Landmarken, weil sie weithin sichtbar sind. Deshalb gehören sie besonders im Gebirge zu
den eindrucksvollsten Zeugnissen aus dem Mittelalter. Vom Dynastensitz über die Ritterburg bis zum ein-
fachen Wohnturm gab es zahlreiche verschiedene Burgentypen, die durch die Form des Bauplatzes und
durch verschiedene Um- und Zubauten durch die Jahrhunderte jeweils ihren eigenen Charakter erhielten.
Sie dienten als Verwaltungs- und
Gerichtssitze und der Repräsen-
tation des Adels. In zahlreichen
Fehden und Kriegen spielten sie
eine Rolle und manche Anlage
wurde wiederholt gebrochen und
zerstört. Die Zeit ihres Niedergangs
wurde von den aufkommenden
Feuerwaffen eingeleitet. Die
steinernen und eisernen Kugeln
durchschlugen Mauern und Tore
und die alten Wehranlagen lagen
viel zu oft weit abseits auf fast
unerreichbaren Felsen. So kam
es zur Trennung von Wohn- und
Wehrfunktion: aus den Burgen
entwickelten sich einerseits die
wehrhaften und den Feuerwaffen
angepassten Festungen und ande-
rerseits die luxuriösen Schlösser
als standesgemäße Stadt- und
Landsitze des Adels. Die Jahrhun-
derte brachten den alten Burgen
meist Zerstörung und Verfall, was
Krieg und Plünderung übrig ge-
lassen hatten, fiel dem Steinraub
zum Opfer und erst der modernen
Denkmalpflege gelang es, so Man-
ches wieder freizulegen und zu
restaurieren.
Burgen
im Taschenformat
Schloss Runkelstein bei Bozen gehört zu den bedeutendsten Burganlagen in Südtirol und beherbergt den größten profanen Freskenbestand des Mittelalters weltweit.
Dieser entstand zwischen 1388 und 1410 im Auftrag des Niklaus Vintler (ca. 1345 – 1413), der aus städtisch-bürgerlichen Verhältnissen zum Obersten Amtmann der
Habsburger in Tirol aufgestiegen war. Er ließ die romanische Burg, die von den Herren von Wangen ab 1237 errichtet worden war, um- und ausbauen. Die kompakte
Burganlage liegt wie ein Adlerhorst auf einem aus der Talferschlucht aufragenden Porphyrfelsen. Eine behutsame Restaurierung Ende des 19. Jahrhunderts hat der
Burganlage ihr mittelalterliches Aussehen bewahrt.