Seite 19 - WIR_11_2013

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Kunst & Kultur
Diesen Beitrag hat Univ.-H.Prof. Doz. DDr.
Helmut Rizzolli, Präsident der Stiftung
Bozner Schlösser, für Sie verfasst.
Modelle helfen
verstehen
Die Natur begann schon bald nach-
dem eine Burg verlassen wurde,
sich die Anlage wieder zurück zu
holen. Hohes Gras und die Wurzeln
der Bäume nagten am Gemäuer
und am Putz und in den Burghöfen
und Rittersälen standen schon
bald Tannen, Fichten und Eichen.
Bei modernen Restaurierungs-
arbeiten hat man inzwischen
erkannt, dass nicht der ganze
Bewuchs entfernt werden soll.
Auch im Umfeld der Burgen blei-
ben heute die hohen Bäume meist
stehen und so ist es bei mehr als
nur einer Anlage schwierig sie in
ihrer Vollständigkeit zu erfassen.
Hier helfen Modelle, die nach mo-
dernen Vermessungsplänen und
unter der Berücksichtigung archi-
tektonischer Details angefertigt
werden. Durch Modelle lassen sich
diese Anlagen in ihrer Gesamt-
heit besonders gut darstellen und
erleichtern das Verstehen: wie
entstand eine Anlage?, wozu hat
sie gedient und wie hat sie sich
entwickelt? All dies sind Fragen,
auf die sich Antworten durch ein
Modell finden lassen.
Modellbauer aus
Leidenschaft
Eine Auswahl der berühmtesten
Burgen Südtirols hat der Bozner
Ingenieur Luciano Vincenzi in
Modellen nachgebaut und stellt sie
in einer Ausstellung auf Schloss
Maretsch in Zusammenarbeit mit
der Stiftung Bozner Schlösser
aus. Rund zwanzig Modelle der
bekanntesten Anlagen zwischen
Sterzing und Salurn erzählen die
spannende Geschichte der Südti-
roler Burgen, die mit der ältesten
Anlage von Formigar / Sigmunds-
Burg Sigmundskron: Die ursprünglich auf diesem Burgfelsen errichtete Anlage wurde Formigar und später Firmian genannt
und ist in einer historischen Notiz zum Jahre 945 erstmals genannt. Sie war eine Doppelburganlage mit Ober- und Unterburg
und unterstand dem Bischof von Trient. Dessen Gefolgsleute verwalteten von hier aus einen beträchtlichen Teil der umlie-
genden bischöflichen Besitzungen. Schon 1370 wurden zwei Drittel der Anlage an die Habsburger verkauft und nachdem
Herzog Sigmund der Münzreiche 1473 das letzte Drittel erworben hatte, wurde die Anlage bis 1478 teilweise abgerissen
und als Festung wieder aufgebaut, deren Mauern und runde Türme an die neue Technik der Feuerwaffen angepasst waren.
Die Haderburg, oder Burg Salurn, wie sie ursprünglich hieß, liegt in einer besonderen
Lage, die auch durch das Modell sehr gut zum Ausdruck kommt. Die Anlage zerfällt
in zwei Teile. Der hochmittelalterliche Teil, der auf der Spitze eines nach allen Seiten
senkrecht abfallenden Felsen liegt und einer frühneuzeitlichen Befestigungslinie
mit runden Geschütztürmen an der Bergseite. Historisch spielte die Burganlage,
seit etwa 1200 in Besitz der Grafen von Tirol, eine bedeutende Rolle und war ein
die Reichsstraße beherrschender Stützpunkt im ansonsten dem Bischof von Trient
gehörenden Südtiroler Unterland.
Burgruine Hocheppan: Von der einst stattlichen Hauptburg der Grafen von Eppan
blieb nur mehr eine beeindruckende Ruine, an der sich die Entstehung der Anlage
gut ablesen lässt. Eine erste große Phase wurde um 1200 errichtet und um 1300
erfolgte ein weiterer, großzügiger Ausbau. Ein besonderes Juwel stellt die Burgka-
pelle dar, die mit romanischen Fresken vollständig bemalt ist. Der letzte Ausbau
der Wehranlage erfolgte im 16. Jahrhundert unter den Grafen Fuchs von Fuchsberg.
Die Burg wird vom weithin sichtbaren fünfeckeigen Bergfried dominiert, der nicht
zu Wohnzwecken, sondern nur zu Verteidigung der Burganlage errichtet wurde.
kron beginnt und sich bis zu den
renaissancezeitlich umgestalteten
Anlagen von Prösels und Maretsch
erstreckt.
Die Ausstellung, die auf Schloss
Maretsch den passenden Rahmen
findet, ist bis zum 31.01.2014
jeweils von Freitag bis Montag
von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr und
von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr, so-
wie außerhalb dieser Zeiten für
Gruppen mit Vormerkung geöffnet.